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Flutkatastrophe 2021: Gedenken, Untersuchungsausschuss, viele ungelöste Probleme

14.07.2022

Ludwigshafen (RPF) ::  In den vergangenen Wochen und Monaten berichtete die dpa – und entsprechend auch diverse Medien – immer wieder über die Arbeit des Untersuchungsausschusses in Rheinland-Pfalz zur Flutkatastrophe, die sich vor genau einem Jahr ereignet hatte. Der U-Ausschuss befasst sich insbesondere mit den vermuteten Unzulänglichkeiten bei den Warnungen der Bevölkerung vor der sich abzeichnenden großen Katastrophe. Hier geht es sowohl um organisatorische und strukturelle Unzulänglichkeiten, als auch um mögliche Versäumnisse oder Verfehlungen von Mandatsträger/innen. Der Ausschuss tagt jeden Freitag. Der Auftrag des Ausschusses ergibt sich aus seinem Einsetzungsbeschluss.

ADAC Luftrettung im Katastropheneinsatz nach der Flut

ADAC Luftrettung im Katastropheneinsatz nach der Flut

Foto: ADAC Luftrettung

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Eine vollständige Wiedergabe der Inhalte, mit welchen sich der Ausschuss befasst, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Es zeichnete sich bei den Befragungen jedoch bereits Mitte Mai 2022 ab, dass Aussagen von Einsatzkräften eine erhebliche Rolle bei der Rekonstruktion der dramatischen Geschehnisse spielen. Dabei ging es neben den Erlebnissen und Erfahrungen von z. B. Feuerwehrkommandanten auch um Besatzungsmitglieder von Luftrettungsmitteln wie etwa dem „Air Rescue Nürburgring“. Ihre frühzeitige Präsenz, Tätigkeiten und Beobachtungen in den betroffenen Gebieten lassen Rückschlüsse darauf zu, wie schnell das Ausmaß und die Zerstörungskraft der Flutwelle in welchen flussabwärts liegenden Kreisen bereits durch entsprechende Warnungen hätte klar sein müssen.

Eine Alarmierung oder Einsatz der – für solche Erkundungszwecke offiziell taktisch vorgesehenen – Zivilschutz-Hubschrauber erfolgte in der betreffenden Frühphase nicht. Im späteren Verlauf wurden dann Hubschrauber mit Rettungswinde eingesetzt, die aus dem ganzen Bundesgebiet zusammengezogen wurden. Der SWR hinterfragte kürzlich jedoch auch, warum in der Flutnacht die SAR-Hubschrauber aus Nörvenich und Niederstetten zunächst mit Verweis auf die Wetterbedingungen nicht zum Einsatz kamen, wohingegen andere Hubschrauber sehr wohl noch in derselben Nacht angeflogen waren.

Der Ausschuss tagt weiterhin. Die politischen Konsequenzen – wie auch die möglichen Änderungen im Leitstellenbereich und beim Katastrophenschutz – sind noch nicht absehbar. Aber bitter nötig, wie Bundespräsident Steinmeier in seiner Rede zum Jahrestag der Flut betonte:

“Ich kann mir auch vorstellen, dass Sie eine Frage immer noch quält: [...] Warum wurde nicht schnell und umfassend genug gewarnt? Ich glaube, diese Frage müssen wir uns als ganzes Land stellen: Was läuft falsch beim Katastrophenschutz, und was muss besser werden? Und wie können wir uns in Zukunft besser schützen?“

Einige Veränderungen sind bereits erfolgt (u.a. der Rücktritt der Ministerin Spiegel) oder ihre Umsetzung beschlossen (so etwa der Beschluss des Deutschen Wetterdienstes, seine die Unwetterwarnungen zu optimieren, u.a. künftig auch Eintrittswahrscheinlichkeit aufzuzeigen). rth.info berichtete am 8.7. auch über die Bemühungen der Johanniter Luftrettung zur Bereitstellung von Rettungswinden. Der SWR hatte kritisiert, dass in der Flutnacht zunächst nur ein Hubschrauber der Polizeifliegerstaffel Hessen mit Rettungswinde eingesetzt war, ansonsten aber keine solchen Hubschrauber mit Winde verfügbar gewesen seien, und der “Air Rescue Nürburgring“ mit einfachen Feuerwehrleinen Menschen von einem überfluteten Campingplatz hatte retten müssen, weil in der akuten Lebensgefahr kein anderes Mittel zur Verfügung stand. Es bleibt zu hoffen, dass die Reformen beim Katastrophenschutz von den verantwortlichen Ministerien und Behörden aufgrund der bitteren Erfahrungen und Lehren aus 2021 jetzt nicht wieder ‘einschlafen‘, sondern erst richtig an Fahrt aufnehmen. Etliche Reformen dürften sich zumindest indirekt auch auf die Luftrettung auswirken, beispielsweise in Bezug auf Alarmpläne, Spezialausrüstung, Katastrophenübungen und einsatztaktische Aspekte. Die beste denkbare Auswirkung wäre jedoch vermutlich, dass manch dramatischer Luftrettungseinsatz zur Katastrophenhilfe erst gar nicht nötig wird – dank rechtzeitig ermöglichter Evakuierungsmaßnahmen sowie rechtzeitigen, verständlichen und hinreichend ausgesandten Warnmeldungen.

Air Rescue Nürburgring, ohne Rettungswinde im Ahrtal eingesetzt – die Besatzung machte in größter Not das Bestmögliche aus der Situation. Hier ein Archivfoto

Air Rescue Nürburgring, ohne Rettungswinde im Ahrtal eingesetzt – die Besatzung machte in größter Not das Bestmögliche aus der Situation. Hier ein Archivfoto

Foto: Frank Schumann

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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