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Wie werde ich... HEMS Crew Member? (Teil 1)

21.02.2004

In dieser Reportagenserie sind erschienen:

Abstract

Crew von "Christoph Hansa" für einen Tag

Crew von "Christoph Hansa" für einen Tag

Foto: Harald Rieger

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Mancher mag sie schon völlig vergessen haben, unsere Reportagen- Reihe "Wie werde ich...?". Begonnen wurde sie im Jahr 2002, mit "Wie werde ich Pilot?". Es folgte später auch "Wie werde ich Notarzt?".

Jetzt endlich kommt der Dritte im Bunde zu seinem Recht: Der "HEMS Crew Member". Verfasst von einem, der es wissen muss, informiert unsere Reportage jetzt auch ausführlich über die Aufgaben des "HCM".

Anmerkung: In folgendem Text steht die männliche Form stets auch für die weibliche.

Welche Funktionen sind im Hubschrauber zu besetzen?

Rettungswagen startet zum nächsten Einsatz

Rettungswagen startet zum nächsten Einsatz

Foto: Patrick Permien

Eine Rettungshubschraubercrew besteht in den meisten Fällen aus einem Piloten, einem Notarzt und einem Rettungsassistenten. Mitunter fliegt als viertes Crew-Mitglied noch ein zweiter Pilot oder alternativ ein sogenannter Bordtechniker mit. Der Rettungsassistent stellt dabei den Part der Crew dar, den man in Anlehnung an frühere Zeiten auch häufig salopp als Sani (Sanitäter) bezeichnet. Bevor auf die spezielle Tätigkeit und die Anforderungen im Luftrettungsdienst eingegangen wird, soll zunächst aufgezeigt werden, wie man Rettungsassistent wird.

Ausbildung zum Rettungsassistenten

Kein Beruf ohne Paragraphen...

Kein Beruf ohne Paragraphen...

Foto: Patrick Permien

Rettungsassistenten sind speziell für die Tätigkeit im qualifizierten Krankentransport und Rettungsdienst ausgebildet. Daher spricht man auch von Rettungsfachpersonal.

Es handelt sich hierbei um ein noch sehr junges Berufsbild, welches erst seit 1989 existiert. Zuvor hatte es als höchstmögliche Qualifizierung den Rettungssanitäter gegeben, dessen Ausbildung sich auf 520 Stunden erstreckte, also ein Minimalprogramm, welches in Vollzeitform gute drei Monate dauert. Diese Ausbildung konnte den Anforderungen einer sich stetig weiter entwickelnden Notfallmedizin nicht mehr gerecht werden.

Die gesetzlichen Einzelheiten der Ausbildung werden durch das Rettungsassistentengesetz (RettAssG), sowie die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Rettungsassistenten (RettAssAPrV) geregelt. Beide stammen in der Urfassung aus dem Jahre 1989, sind aber später noch überarbeitet worden. Die Umsetzung der Anforderungen erfolgt im schulischen Teil der Ausbildung an den zahlreichen staatlich anerkannten Berufsfachschulen, die praktischen Anteile werden auf speziellen Rettungswachen (sog. Lehrrettungswachen) und Krankenhäusern durchgeführt. Im Bereich der Krankenhäuser erfolgen die Einsätze hauptsächlich in den Bereichen, die das erforderliche Können und Wissen für die spätere Tätigkeit vermitteln können, wie etwa Notaufnahmen, Intensivstationen oder der Anästhesie-OP-Bereich.

Informationen zum Rettungsassistentengesetz

Das Rettungsassistentengesetz regelt u.a., dass man zum Führen der Berufsbezeichnung einer Erlaubnis bedarf: Das unbefugte Führen der Berufsbezeichnung ist strafbar.
Die Voraussetzung für den Zugang zum Lehrgang ist nach dem RettAssG:

  • die Vollendung des 18. Lebensjahres und die gesundheitliche Eignung zur Ausübung des Berufs und
  • der Hauptschulabschluss oder eine gleichwertige Schulausbildung oder eine abgeschlossene Berufsausbildung.

Ausbildungsziel für Rettungsassistenten

Versorgung und Transport von verletzten Personen ist Aufgabe des Rettungsdienstes; hier eine Schauübung der Berufsfeuerwehr in Hamburg-Altona

Versorgung und Transport von verletzten Personen ist Aufgabe des Rettungsdienstes; hier eine Schauübung der Berufsfeuerwehr in Hamburg-Altona

Foto: Archiv Patrick Permien

Der § 3 des RettAssG beschreibt das Ausbildungsziel:
Die Ausbildung soll entsprechend der Aufgabenstellung des Berufs als Helfer des Arztes insbesondere dazu befähigen, am Notfallort bis zur Übernahme der Behandlung durch den Arzt lebensrettende Maßnahmen bei Notfallpatienten durchzuführen, die Transportfähigkeit solcher Patienten herzustellen, die lebenswichtigen Körperfunktionen während des Transports zum Krankenhaus zu beobachten und aufrechtzuerhalten sowie kranke, verletzte und sonstige hilfsbedürftige Personen, auch soweit sie nicht Notfallpatienten sind, unter sachlicher Betreuung zu befördern.

