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Wie werde ich... HEMS Crew Member? (Teil 2)

28.02.2004

In dieser Reportagenserie sind erschienen:

Erster Teil

Sie finden den Beginn dieser Reportage über den beruflichen Werdegang als HEMS Crew Member in Teil 1 vom 21.02.2004.

Anforderungen an HCM

Boden (RTW)- und luftgebundener (SAR) Rettungsdienst im gemeinsamen Einsatz

Boden (RTW)- und luftgebundener (SAR) Rettungsdienst im gemeinsamen Einsatz

Foto: Stefan Simonsen - einsatzbilder.com

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Beispielhaft seien hier die Anforderungen der ADAC-Luftrettung GmbH genannt. Das medizinische Qualitätssicherungshandbuch der ADAC Luftrettung GmbH sieht zunächst vor, dass für den Einsatz auf RTH ausschließlich Rettungsassistenten infrage kommen, die nach Abschluss ihrer Ausbildung über eine mindestens dreijährige Berufserfahrung im Rettungsdienst verfügen.

Ferner müssen die Rettungsassistenten den HEMS-Crew-Member Lehrgang absolviert haben (früher Flughelfer-Lehrgang genannt). HEMS steht hierbei für „Helicopter Emergency Medical Service“, also etwa “Hubschrauber in der Notfallmedizin”. Die Rettungsassistenten in der Luftrettung werden demnach als HEMS-Crew-Member (HEMS-Besatzungsmitglied) bezeichnet. Auf die Inhalte des Lehrgangs wird nachfolgend noch eingegangen.

Ablauf nach dem HCM-Lehrgang

Einarbeitungsphase

Rettungsteam im Einsatz

Rettungsteam im Einsatz

Foto: ADAC

Nach dem erfolgreichen Absolvieren des HEMS-Crew-Member Lehrgangs erfolgt eine Einarbeitungsphase, die mindestens 30 RTH-Dienste im ersten Halbjahr vorsieht.

In dieser Zeit erfolgt u.a. auch die Vermittlung von Inhalten, die praktischer Natur sind, z.B. Einweisungen direkt am Hubschrauber, Übungen bezüglich des Ablesens von Cockpitinstrumenten usw.

Inübunghaltung

Zur Inübunghaltung ist vorgesehen, dass (nach der Einarbeitung) in der Regel mindestens 12 RTH-Dienste im Quartal geleistet werden. Eine weitere Forderung ist, dass bei RTH-Stationen mit Tagesbetrieb höchstens 8 RA tätig sind, um die Überlegungen zum Erhalt der Einsatzerfahrung auch umsetzen zu können.

Fortbildungen

Weiterhin sind pro Jahr 30 Stunden medizinische Fortbildung durch die RA zu absolvieren, dazu kommen flugtechnische Fortbildungen.

Für den leitenden RA der RTH-Station sind die Anforderungen noch höher. Er muss über mindestens 5 Jahre Berufserfahrung nach Abschluss der RA-Ausbildung verfügen und muss selber auch aktiv am Dienstbetrieb teilnehmen (mindestens 20 RTH-Dienste im Quartal).

Vorschriften der JAA, JAR-OPS 3

Der Luftrettungs-Flugbetrieb stellt hohe Anforderungen an Mensch und Technik

Der Luftrettungs-Flugbetrieb stellt hohe Anforderungen an Mensch und Technik

Foto: Patrick Permien

Bevor die Inhalte der HEMS-Crew-Member Ausbildung beleuchtet werden, zunächst noch einige wichtige Hintergrundinformationen zu den rechtlichen Grundlagen.

Eine Arbeitsgemeinschaft verschiedener europäischer Luftfahrtbehörden, die Joint Aviation Authorities (JAA, Sitz in den Niederlanden) verfolgt das Ziel, nationale Vorschriften zu vereinheitlichen und europäische Standards und Luftfahrtvorschriften zu erarbeiten und einzuführen. In den Joint Aviation Authorities sind derzeit 36 nationale europäische Luftfahrtbehörden vereint. Die entwickelten Standards nennen sich Joint Aviation Requirements (JARs) und werden auf dem Wege der Anerkennung in jeweils nationales Recht überführt. Den Bereich des eigentlichen Flugbetriebes (Operations) deckt der Teil JAR-OPS ab. JAR-OPS 3 („Commercial Air Transportation – Helicopters“) beinhaltet u.a. Betriebsvorschriften für den gewerblichen Transport von Personen oder Sachen. Durch Verordnung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) wurden diese ab 01. Oktober 1998 als „JAR-OPS 3 deutsch“ rechtskräftig. JAR-OPS 3 enthält ein Kapitel HEMS (Helicopter Emergency Medical Service), welches sich speziell Noteinsätzen mit Hubschraubern widmet.

