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MBB/ Kawasaki/ Eurocopter BK 117

Auf einen Blick

Die BK 117 ist ein Hubschraubertyp, der in der Rettungsfliegerei wie auch in diversen anderen Bereichen der Luftfahrt seit Jahren erfolgreich im Einsatz ist. Er gilt als guter Kompromiss zwischen Abmessungen innen und außen, sowie mit guten Leistungsreserven, die viele andere Baumuster vermissen lassen.

BK 117, hier in dem einstigen, einmalig gebliebenen Design des "Christoph 62"

BK 117, hier in dem einstigen, einmalig gebliebenen Design des "Christoph 62"

Foto: Klaus Heller / amleben.de

Historische Entwicklung

Die Entwicklung der BK 117 basierte ursprünglich auf Erfahrungen, welche die deutsche Firma MBB (Messerschmidt-Bölkow-Blohm) bei Vertrieb und Betreuung ihres Hubschraubers "MBB BO 105" gesammelt hatte. Die BO 105 war seit 1970 serienmäßig im Einsatz. Man war sehr zufrieden mit dem kleinen und wendigen Hubschraubermuster. Dennoch gab es einige Konstruktionsmerkmale der BO 105, welche dafür sprachen, neben der BO 105 auch noch ein etwas größeres Hubschrauber-Baumuster zu entwickeln. Von der Größe her sollte es sich etwa in der Klasse der Bell UH-1D einordnen. Grund war, dass unter anderem in der Luftrettung vermehrt größere Kabinen zur adäquaten Versorgung der Patienten gefordert wurden; die Medizintechnik war umfangreicher geworden und sprengte langsam die beschränkten Dimensionen der BO 105.

Wegen ihrer großen Leistungsreserven nutzt man die BK in der Luftrettung auch gern mit Rettungswinde

Wegen ihrer großen Leistungsreserven nutzt man die BK in der Luftrettung auch gern mit Rettungswinde

Foto: Harald Rieger

Ein neuer Mehrzweckhubschrauber sollte entwickelt werden. Dazu unterschrieben Dr. Ludwig Boelkow, MBB, und Teruaki Yamada von der Japanischen Firma KHI (Kawasaki Heavy Industries) am 25. Februar 1977 einen Joint-Venture-Vertrag. Dieser legte fest, dass MBB den Haupt- und Heckrotor samt der entsprechenden Steuerungs-Elemente, den Heckrotorträger mit Leitwerk, die Hydrauliksysteme, das Kufenlandegestell, die Integration der Systeme und das Steuerwerk übernehmen sollte. KHI zeichnete hingegen u.a. verantwortlich für den Rumpf des Hubschraubers sowie sein Getriebe, die Kraftstoffsysteme und die Standard-Ausrüstung.

Gemeinsam realisierten die beiden Firmen auf diese Weise die "BK 117". Erfahrungen aus der Konzipierung und der mehrjährigen Wartungsarbeiten am Muster MBB BO 105 konnten dabei nutzbringend eingebracht werden. So wurde beispielsweise der Rotorkopf wieder in der bekannten gelenklosen Bauweise ("System Bölkow") entwickelt. Herstellerangaben zufolge sorgt gerade dies für die „unvergleichbare Manövrierfähigkeit“ (*) der BK 117. Die Montage der Serienmodelle erfolgte in Donauwörth (Bundesrepublik Deutschland) und Gifu (Japan).

Verschiedene Ausführungen und Versionen

Der erste flugfähige Prototyp, genannt "BK 117 P2", startete am 13.06.1979 am MBB-Werk in Ottobrunn zu seinem Jungfernflug. Am 10.08.1979 tat es ihm der japanische Prototyp, genannt "BK 117 P3", in Gifu nach. Danach dauerte es noch bis zum 09.12.1982, bis durch die Zulassung der BK 117 seitens des Luftfahrtbundesamtes (LBA) der Betrieb von Hubschraubern dieses Typs in Deutschland genehmigt wurde.

Pilotenseite des BK 117-Panels im Cockpit

Pilotenseite des BK 117-Panels im Cockpit

Foto: Patrick Permien

Anfang des Jahres 1983 begann der Verkauf der BK 117 in der ersten Serienmaschinen-Version, genannt "BK 117 A1".
Es gibt eine nicht unerhebliche Anzahl an Ausführungen der BK 117 mit jeweils unterschiedlichen Spezifikationen der Details. Modifiziert wurde mehrmals das maximale Abfluggewicht. Dabei kommen in Hubschraubern vom Typ BK 117 sowohl Turbinen des Herstellers Lycoming als auch Triebwerke von Turboméca zum Einsatz. Grundsätzlich ist die BK 117 als ein Hubschrauber mit zwei Turbinen ausgelegt.

