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EXKLUSIV: “Christoph 43“ kehrt frühestens Mitte 2020 nach Karlsruhe zurück

03.02.2019

Karlsruhe / Rheinmünster (BWÜ) ::  Der seit dem 25. Januar 2016 interimsweise am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden stationierte Rettungshubschrauber (RTH) “Christoph 43“ wird später als bisher geplant an seinen langjährigen Standort am St. Vincentius-Krankenhaus im Karlsruher Süden zurückkehren. Die Bauarbeiten am Neubau (“Das Neue Vincenz“) sollen nach den aktuellen Planungen – statt wie anfänglich angenommen schon im Sommer 2019 – erst im Jahr 2020 abgeschlossen sein. Richtfest konnte bereits im Juni 2018 gefeiert werden. Der langjährige Heimatstandort von “Christoph 43“ nennt sich durch die im Jahr 2016 erfolgte Fusion mit dem Karlsruher Diakonissenkrankenhaus nun ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe, Standort Steinhäuser Straße. Laut Melanie Barbei, Pressesprecherin der ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe gAG, ist “[d]er Termin für den Einzug in ‘Das Neue Vincenz‘ [...] für Mitte 2020 geplant. Dann kommt auch der DRF-Rettungshubschrauber ‘Christoph 43‘ zurück an unsere Klinik. Derzeit [FRI: Ende Januar 2019] erfolgt bereits der Innenausbau des Neubaus.“ Stationiert wird “Christoph 43“ dann aber nicht mehr an dem erst 2010 für viel Geld ausgebauten Heli-Landeplatz am Boden, sondern auf einer Dachlandekonstruktion mit Hangar mitten auf dem “Neuen Vincenz“.

Im Februar 2011 steht “Christoph 43“ an seinem Heimatstandort am St. Vincentius-Krankenhaus und wartet auf seinen nächsten Einsatz (der Start- und Landeplatz war erst kurz zuvor für viel Geld ausgebaut worden)

Im Februar 2011 steht “Christoph 43“ an seinem Heimatstandort am St. Vincentius-Krankenhaus und wartet auf seinen nächsten Einsatz (der Start- und Landeplatz war erst kurz zuvor für viel Geld ausgebaut worden)

Foto: Jörn Fries

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Vom Baden-Airpark kommt derzeit ein Hubschrauber des Typs EC 135 bzw. BK 117 (im Wechsel) zum Einsatz. Auch wenn “Christoph 43“ rein flugtechnisch betrachtet, in kürzester Zeit seine alte Wirkungsstätte erreichen kann, so hat sein Wegzug allerdings doch negative Auswirkungen, insbesondere auf den Rettungsdienstbereich (RDB) Karlsruhe. Dies zeigen die umfangreiche lokale Berichterstattung, die Behandlung dieses Themas in den kommunalen Gremien sowie die Auswertung der Hilfsfrist-Erfüllungsquoten für die beiden Jahre 2016 und 2017 (die Einsatzzahlen für 2018 liegen offiziell noch nicht vor; siehe hierzu auch Weblinks im Kontextbereich dieser News).

“Christoph 43“ wurde und wird immer wieder gerne als schneller Notarzt-Zubringer eingesetzt (bis Januar 2016 auch häufig im Stadt- und Kreisgebiet von Karlsruhe)

“Christoph 43“ wurde und wird immer wieder gerne als schneller Notarzt-Zubringer eingesetzt (bis Januar 2016 auch häufig im Stadt- und Kreisgebiet von Karlsruhe)

Foto: Jörn Fries

Im Jahr 2015 wurden im RDB Karlsruhe, der den gleichnamigen Stadtkreis und den gleichnamigen Landkreis umfasst, die beiden getrennt zu betrachtenden gesetzlichen Hilfsfrist-Erfüllungsquoten für (bis 2014) den Rettungswagen (RTW) bzw. (seit 2015) das ersteintreffende Rettungsmittel (d. i. RTW, NEF, aber auch RTH/ITH) sowie für den Notarzt (NEF, aber auch RTH/ITH) von jeweils 95 Prozent bereits deutlich unterschritten: das ersteintreffende Rettungsmittel traf im Mittel zu 90,7 Prozent innerhalb von 15 Minuten am Notfallort ein, der Notarzt nur zu 88,5 Prozent. In den Jahren 2013 und 2014 lagen die beiden Hilfsfrist-Erfüllungsquoten noch recht nahe am politisch formulierten Ziel von “mindestens 95 Prozent“ unterhalb der 15-Minuten-Grenze. Auf die Veröffentlichung der notfallmedizinisch relevanteren Eintreffquoten für die im Rettungsdienstgesetz ebenfalls erwähnte 10-Minuten-Frist wurde vom zuständigen Innenministerium in Stuttgart in den letzten Jahren verzichtet – wohl aus gutem Grunde, wie sich jetzt zeigt.

