Die Mainfranken und „Christoph 18“
28.06.2009
Es hat schon seinen besonderen Charme, wenn man in Mainfranken eine so hohe Anerkennung wie die Ochsenfurter Rettungshubschrauber-Station hat. Was fasziniert nur so an „Christoph 18“? Hier soll einmal der Versuch gestartet werden die Station etwas umfangreicher vorzustellen. Vorab der Hinweis: Es kann nur auszugsweise die Station vorgestellt werden und leider gelingt es nicht immer, alles was erwähnenswert erscheint zu veröffentlichen.
Im Zuge der Etablierung der Luftrettung in Deutschland stellte im Vorgriff auf die spätere Stationierung eines Katastrophenschutz-Hubschraubers am 31.07.1980 der ADAC in Ochsenfurt eine BO 105 als Rettungshubschrauber bereit. Bekanntlich sind die Katastrophenschutz-Hubschrauber ja als Mehrzweckhubschrauber einzustufen.
Einsatz: Der Katastrophenschutz zeigte in der Vergangenheit in Ochsenfurt Flagge für die Luftrettung, hier mit der BO 105 D-HDAX
Foto: Karl A. Seufert
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Einsatz: Der Katastrophenschutz zeigte in der Vergangenheit in Ochsenfurt Flagge für die Luftrettung, hier mit der BO 105 D-HDAX
Foto: Karl A. Seufert
Einsatz: Der Katastrophenschutz zeigte in der Vergangenheit in Ochsenfurt Flagge für die Luftrettung, hier mit der BO 105 D-HDAX
Foto: Karl A. Seufert
Einsatz: Der Katastrophenschutz zeigte in der Vergangenheit in Ochsenfurt Flagge für die Luftrettung, hier mit der BO 105 D-HDAX
Foto: Karl A. Seufert
Gerne wäre, allein schon aus medizinischer Sicht, Würzburg Rettungshubschrauberstandort geworden, allerdings haben es die damaligen Möglichkeiten nicht zugelassen und so wurde Ochsenfurt als Alternative ausgewählt. Es sollte schnell aufzeigen das man eine sehr gute Wahl getroffen hatte. Am 01. November 1981 übernahm der Bundesgrenzschutz (heute Bundespolizei) die Station, behielt jedoch als Hubschraubertyp die BO 105 bei.
BO 105 von der DRF beim Abflug vom LRZ Ochsenfurt
Foto: Roland Voigt
Das Luftrettungsmittel hatte von Anfang an keine Akzeptanzprobleme: in den ersten 29 Monaten wurden über 2.000 Einsätze durchgeführt. Man brauchte einen Vergleich zu den Nachbarn (Christoph 2 - Frankfurt a.M. und SAR 74 in Nürnberg) nicht zu scheuen. Auch wenn der Standort im Allgemeinen als BO 105-Standort galt, so wurde zumindest für eine befristete Zeit unter anderem auch die Bell UH-1D mit der Kennung D-HBZD am Standort eingesetzt. Eine Bell UH-1D, Kennzeichen D-HALO, kam in der für den ehem. BGS typischen grünen Lackierung ebenfalls zum Einsatz.
Im Zuge der Neustrukturierung der Luftrettung und dem damit verbundenen Rückzuges des Staates aus der zivilen Luftrettung stand auch Ochsenfurt bereits auf der 1. Streichliste des Bundes. Die ausgesprochene Entscheidung löste heftige Kritik aus. Von vier bis fünf Anbietern, die Interesse an der Station hätten, sprach man damals. Ob wie in Straubing auch ein französischer Anbieter in Ochsenfurt unter den Interessenten war, kann nicht wieder gegeben werden. Als eine „Überraschung“ erwies sich die Entscheidung des Rettungszweckverbandes. Nach Prüfung der Offerten erhielt die Deutsche Rettungsflugwacht (heute DRF Luftrettung) den Zuschlag für den Standort. Nach 17.355 Einsätzen wurde die Station am 01. Januar 1996 vom neuen Betreiber übernommen. Auch die DRF behielt die BO 105 als Rettungsmittel bei.
Die BO 105 "D-HLLL" der DRF im Juni 1996
Foto: Karl A. Seufert
Am 20. September des gleichen Jahres erlebte der Standort (neben Leonberg) eine Weltpremiere: Eine der weltweit ersten beiden EC 135 als RTH (D-HQQQ) wurde in Ochsenfurt eingesetzt. Es ist gelungen, hier erstmalig überhaupt ein Foto zu zeigen, welche beide Maschinen unmittelbar nach der Übergabe am Schlossplatz in Stuttgart am Standort Leonberg zeigt. Links der neue „18ner“.
Christoph 18 (links) und Christoph 41 (rechts) am Standort Leonberg nach der Übergabe der beiden ECs in Stuttgart
Foto: Roland Voigt
Ochsenfurt war außerdem der Standort, an dem eine der wenigen EC 135 T1 flogen, welche die DRF jemals hatte.
Die D-HQQQ, die weltweit erste EC 135 im Dienst und eine der wenigen EC 135 T1 der DRF, flog ab dem 20. September 1996 von Ochsenfurt aus als „Christoph 18“.
Am Jahresende war die Station nach Hamburg und Berlin in der bundesweiten Einsatzstatistik auf Platz drei. Auch in der DRF-Statistik nimmt der Standort Ochsenfurt immer wieder eine Spitzenposition ein. In vielen Fachveröffentlichungen - z.B. „Die Rolle des Rettungshubschraubers in der Notfallmedizin“ - war „Christoph 18“ bereits ein begehrtes Studienobjekt, nicht zuletzt Dank Prof. Sefrin Fachmann in Punkto Notfallmedizin. Zum 30-jährigen Jubiläum der Deutschen Rettungsflugwacht (heute DRF Luftrettung) im Jahr 2003 ließ man sich in Ochsenfurt etwas Besonderes einfallen. Auf dem Gelände des Rasthofes Würzburg Süd an der A 3 wurde ein Tag der offenen Tür mit allen bodengebundenen Hilfsdiensten - verbunden mit einer Fortbildung für das Rettungsfachpersonal - durchgeführt.
Es gibt aber noch eine Seite des Standortes, ob bei Tagen der offenen Tür oder auch beim privaten Besuch, man hat immer das Gefühl: In Ochsenfurt ist alles eine große Familie, auch wenn es sich eigentlich um einen Arbeitsplatz mit ernsten Hintergrund handelt! Die „Familie“ endet auch nicht beim Stationspersonal, sondern schließt die bodengebundenen Hilfsdienste und viele andere Personen mit ein.
Respekt, Anerkennung, Sympathie - sicherlich von allem etwas, dies dürften wohl die Gründe der Aktivitäten des Herrn Redja gewesen sein, als er begann, die Arbeit des „18ners“ auf seine Art im wahrsten Sinne des Wortes auf Papier zu bringen. Schnell wurden die Zeichnungen zum weiteren Sympathieträger des „Christoph 18“. Zuerst in Form von Postkarten, später folgten Kalender und selbst Plakate zu Veranstaltungen ließ sich Herr Redja nicht nehmen zu entwerfen.
Wenn man im Jahr 2010 in Ochsenfurt den nächsten runden Geburtstag feiert, wird man wohl auch kurz vor dem 40.000. Einsatz stehen.
Dem Standort Ochsenfurt auch in Zukunft: Many happy landings!
Die EC 135 P2+ mit der Kennung D-HDRS in der neuen DRF Lackierung am LRZ Ochsenfurt
Foto: Patrick Mai
Autor
- Wir danken:
- Patrick Mai