Bell 222
Auf einen Blick
Die Bell 222 ist ein bis 2008 in der deutschen Luftrettung eingesetzter Hubschraubertyp. Dieser kam zum Einsatz bei der Teuto Air Lufttransporte GmbH sowie der Hubschrauber Sonder Dienst Flugbetriebs GmbH & Co. KG. Beide Betreiber nutzten die Bell 222 für dringende Transfers von Patienten, Inkubatortransporte, Organtransporte etc. zwischen Kliniken. Die Bell 222 wird seit 2008 an keinem Luftrettungsstandort der deutschen Luftrettung mehr eingesetzt.

Bell 222, hier im Einsatz an der Uniklinik in Hamburg-Eppendorf
Foto: Harald Rieger
Das Baumuster

Bell 222 am damaligen Ambulanzflugdienst-Standort Flughafen Münster-Osnabrück bei Greven
Foto: HSD
Die Bell 222 wird von Bell Helicopter Textron Inc. (US-Bundesstaat Texas) in Serie gefertigt. Standardmäßig verfügt die "triple two" dabei über ein Räderfahrwerk anstelle von Kufen. Die UT-Version hingegen wird mit einem Kufenlandegestell versehen. Dabei sollte die Bell 222, so die Pläne der Konstrukteure, vergleichbaren europäischen Modellen Konkurrenz machen (z.B. der Dauphin) und unter anderem durch geräuscharmen Flug, elegantes Design und die geräumige Kabine bestechen.
In der Luftrettung
Teuto Air hat seine Bell 222 verkauft. Der HSD veräußerte seine aus drei Maschinen bestehende Bell 222-Flotte. Lesen Sie dazu auch unsere Berichterstattung im Nachrichten-Archiv 2008.
Für Primärluftrettung nicht gut geeignet
Viele Bell 222 haben aufgrund der guten Eignung dieses Hubschraubermusters für IFR- Flüge auch die entsprechende Ausrüstung für Nacht- und Schlechtwettereinsätze. So haben mehrere Bell 222 zusätzlich z.B. Radarsensoren. Für die primäre Luftrettung, d.h. die schnelle Zuführung eines Notarztteams für die präklinische Versorgung von Patienten eignet sich die Bell 222 aufgrund ihrer vergleichsweise erheblichen Außenabmessungen kaum. Entsprechend kam sie in diesem Bereich nur selten zum Einsatz.
Problem Hauptrotor-Drehhöhe
Bemängelt wurde auch schon, dass sich die Hauptrotoren in geringer Höhe über dem Erdboden drehen. Mit diesem Hubschraubermuster ist es bereits im August 1994 zu einem Unfall gekommen, bei welchen an einem Krankenhaus in Bad Oeynhausen ein Herztechniker vom auslaufenden Rotorblatt einer Bell 222 getroffen und enthauptet wurde. Nicht erst seit diesem Zeitpunkt ist die Verwendung von diesem Baumuster aufgrund seiner niedrigen Bauart Gegenstand kontroverser Diskussionen.

Ersatz aus Amerika: Bell 222 als ITH Hassfurt an der Herz- und Gefäßklinik Bad Neustadt
Foto: Michael Butz (Archiv)
In der Vergangenheit ist eine beachtliche Anzahl von Bell 222 aus der deutschen Luftrettung ausgeschieden und wurde durch andere Typen ersetzt.
HSD
Dabei fand die Bell 222 beim HSD zuletzt an einem Standort als ITH Verwendung: Halle-Oppin. Dort stehen zwei Maschinen in Bereitschaft. Sie wurden mittlerweile durch BK 117 ersetzt. Die Bell 222 des HSD wurde im Zuge einer Designumstellung in der Hubschrauberflotte übrigens in eine schicke, aber wenig auffällige blau-weiße Farbkombination gehüllt. Ob diese nach dem Verkauf der Maschinen beibehalten wurde, ist nicht bekannt.
Teuto Air
Bei der Teuto Air Lufttransporte GmbH war der Stützpunkt der Bell 222 in Bielefeld-Windelsbleiche am dortigen Flugplatz.
Ausphasung

Die typisch-elegante Form der Bell 222. Hier die Triple Two "D-HCAN" noch im Einsatz für den Ambulanzflugdienst Köln – ab 2002 "Christoph Rheinland" der ADAC Luftrettung mit BK 117
Foto: Michael Butz (Archiv)
In der Luftrettung hatte die Bell 222 große Konkurrenz, die zum Beispiel von der Eurocopter-Gruppe in Form der EC 145 auf den Markt kam. Da diese sich besser für die Aufgaben der Luftrettung eignen, konnte die Bell 222 sich in diesem Marktsegment nicht durchsetzen. Das gilt zumindest für die Bundesrepublik Deutschland.
Da die Bell 222 in der Primärluftrettung nur schwerlich einsetzbar ist, steht ihre Nutzung im Widerspruch zu den heutigen Anforderungen der Betreiber, welche die zufrieden stellende Einsetzbarkeit ihrer Hubschrauber sowohl in der primären als auch in der sekundären Luftrettung fordern. Dies ist sicherlich auch aus finanziellen Gründen als sehr sinnvoll zu begrüßen. Mit einer Länge von etwa 15,30m über alles kann die Bell 222 nicht als klein und wendig bezeichnet werden. Dazu trägt auch die Auslegung als Hubschrauber mit Zweiblattrotor bei. Letzterer sorgt in Verbindung mit den Ausmaßen des Helikopters auch dafür, dass die Bell 222 im Vergleich zu anderen in der deutschen Luftrettung eingesetzten Hubschraubermustern in der Kategorie Lärmemissionen nicht am Besten abschneidet – auch wenn eine gute Schallisolierung in der Kabine für geringe Belästigung durch Betriebsgeräusche sorgt.

Herbstlandung einer Bell 222 vom HSM ("Heli Service Mitte")
Foto: Michael Butz (Archiv)

Die Bell 222 "D-HTEN" der Teuto Air Bielefeld in Hamburg am Krankenhaus Eppendorf
Foto: Harald Rieger
Dennoch kann keiner der Bell 222 ihre Vorteile absprechen, mit denen dieser Hubschrauber durchaus punkten kann – wobei an erster Stelle ihre unbestrittene Eleganz steht. Nicht zuletzt deswegen wird die Bell 222 als schnelles Transportmittel für VIPs auch in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen. Ihre Eleganz bewies die Bell 222 schließlich schon als Filmstar in "Airwolf". Hingegen haben die Verantwortlichen der RTL-Sonntagsserie "Notruf" die Bell 222 (in diesem Fall ein Exemplar des Ambulanzflugdienstes Westfalen) vor Jahren aus ihrem Vorspann verbannt. Wenn man so will, ein Vorbote des langsamen Verschwindens der Triple Two aus dem deutschen Luftrettungsdienst.

Recht groß: Die Bell 222 braucht viel Platz zum Landen und Starten
Foto: Michael Butz (Archiv)

Prägte zuletzt in Deutschland alleine noch das Bild der Bell 222 in der Luftrettung: Maschinen des HSD. Im Jahr 2008 wurden die letzten HSD-Maschinen des Typs Bell 222 verkauft
Foto: Harald Rieger
Letzte Textänderung: 28.03.2019