HEMS-Crew-Member nach JAR-OPS 3

JAR-OPS 3 definiert den Begriff des HCM folgendermaßen:

"Eine Person, die für einen medizinischen Hubschraubernoteinsatz eingeteilt ist, um im Hubschrauber beförderte Personen, die medizinische Hilfe benötigen, zu versorgen und um den Piloten während des Einsatzes zu unterstützen. Diese Person bedarf einer besonderen Ausbildung [...]."
Desinfektion des Hubschraubers

Desinfektion des Hubschraubers

Foto: ADAC

Gerade bei einer aus drei Personen bestehenden Crew kommt dem Luftrettungsassistenten eine besondere Bedeutung zu. Diese Konstellation ist in der Primärrettung üblich. Bei einigen Hubschraubermustern wie der Bell UH-1D (z.B. SAR 71 Hamburg) oder der Bell 212 (Christoph 12 Eutin), wird zur Unterstützung des Piloten ein Bordwart eingesetzt. Die meisten Hubschraubermuster hingegen, wie die EC 135, die BK 117 oder die MD 900 werden tagsüber üblicher Weise zu dritt besetzt, nämlich mit Pilot, Notarzt und Luftrettungsassistent. (Ausnahmen können Hubschrauber sein, wie die in Murnau stationierte BK 117, die mit einer Außenwinde ausgestattet ist und daher ebenfalls zu viert besetzt wird oder Nachtflüge, bei denen i.d.R. zwei Piloten eingesetzt werden).

Schon immer fiel den Rettungsassistenten auf zu dritt besetzten Hubschraubern ein erweitertes Aufgabenspektrum zu. Hierzu gehört z.B. die Navigation mit speziellen Karten für die Luftfahrt, die Luftraumbeobachtung, ggf. die Durchführung von Flugfunk, Einsprechen des Piloten beim Landeanflug, Sicherung des Hubschraubers während der Startphase und nach der Landung u.v.m. Die Besonderheit ist nun, dass in JAR-OPS 3.005 (d) für den Luftrettungsassistenten – den HEMS-Crew-Member – eine bestimmte Qualifikation und Aufgabengebiet vorgeschrieben sind. Wer heute in der ADAC-Luftrettung HEMS-Crew-Member (HCM) werden soll, der absolviert zunächst einen 10 Tage umfassenden HCM-Lehrgang (gemäß JAR-OPS 3). Der ADAC war die erste Luftrettungsorganisation, die bereits Mitte der 1970er Jahre erkannte, dass spezielle Einweisungslehrgänge erforderlich sind. Früher wurde der Lehrgang als Flughelferlehrgang bezeichnet. Der Lehrgang enthält u.a. folgende Themen:

  • Luftrecht
  • Crew Coordination Concept (CCC)
  • Crew Resource Management (CRM)
  • Meteorologie
  • Hubschraubertechnik
  • Flugphysiologie
  • Medizinische Besonderheiten der Luftrettung
  • Sprechfunkzeugnis für den Flugfunk (deutsch / ggfs. englisch)

Download Lehrgangsplan

Sie können sich den HCM-Lehrgangsplan der ADAC Luftrettung GmbH in dieser Reportage kostenlos herunterladen.

Stellenbeschreibung HEMS-Crew-Member und Rettungsassistent (Auszug)

Beispielhaft sei hier für die Tätigkeiten des HCM die Stellenbeschreibung des Be rufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhauses Hamburg (BUKH) vorgestellt.

Auszuübende Tätigkeiten

  • Kontrolle und Pflege des Materials sowie der Medikamente inkl. Verwaltung, Bestellung, Beschaffung, Abholung und Verwahrung nach den Vorgaben
  • Kontrolle und Pflege aller med.-techn. Geräte, deren Verwaltung und Veranlassung von Reparaturen auf dem Dienstweg
  • Dokumentation der Patientendaten im Abrechnungssystem
  • Dokumentation der Arbeitsleistung
  • Kontrolle und Verantwortung für das benötigte Kartenmaterial der Rettungsassistenten
  • Kontrolle und Verantwortung für die Vollständigkeit und Funktion der im Einsatz benötigten Geräte und Materialien
  • Einhalten der Hygieneanweisung einschl. Routinereinigung der betrieblichen Räume – Büro und Lager
  • Luftraum – und Hindernisbeobachtung während des Fluges
  • Funksprechverkehr mit Einsatzzentrale sowie Polizei, Feuerwehr u.a.
  • Sicherung des Landeplatzes nach Landung und vor Start sofern keine anderen Einsatzkräfte dies darstellen
  • Assistenz des Arztes bei der Behandlung und beim Transport der Patienten
  • Einhalten der Sicherheitsanweisungen
  • Regelmäßige Teilnahme an Sicherheitseinweisungen und HEMS-Fortbildungen

Weitere / spezielle Anforderungen

HCM unterstützt den Piloten bei der Navigation

HCM unterstützt den Piloten bei der Navigation

Foto: Philipp Bockshammer

Für einige Stationen mit einem besonderen Aufgabenspektrum ergeben sich weiterhin spezielle Anforderungen an die Einsatzerfahrung der RA. Dies betrifft z.B. den Einsatz von einer Rettungswinde oder dem Bergetau, grenzüberschreitende Einsätze oder einen hohen Anteil an Intensivverlegungen. So sind beispielsweise entsprechende Windentrainings inklusive Einsatzerfahrung mit speziellen Bergeeinrichtungen, Sprachkenntnisse oder intensivmedizinische Kenntnisse erforderlich.

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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