„…Südbayerns Drehkreuz muss leiser werden!“
22.02.2014
München (BAY) :: Mit dieser Aussage möchten die Anwohnern rund um den Hubschrauberlandeplatz am Münchner Klinikum Großhadern auf sich aufmerksam machen.
Seit mehr als 15 Jahren kämpfen Bürger aus dem nahe gelegenen Martinsried um einen ruhigeren Landeplatz. Zwei Petitionen haben die Martinsrieder schon an den Bayerischen Landtag eingereicht, aus folgendem Grund: von den im vergangen Jahr am Hubschrauberlandeplatz des Klinikums Großhadern durchgeführten 2434 An- und Abflügen (davon 393 in der Nacht) betrafen lediglich 214 Flüge Notfallpatienten oder Verlegungsflüge. Guido Löbel zieht daraus den Schluss: „das dieser Landeplatz längst zu einer Drehscheibe für ganz Südbayern geworden ist.“ Der Grund hierfür liegt an den zahlreichen Umbaumaßnahmen, die seit rund 20 Jahren immer wieder vorgenommen worden sind. Nicht zuletzt auch durch die Betankungsanlage, die am Hubschrauberlandeplatz installiert wurde, ist ein erhöhtes Aufkommen von Fremdhubschraubern zu verzeichnen.
Am meisten stört die Anwohner das An- und Abfliegen während der Nachtstunden zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens. Offizielle Messungen der Gemeinde Planegg ergaben dabei Höchstbelastungen im Bereich von 68 bis 72 db über mehrere Minuten. Dieses entspricht etwa dem Lärm eines Motorrasenmähers oder allgemeinem Verkehrslärm. Statistisch gesehen passiert dies mindestens einmal pro Nacht, an manchen Tagen aber auch mehrere Male.
Auf Anraten von Planeggs Bürgermeisterin Annemarie Detsch (SPD) haben die Martinsrieder erstmalig die Bevölkerung befragt: Rund 6000 Haushalte um Martinsried, Gräfelfing und Großhadern wurden angeschrieben und um Unterstützung der Petition gebeten. 500 Flugblätter kamen unterschrieben zurück und weitere 200 anonym, weil diese Unterzeichner, wie die Initiatoren behaupten, aus dem Klinikum stammen. Würde man einen Haushalt mit durchschnittlich zwei Personen berechnen, so hätten rund 1400 Anwohner unterschrieben.
Die Initiative hat die Aktenordner bereits den Sprechern des Petitionsausschusses, dem SPD-Abgeordneten Florian von Brunn und seinem CSU-Kollegen Martin Huber übergeben. Nun hoffen sie, dass sich etwas bewegt. In Ihrer jüngsten Petition wollen die Martinsrieder erreichen dass Fremdflüge, die nichts mit dem Klinikum zu tun haben, künftig nicht mehr stattfinden. Sie halten auch eine Einschränkung des Flugbetriebs in der Nacht für vertretbar, außer in gravierenden Notfällen. Die Anwohner fürchten eine Verschärfung der Lage durch den Neubau des Operationszentrums, wo rund 50 Operationssäle entstehen sollen. Im Klinikum gibt es nach Informationen der Initiative Überlegungen, dass auch hier ein neuer Landeplatz errichtet werden solle.
Von solchen Überlegungen weiß Philipp Kreßirer, Pressesprecher des Klinikums, nichts. Er sagt: „[...] da gibt es derzeit keine neuen Entwicklungen“. Ob die Anzahl der Flüge steigen wird, wenn das neue Operationshaus gebaut wird, bezeichnet Kreßirer als „reine Spekulation“, das könne man jetzt noch nicht abschätzen. Tatsache ist jedoch, dass in Großhadern einer von drei Intensivtransporthubschraubern (ITH) in Bayern stationiert ist. Die anderen beiden haben ihren Standort in Nürnberg und Regensburg. All drei Standorte sind rund um die Uhr einsatzbereit zur notfallmedizinischen Versorgung. Nicht jeder Einsatz bringt einen Patienten nach Großhadern, ist aber medizinisch immer notwendig, sagt Kreßirer.
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- Quelle(n):
- Süddeutsche Zeitung