Offensichtlich dramatische Auswirkungen mit Spätzündung hatte (und hat weiterhin) der Anfang 2016 erfolgte Abzug des RTH “Christoph 43“ aus Karlsruhe zum weiter südlich gelegenen Baden-Airpark an das dortige DRF-Operation-Center. Wurden im Jahr 2016 die Hilfsfrist-Erfüllungsquoten des Vorjahres nahezu gespiegelt (2016: 90,7 Prozent beim ersteintreffenden Rettungsmittel, 88,5 Prozent beim Notarzt; Abweichungen im 100stel Bereich!), so sind die “heimlich, still und leise“ erst im November 2018 auf der Homepage des Innenministeriums veröffentlichten 2017er Zahlen für den RDB Karlsruhe durch als “katastrophal“ zu bezeichnen: das ersteintreffende Rettungsmittgel erreichte den Notfallort im kreisweiten Durchschnitt nur noch in 81,7 [!] Prozent aller Fälle, bei den Notärzten sank der zuvor schon schwache Wert nochmals auf inakzeptable 78,2 Prozent.

Da der RDB Karlsruhe nach eigenen Angaben bereits seit Jahren die Vorgaben der Träger übergreifenden Stelle zur Qualitätssicherung im Rettungsdienst (SQR-BW) bei der Berechnung einhält, können die sich verschlechternden Zahlen nicht auf geänderte Statistik-Vorgaben zurückgeführt werden. Auch der bundesweit zu beobachtende stete Anstieg von Notfalleinsätzen sowie der inzwischen sehr häufig dokumentierte Ausfall von RTW-Schichten aufgrund von Personalmangels beim Hauptanbieter, dem örtlichen DRK-Kreisverband, reichen als Erklärungsansätze nicht (mehr) aus. Das leidige Thema der doppelten Leitstelle in Karlsruhe (112-Leitstelle bei der Feuerwehr und 19 222-Leitstelle beim Roten Kreuz) hat sich mit der Inbetriebnahme der neuen Integrierten Leitstelle bei der Feuerwehr (offiziell im Mai 2017) inzwischen ebenfalls erledigt.

Des Rätsels Lösung scheint recht simpel zu sein: Offenbar hat “Christoph 43“ durch seinen Wegzug seine Joker-Funktion im RDB Karlsruhe verloren. Seine hohen Einsatzzahlen von rund 1.500 pro Jahr bis 2015 und der rapide Abfall (2016: 1.263; 2017: 1.295) deuten darauf hin, dass er nun länger unterwegs (während die Flugminuten weiterhin auf hohem Niveau liegen dürften) ist, er jedoch nicht mehr zur reinen Primärversorgung im RDB Karlsruhe herangezogen werden kann bzw. wird. Man darf gespannt sein, wie sich die Einsatzzahlen des RTH “Christoph 43“ im Jahr 2018 entwickelt haben (die DRF Luftrettung wird ihre Einsatzbilanz 2018 in wenigen Tagen präsentieren) und wie sie nach der Rückkehr des rot-weißen Luftretters aussehen werden. rth.info wird die Entwicklung auch weiterhin kritisch-konstruktiv begleiten.

Beim Fliegerfest 2011 in Pattonville kam “Christoph 43“ zu einem Tankstopp an die Station des ITH “Christoph 51“, musste allerdings schon wenige Minuten später zu einem Notfalleinsatz weiterfliegen

Beim Fliegerfest 2011 in Pattonville kam “Christoph 43“ zu einem Tankstopp an die Station des ITH “Christoph 51“, musste allerdings schon wenige Minuten später zu einem Notfalleinsatz weiterfliegen

Foto: Jörn Fries

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Wir danken für Unterstützung:
Melanie Barbei, Leiterin Presse- & Öffentlichkeitsarbeit der ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe gAG

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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