In Deutschland setzt neben der ADAC Luftrettung auch die DRF vielerorts die BK 117 ein

In Deutschland setzt neben der ADAC Luftrettung auch die DRF vielerorts die BK 117 ein

Foto: Patrick Permien

Die wichtigsten Varianten der "BK 117 A..." sind die A1, A3 und die A4. Die beiden letztgenannten Versionen wurden nach der Erst-Präsentation der BK 117 A1 im Abstand von jeweils zwei Jahren auf den Markt gebracht. Die BK 117 A4 erhielt ein verstärktes Getriebe.
Über die A-Versionen hinaus gibt es mehrere Ausführungen der "BK 117 B...": Die B1 und B2. Die BK 117 B1 erhielt ihre Zulassung 1987. Sie verfügt gegenüber den vorherigen Ausführungen über größere Leistungsreserven.
Seit 1992 sind auch C-Versionen auf dem Markt erhältlich. Sie zeichnen sich durch die Modifikation von Heckrotor und Leistungssteuerung aus. Durch letztere erreichen die C-Versionen gesteigerte Höhenleistungen.

Auf dem militärischen Sektor ist der Hubschraubertyp unter anderem als MBB BK 117 M bekannt. Die M-Ausführung wird seit 1985 vertrieben. Gegenüber der BK 117 A3, welcher sie gleicht, wurde das Kufenlandegestell modifiziert. Die BK 117 kann für militärische Zwecke unter anderem zum Transport von bis zu elf voll ausgerüsteten Soldaten genutzt werden. Darüber hinaus ist ein weiteres Einsatzfeld die Funktion als Panzerabwehrhubschrauber (PAH).

Nicht zu vergessen ist auch, dass es eine indonesische Lizenzversion der BK 117 gibt: Die sogenannte NBK 117.

In Ulm (Beschriftung) oder Bremen (Aufnahmeort): Die BK 117 war lange Jahre in Deutschland allgegenwärtig

In Ulm (Beschriftung) oder Bremen (Aufnahmeort): Die BK 117 war lange Jahre in Deutschland allgegenwärtig

Foto: Patrick Permien

Der von MBB und KHI entwickelte Hubschrauber wurde von der Firmengruppe Eurocopter weiter vertrieben, nachdem MBB mit dem französischen Hersteller Aérospatiale Teil der Daimler-Benz-Aerospace (kurz DASA) wurde. Unter der Federführung von Eurocopter wurde dann auch der jüngste Spross der BK-Familie geboren: Nachdem Eurocopter das Hubschrauber- Erfolgsmodell EC 135 mehrere Jahre produziert hatte, entwarf die Firma Mitte der 1990er Jahre ein Baumuster, welches die Charakteristika und Vorteile von BK 117 und EC 135 in sich vereint. Zunächst nannte man diese Entwicklung BK 117 C2. Wesentliche Elemente dieses Hubschraubers muten wie ein Mix aus EC 135 und BK 117 an. Gemäß der Firmenphilosophie von Eurocopter erhielt das neue Kind des Herstellers das Alias "EC 145". Unter diesem Namen wurde das Produkt bekannt. Es ist noch größer als die BK 117. Während das Cockpit der EC 135 entstammt, wurde der Heckausleger samt dem freiliegenden Heckrotor aus der BK 117 übernommen. Die EC 145 verfügt also nicht über den aus der EC 135 und SA 365 bekannten, ummantelten "Fenestron"-Heckrotor. Die EC 145 soll jetzt die BK 117 beerben und dabei möglichst an den Erfolg derjenigen Hubschrauber anschließen, aus welchen sie wesentlich entstand.

Neuer Herstellername

Seit dem 8. Januar 2014 tritt das bisherige Unternehmen Eurocopter, eine EADS-Tochter, unter dem neuen Markennamen "Airbus Helicopter" auf. Die Namen der Hubschraubermodelle (z.B. "EC 135") bleiben aber unverändert.

Einsatzbereiche und Konfigurationsmöglichkeiten

Die BK 117 wurde international zu einem großen Erfolg. So ist sie ein Aushängeschild der Firmen geworden, welche sie entwickelt und vertrieben haben. Das verdankt die BK 117 ihrer universellen Einsetzbarkeit. Diese war bereits in der Entwicklungsphase ein wesentliches Ziel der Konstrukteure. Einsatzbereiche dieses Hubschraubers sind unter anderem:

BK 117 der DRF Luftrettung, hier bei einem Testflug nahe dem Werftgelände auf dem Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden

BK 117 der DRF Luftrettung, hier bei einem Testflug nahe dem Werftgelände auf dem Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden

