Rettungswinde für Christoph 66: Rheinland-Pfalz bilanziert
11.08.2023
Kirn (RPF) :: Der Rettungshubschrauber “Christoph 66“ ins Imsweiler hat innerhalb etwa eines Jahres über hundert Einsätze unter Benutzung der Rettungswinde absolviert. Diese Bilanz zog der Innenminister des Landes, Michael Ebling, diese Woche beim Windentraining der ADAC Luftrettung im Klettergebiet „Kirner Dolomiten“. Die Flutkatastrophe u.a. im Ahrtal hatte – neben den massiven Unzulänglichkeiten bei der Warnung der Bevölkerung und der mangelhaften Krisenarbeit – auch starke öffentliche Kritik daran hervorgerufen, dass Rettungshubschrauber mit Seilwinde am ersten Flutabend nicht verfügbar waren. Sie wurden erst in den Folgetagen aus anderen Bundesländern herangezogen, ergänzt durch entsprechend ausgestattete Polizeihubschrauber. Unter dem Eindruck der Flutkatastrophe hatte die Landesregierung den Katastrophenschutz stärken wollen. Dieser ist Ländersache.
“Mehr als 100 Windeneinsätze seit dem Start im vergangenen Jahr zeigen, dass sich die Entscheidung zur dauerhaften Ausstattung von ‚Christoph 66‘ mit der Rettungswinde ausgezahlt hat. Sie kann in vielen Situationen die Rettungszeit nochmals erheblich verkürzen. Das kann den entscheidenden Unterschied über Leben und Tod machen.“
So zitiert das Ministerium des Innern und für Sport in seiner Pressemitteilung vom 9. August 2023 den Minister Ebling. Die beiden letzteren Sätze könnten verstörend klingen für Angehörige jener Flutopfer, denen keine Rettung aus der Luft mehr zuteil wurde. Zur Zeit der Flutkatastrophe war freilich noch Eblings Vorgänger Roger Lewentz im Amt, der im Oktober 2022 im Zuge der politischen Aufarbeitung der Flutkatastrophe zurückgetreten war. Das Land werde die Vorhaltung einer Rettungswinde auch weiterhin mit rund 242.000 Euro pro Jahr fördern, so Minister Ebling. Gerade für die Besatzungen von Hubschraubern, die in den Tagen nach der Flutwelle Personen in Not nicht erreichen konnten, oder mit improvisierten Mitteln Menschen aus unzugänglichen Stellen aus großer Gefahr ausflogen, dürfte dies eine gute Nachricht sein. (Siehe dazu auch diesen SWR-Bericht.)
Die hohe Zahl der Rettungswindeneinsätze, nicht nur des Standortes Imsweiler, lässt auf einen Paradigmenwechsel schließen. Offenkundig wird das kosten- und trainingsintensive Rettungsmittel jetzt, da es auch abseits von Küsten und Bergen einfacher verfügbar ist, in mehr Situationen herangezogen. Dazu dürfte beitragen, dass – wie aktuell in den eingangs erwähnten „Kirner Dolomiten“ – mehr Helfer am Boden damit vertraut und darauf speziell geschult sind. In wie vielen Fällen das medizinische Personal mittels der Winde an unzugänglichen Orten abgesetzt wurde, und in wie vielen Fällen eine Person nach der Versorgung mit der Rettungswinde ausgeflogen wurde, ging aus der Mitteilung nicht hervor.
- Anzeige -
Rettungswindentraining des Christoph 66 bei Kirn
Foto: MdI RLP/Stephan Dinges