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Luftrettung in Großbritannien: Dorset and Somerset

03.11.2009

In dieser Reportagenserie sind erschienen:

Am Flugplatz Henstridge befindet sich der Hubschrauberstandort der Dorset and Somerset Air Ambulance (DSAA). Die Einrichtung ist in etwa mit einem deutschen Luftrettungszentrum zu vergleichen. Doch es gibt auch Unterschiede.

Am Heimatflugplatz Henstridge

Am Heimatflugplatz Henstridge

Foto: Johannes Herrmann

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Der Standort

Cockpit der EC 135

Cockpit der EC 135

Foto: Johannes Herrmann

Der Flugplatz Henstridge (ICAO-Code EGHS) liegt mitten in der südenglischen Provinz an der Grenze zwischen den beiden Bezirken Dorset und Somerset, welche durch die DSAA versorgt werden und deshalb namensgebend sind.

Die nächsten größeren Städte sind Yeovil, Salisbury und Bournemouth, die jeweils etwa 20 bis 40 km entfernt liegen.

Vom jetzigen Standort aus kann jeder Punkt der beiden Bezirke in weniger als zwanzig Minuten Flugzeit erreicht werden.

Der derzeit genutzte Gebäudekomplex mit Hangar, Einsatz- und Aufenthaltsräumen wurde erst vor wenigen Jahren neu errichtet und die Crews konnten das bis dahin genutzte Provisorium verlassen.

Am Landeplatz verfügt die Besatzung über eine eigene mobile Betankungsanlage.

Blick in den hinteren Teil der Kabine

Blick in den hinteren Teil der Kabine

Foto: Johannes Herrmann

Die Organisation:

Das zivile Luftrettungssystem in Großbritannien wurde ohne staatliche Unterstützung aufgebaut. 1987 wurde mit der Gründung der Cornwall Air Ambulance der Startschuss dafür gegeben. Nach und nach wurden überall im Land auf Initiative der Bevölkerung oder lokaler Verantwortlicher des Gesundheitswesens bzw. des Rettungsdienstes Organisationen zur notfallmedizinischen Versorgung aus der Luft aus der Taufe gehoben.

Im Regelfall genutzte Möglichkeit zur seitlichen Beladung des Hubschraubers

Im Regelfall genutzte Möglichkeit zur seitlichen Beladung des Hubschraubers

Foto: Johannes Herrmann

Offizielle Indienststellung seitens der königlichen Familie

Offizielle Indienststellung seitens der königlichen Familie

Foto: Johannes Herrmann

Die DSAA wurde im Jahr 2000 als gemeinnützige Organisation gegründet. Wie alle vergleichbaren Organisationen in Großbritannien muss die Luftrettung ohne Zuschüsse von Seiten der Regierung o. ä. auskommen.

Spendenaufkommen für den Betrieb

Die täglichen Betriebskosten von etwa 3.500£ müssen ausschließlich mit Hilfe von Spenden gestemmt werden.
Neben einmaligen Zuwendungen gibt es für Privatpersonen auch Möglichkeiten für regelmäßige Spenden (ähnlich z.B. der Mitgliedschaft in der DRF Luftrettung). Firmen unterstützen die DSAA ebenfalls und dürfen im Gegenzug Werbeaufkleber am Hubschrauber anbringen. Deren Größe richtet sich nach der Höhe der Spende.

Die Air Ambulances verfügen in den meisten Fällen nicht über eigene Hubschrauber sondern mieten diese dauerhaft von kommerziellen Unternehmen an. Im Falle der DSAA kooperiert man mit Bond Air Services. Die Firma mit Sitz in Staverton stellt Rettungs- und Polizeihubschrauber im ganzen Land den jeweiligen Organisationen bereit.

Der Hubschrauber

Die Lackierung ist einfarbig gehalten, der grüne Streifen ist retroreflektierend

Die Lackierung ist einfarbig gehalten, der grüne Streifen ist retroreflektierend

Foto: Johannes Herrmann

Für ihre Einsätze nutzten die Crews anfangs noch die BO 105. Im Jahr 2006 erfolgte dann die Indienststellung der EC 135 T2+ mit der Seriennummer 0517 die unter der Registrierung G-DORS Einsätze fliegt.

Seitenbeladung als Mittel der Wahl

Der medizinische Ausbau umfasst unter anderem die Möglichkeit zum seitlichen Einladen der Trage. Diese Möglichkeit wird, anders als in Deutschland, auch fast immer genutzt. Einerseits ist sie für die Personen beim Einladen rückenschonender, da sie aufrecht stehen können und sich nicht unter dem Tailboom bücken müssen. Außerdem wird die Beladung nicht selten bei laufendem Rotor durchgeführt und man bleibt somit möglichst weit vom Gefahrenbereich des Heckrotors entfernt. Der Umfang der medizinischen Beladung entspricht in etwa dem eines deutschen RTH.

Werftaufenthalte

Umfangreiche Checks und Wartungsarbeiten werden in der Werft von Bond Air Services am Flugplatz Staverton durchgeführt. In dieser Zeit fliegt dann eine Maschine aus dem Reservepool von Bond als Einsatzmaschine.

Die Crew

Eine Einsatzcrew besteht aus drei Personen.
Der Pilot wird wie der Hubschrauber selbst von Bond Air Services gestellt. Weiterhin gehören zwei Paramedics zur Besatzung. Ein Arzt ist nicht an Bord. Grund ist, dass die Hauptaufgabe der Luftrettung in England im Unterschied zu Deutschland nicht in der Notarztzubringung besteht sondern im möglichst schnellen Transport des Patienten ins nächste geeignete Krankenhaus, darum auch wie oben beschrieben oftmals das Einladen des Patienten bei laufendem Rotor.

Die Einsätze

Einsätze werden wie auch in Deutschland für RTH üblich nur am Tag geflogen, da das Risiko bei Außenlandungen in unbekanntem Gelände bei Dunkelheit ungleich höher ist als im hellen.

Die EC 135 mit der Kennung G-DORS

Die EC 135 mit der Kennung G-DORS

Foto: Johannes Herrmann

Von einer Alarmierung bis zum Start vergehen maximal zwei Minuten. Dies geschieht im Durchschnitt knapp drei Mal am Tag. 2008 wurden 853 Einsätze geflogen. Bis Mitte September diesen Jahres waren es bereits über 700 Einsätze.

Das Spektrum der Einsätze ist ebenso breit gefächert wie hierzulande. Es reicht von Auto- und Sportunfällen über internistische Indikationen bis hin zu sämtlichen anderen Arten medizinischer Notfälle. Die Zahl der Verlegungsflüge zwischen Krankenhäusern ist dagegen sehr gering (bis Sept. 09 neun Einsätze).

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Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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