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"Alte" Polizeihubschrauber für ADAC Luftrettung!

15.07.2010

Bonn (NRW) ::  Seit Mittwochmorgen stehen bei der ADAC Luftfahrt Technik GmbH (ALT) in Sankt Augustin zwei EC 135 P2 der bayerischen Polizei. Sie wurden per Tieflader angeliefert. Es handelt sich um die D-HBYA (SN 057) und D-HBYF (SN 078). Sie sind mit Windenbeschlägen versehen, weisen auf der linken Seite des Landegestells somit den geschwungenen Querholm auf und haben einen Außenlautsprecher. Die polizeitypische Beschriftung ist nicht mehr vorhanden.

Noch am Nachmittag wurden an der D-HBYF die Rotorblätter montiert und die Abdeckung auf dem Heck angebracht. Nach einem kurzen Probelauf am Boden, bei dem u.a. auch die Außenlautsprecheranlage getestet wurde, hob der Hubschrauber zu einem kurzen Prüfflug ab und hoverte neben dem Vorfeld der Firma ALT. Der Pilot zeigte sich mit dem ersten Ergebnis zufrieden.

Die beiden Hubschrauber stammen aus dem Kontingent von insgesamt sechs Maschinen mit Gesamtflugstunden zwischen 4100 und 5200. Die Maschinen hatte das verantwortliche Präsidium der Bayerischen Bereitschaftpolizei in Bamberg im Internet angeboten. Drei der Hubschrauber wurden mit Stillschweigen über den Preis verkauft. Es gab nach Angaben der Polizei ca. 40 Interessenten. Die anderen drei sollten bis zum 5. Juli mit einem Mindestpreis von rund einer Million Euro aufwärts versteigert werden. Dabei wurde das übliche Verfahren "gekauft wie gesehen" am Standort in Roth bei Nürnberg angewandt, also ohne Probeflug und ohne Gewährleistung. Die Übergabe der restlichen Maschinen an die neuen Eigentümer soll bereits bis Ende Juli erfolgen.

Nicht bekannt ist bisher, ob der ADAC die beiden Hubschrauber gekauft oder über die Versteigerung erworben hat. Offenbar erhält die ADAC Luftrettung noch einen weiteren, dritten Helikopter aus Bayern.

Schon früher hatte der ADAC gebrauchte BK 117 der bayerischen Polizei gekauft und setzt sie seitdem in der Luftrettung ein. Bislang gab es jedoch noch keine EC 135 aus zweiter Hand. Die ADAC Luftrettung wird dabei genau ihre Investition aus betriebswirtschaftlicher Sicht (u.a. Nutzungsdauer, Gesamtzustand, Abschreibung) durchgerechnet haben, selbst wenn jetzt noch zusätzliche Ausgaben für die Umrüstung zum eigentlichen Verwendungszweck erfolgen müssen.

Obwohl es sich um „alte“ Hubschrauber handelt, passen sie sehr gut in die Flotte. Sie sind von der ursprünglichen Version P1 auf P2 aktualisiert worden. Die Gesamtflugstunden kann man als gering bezeichnen. Der Wartungszustand durch die Polizei ist hervorragend, zumal immer wieder technische Neuerungen nachgerüstet wurden und sich die Hubschrauber somit auf aktuellem Stand befinden.

Besonders bemerkenswert ist das BIV-kompatible Glascockpit. Hier drängt sich eine zukünftige Einsatzmöglichkeit bei Ausdehnung der Tagesrandzeiten oder sogar nachts auf. Diese Thematik wird seit Jahren diskutiert. Außerdem kann ein bevorzugter Einsatz als Dual-Use-Hubschrauber oder ITH in Erwägung gezogen werden. Ob diese Überlegungen beim Erwerb ausschlaggebend waren oder es ein reines Zufallsprodukt ist (da im Preis enthalten), wird der tatsächliche Einsatz zeigen.

Keine Rückschlüsse dürfen auf zukünftige neue Standorte gezogen werden, die bei der Beschaffung vorausschauend eine Rolle gespielt haben könnten. Bei der noch unsicheren Lage wäre das wirtschaftlich (noch) nicht vertretbar. Bedacht werden muss hierbei, dass sich die ADAC Luftrettung immer noch von zwei EC 135 T1 trennen will, die triebwerkstechnisch Exoten in der Flotte sind. Bereits beim Modellwechsel der Zivilschutz-Hubschrauber des BMI von BO 105 auf EC 135 hatte der ADAC eine der damals noch vorhandenen drei EC 135 T1 als Geschenk angeboten. Da auch die BK 117 D-HTIB seit geraumer Zeit zum Verkauf steht, würde sich der Gesamtbestand der Hubschrauber nicht ändern.
Die anstehende Umrüstung, bei der natürlich auch die einheitliche Neulackierung vorgenommen wird, nimmt noch einige Zeit in Anspruch. Zu erwarten sind auch der Einbau des neuen Filtersystem für die Triebwerke und ggf. des mittelhohen Landegestells. Ebenso darf man auf die ersten Standorte gespannt sein.

Dem Vernehmen nach hat auch die Firma LifeFlight GmbH Co. KG (ebenfalls Flugplatz Hangelar) bei der Veräußerung eine EC 135 erworben. Mit ihr würde die bisherige Flotte EC 120, R44 und Schweizer 300 CBI für Hubschrauberflüge und Schulungen erweitert.

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