Foto: Patrick Permien

  • Der Passagier- und VIP-Transport. In der Ausführung zum reinen Personentransport sind sieben bzw. zehn Sitzplätze vorgesehen.
  • Montagearbeiten und Außenlastflüge. Die maximale Außenlast der BK 117 C1 beträgt laut Hersteller 1.500kg, was 3,307lb entspricht.
  • Aufgaben im polizeilichen Bereich sowie für Zwecke des Grenzschutzes. Eine große Anzahl von zusätzlichen Ausstattungs-Bestandteilen wie Außenlautsprecher, starke Scheinwerfer u. dgl. sind montierbar.
  • die Verbrechens- und Terrorismusbekämpfung etwa durch Spezialeinheiten von Polizei, bzw. paramilitärischen oder vergleichbaren staatlichen Institutionen.
  • militärische Belange wie z.B. Truppentransport und Luftkriegsführung etwa als Panzer-Abwehr-Hubschrauber (siehe oben).
  • Nicht zuletzt und vor allem jedoch die Sektoren Luftrettung, Katastrophenschutz sowie Such- und Rettungsdienst (SAR).

BK 117 in der Luftrettung

In den beiden letztgenannten Bereichen erfuhr die BK 117 international eine unvergleichlich starke Akzeptanz. Nicht nur in Deutschland, wo eine zweistellige Zahl an Standorten mit Hubschraubern des Typs BK 117 betrieben wird, sondern auf der ganzen Welt findet man dieses Baumuster im Hilfs- und Rettungseinsatz. So setzen zum Beispiel kanadische und US-amerikanische Rettungsflieger sie genauso ein wie der russische Katastrophenschutz, australische Paramedics, neuseeländische Luftretter und ihre europäischen Kollegen.

Dabei sorgt eine Reihe verschiedener Faktoren dafür, dass das Baumuster von MBB und KHI derart populär wurde. Als da wären:

  • die geräumige Kabine, die oben bereits erwähnt wurde und viel Platz zur Patientenbehandlung bietet
  • die Möglichkeit, optional eine Rettungswinde mitzuführen - sie erlaubt Rettung auch in unwegsamen Gegenden und unter schwierigen Rahmenbedingungen –
  • der hohen Zuladekapazität (ebenfalls bereits angesprochen), welche auch bei ungünstigen Umständen (z.B. beleibter Patient mit Extensionen bei einem Verlegungsflug im Sommer) einen mit Blick auf die Leistungsreserven sicheren Flug ermöglicht
  • und auch die Möglichkeit, bei Bedarf auch eine zweite Trage, einen Transport-Inkubator oder eine Rettungsinsel mitzuführen.

Die BK 117 ist sowohl geeignet für primäre Rettungseinsätze im Rahmen des Notfall- Rettungsdienstes als auch für Einsätze der Sekundärluftrettung (interklinische Patientenverlegungsflüge). Das macht sie nach wie vor zu einem gefragten Einsatzmittel der Luftrettung. Gerade die Option, mit einem Hubschraubermuster den primären und sekundären Indikationsbereich gleichermaßen abdecken zu können, ist heute mehr denn je gefragt. Hintergrund hierfür ist meist die gewünschte möglichst sinnvolle Investition der immer knapper werdenden Finanzmittel.

Darüber hinaus erfüllt die BK 117 auch die Vorschriften der neuen, EU-weit gültigen Luftfahrtnormen ("JAR-OPS 3" genannt). Sie fordern von Hubschraubern der Luftrettung gegenüber den bisherigen gesetzlichen Regelungen unter anderem erhöhte Leistungsreserven für den Notfall. Da die BK 117 diese Forderungen erfüllt, darf sie auch über das Jahr 2009 hinaus betrieben werden (im Gegensatz z.B. zur BO 105). So ist zu erwarten, dass auch scharfe Sicherheitsvorschriften der Erfolgsgeschichte BK 117 bis auf weiteres keinen Abbruch tun werden.

Unzählige ehemalige Notfallpatienten verdanken diesem Hubschraubertyp und natürlich in erster Linie den Crewmitgliedern ihr Leben. Eine Erfolgsstory, die sich sehen lassen kann - und ein Hubschrauber, der noch lange an Deutschlands Himmel zu sehen sein wird.

Als "Medicopter" wurde die BK 117 im RTL-Fernsehen bekannt, wenn auch in ausgesprochen unrealistischer Weise. Hier die Filmmaschine im Realeinsatz in Leipzig

Als "Medicopter" wurde die BK 117 im RTL-Fernsehen bekannt, wenn auch in ausgesprochen unrealistischer Weise. Hier die Filmmaschine im Realeinsatz in Leipzig

Foto: Michael Butz (Archiv)

* Zitat aus einer Werbe-Anzeige der ehemaligen Firma MBB aus dem Jahr 1990

Letzte Textänderung: 30.06.2018

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Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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