Ausbildungsabschluss und Praktikum

Wenn man die Ausbildung in Vollzeitform absolviert, gliedert sie sich in einen theoretischen Teil (mind. 1200 Stunden) und einen praktischen Teil (mind. 1600 Stunden). Beide Teile dauern in Vollzeitform je 12 Monate, sodass für die gesamte Ausbildung zwei Jahre anfallen. Der theoretische Teil wird von staatlich anerkannten Schulen für Rettungsassistenten durchgeführt und schließt mit der staatlichen Prüfung ab. Danach ist dann noch der praktische Teil an einer geeigneten Rettungswache zu absolvieren. Die Größe der Wache, die personelle Besetzung und die technische Ausstattung sollen eine entsprechende Ausbildung gewährleisten. Weiterhin gilt eine Rettungswache nur dann als geeignet, wenn in ihrem Einsatzbereich ein Notarztdienst eingerichtet ist oder sie sonst mit einem Notarztdienst verbunden ist.

Ausbildungszeit verkürzen

Eine Möglichkeit der Lehrgangsverkürzung haben z.B. Krankenschwestern und –Pfleger, Rettungssanitäter, Sanitätsbeamte des BGS mit Fachprüfung, Sanitätsunteroffiziere der Bundeswehr, u.a.
Einzelheiten hierzu können in diesem Rahmen nicht vorgestellt werden.
Auskünfte dazu geben die Schulen für Rettungsassistenz und die zuständigen Länderbehörden.

Berufsbild

Auch auf Notarzt- Einsatzfahrzeugen (NEF) sind Rettungsassistenten tätig

Auch auf Notarzt- Einsatzfahrzeugen (NEF) sind Rettungsassistenten tätig

Foto: Patrick Permien

Der Großteil der Rettungsassistenten in Deutschland versieht den Dienst eigenverantwortlich auf Krankentransportwagen (KTW) oder Rettungswagen (RTW). Der erheblich geringere Teil ist auf den arztbesetzten Rettungsmitteln Notarztwagen (NAW), Notarzteinsatzfahrzeug (NEF), Intensivtransporthubschrauber (ITH) oder Rettungshubschrauber (RTH) tätig, bei denen die Rettungsassistenten gemeinsam mit dem Notarzt (und ggf. dem oder den Piloten) ein Team bilden.

Sowohl die Tätigkeit auf den arztbesetzten Rettungsmitteln als auch auf solchen, die ohne Notarzt eingesetzt werden, birgt unterschiedliche Aspekte.

Viele Notfalleinsätze werden eigenständig ohne einen Notarzt abgearbeitet. Die Rettungsassistenten auf KTW bzw. RTW müssen daher häufig in einem Maße Entscheidungen treffen und verantworten, wie es die RA auf den arztbesetzten Rettungsmitteln nicht müssen, denn diese haben ja immer den Notarzt dabei.

Rettungsassistent im RTH-Flugbetrieb; hier "Christoph 19"

Rettungsassistent im RTH-Flugbetrieb; hier "Christoph 19"

Foto: Stephan Dönitz

Aber auch, wenn der Notarzt hinzukommt: Beim Großteil der Notfalleinsätze sind die RTW-Besatzungen als ersteintreffendes Rettungsmittel am Einsatzort und leiten bereits eine Therapie ein. Das umfasst natürlich auch erweiterte lebensrettende Maßnahmen. Insofern mag die Arbeit des RA auf einem RTW anspruchsvoller erscheinen, als die des Rettungsassistenten auf einem arztbesetzten Rettungsmittel, etwa im Luftrettungsdienst.

Andererseits bedingt es natürlich die Tätigkeit auf den arztbesetzten Rettungsmitteln, also NEF und NAW genauso wie auf dem RTH, dass sich durch die Häufung von Notfalleinsätzen eine größere Routine einstellt. Und gerade der RTH wird natürlich aufgrund seiner Raumwirkung auch zu schwereren Ereignissen hinzugezogen. Ideal ist insofern sicherlich, wenn man als Rettungsassistent beides macht, also regelmäßig arbeiten mit und ohne den Notarzt. Das ist auch durchaus nicht unüblich.

Fortsetzung in Teil 2

Lesen Sie in der Fortsetzung dieser Reportage:
Wie geht es für den HCM-Anwärter jetzt weiter?
Welche Aus- und Weiterbildungseinheiten stehen ihm bevor?

Stephan Dönitz hat sich für Sie diesen Fragen und ihren Antworten angenommen.

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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