31.01.2003
Ende der Bell UH-1D-Ära in Hamburg für 2004 geplant
Den Ausgaben
der Hamburger Tageszeitung "Hamburger Abendblatt" und der Zeitung
"Die Welt" vom 28. Januar 2003 zufolge wurde am Montag, den 27.01.03
ein Abkommen zwischen dem Hamburger Innenstaatsrat Walter Wellinghausen
und dem Generaloberstabsarzt und Inspekteur des Sanitätsdienstes der
Bundeswehr, Dr. Karl W. Demmer, geschlossen. Es definiert unter anderem
das zukünftige Engagement der Bundeswehr in der Hamburger Luftrettung.
Dem Abkommen zufolge wird der derzeitige RTH-Standort am Bundeswehrkrankenhaus
Hamburg- Wandsbek weiterhin bestehen bleiben, und in einem neuen Betreibermodell,
ähnlich dem des RTH "Christoph 23" (stationiert am BwZK Koblenz)
betrieben. Das bedeutet in der Praxis: Die Bundeswehr wird weiterhin das
medizinische Personal für den RTH stellen, während der Hubschrauber
und die Piloten von einem nichtstaatlichen Betreiber kommen. Dieser Betreiber
wird noch in einer offiziellen Ausschreibung des RTH-Standortes definiert
werden.
Grundsätzlich wird sich, so Generaloberstabsarzt Demmer, an dem
Aufgabenspektrum des Hamburger RTH nichts ändern. „Wir haben
ein ausgeprägtes Interesse, uns hier weiter zu engagieren“,
so Demmer zur Presse. Für die Bundeswehr ist es ein besonders wichtiges
Anliegen, weiter die medizinsiche Crew des RTH zu stellen. Dadurch ist
es weiterhin möglich, Soldaten mit dem Spezialgebiet Sanitätsdienst
in optimaler Weise auf mögliche Auslandseinsätze vorzubereiten.
Die Qualifikationen der medizinischen Crew werden auch zukünftig
mindestens das gleiche Level haben wie derzeit.
Staatsrat Wellinghausen hob außerdem besonders hervor, dass Hamburg
nicht auf den Rettungshubschrauber-Stützpunkt verzichten könne.
Der ADAC-Intensiv-Transporthubschrauber "Christoph Hansa" könne
die Anzahl der in Hamburg derzeit anfallenden Primär-Einsätze
bei weitem nicht allein bewältigen, da er oft durch längere
Patientenverlegungen gebunden ist und die Rettungsleitstelle der Feuerwehr
Hamburg in besonderem Maße die Einsatzmöglichkeiten von Rettungshubschraubern
(RTH) zu schätzen gelernt habe. Nicht umsonst sei der SAR71 ein so
viel beschäftigter RTH. Das neue Abkommen stelle die bisherige Zusammenarbeit
„auf eine sichere Basis“. Bisher war die Zusammenarbeit des
SAR71 mit der Feuerwehr Hamburg nur auf der Grundlage des Aufgabenbereiches
der "dringenden Nothilfe für zivile Rettungskräfte"
von SAR-Hubschraubern an Rettungszentren betrieben worden. Sie ist nunmehr
nach fast 30 Jahren vertraglich geregelt.
Fest steht
übrigens beim Einsatz eines zivilen Hubschrauberbetreibers, dass
die Krankenkassen für Rettungseinsätze tiefer in die Tasche
greifen werden müssen. Die Bundeswehr stellt ihnen derzeit pro Einsatz
pauschal etwa 500 € in Rechnung. Stattdessen wird es ab 2004 vermutlich
eine Abrechnung nach Einsatzdauer und Flugminuten geben - etwa wie bei
der ADAC Luftrettung GmbH. Der Preis pro Flugminute wird sich sehr deutlich
erhöhen. Nur so wird der Betrieb des Hubschraubers für zivile
Anbieter zu rechtfertigen sein. Derzeit fliegt der SAR71 die Kosten für
seine Einsätze dem Bund deutlich nicht wieder ein. Da die Abrechnungsart
der zivilen RTH-Betreiber jedoch deutschlandweit entsprechend der Zahl
von deren RTH- Stationen sehr verbreitet ist, dürften sich keine
Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Einsätzen eines Nachfolgers
des SAR71 ergeben.
Generalmajor Reinhart Hoppe zufolge wurde ein neues Modell für Hamburg
wegen der "Neuausrüstung der Bundeswehr" und der damit
verbundenen Ausmusterung der Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D von Luftwaffe
und Heer in den kommenden Jahren notwendig. Nachfolgemodell für die
Bell UH-1D wird der in den 90er Jahren entwickelte Allzweckhubschrauber
NH 90 werden, der jedoch aufgrund seiner Ausmaße nicht für
die zivile Luftrettung eingesetzt werden kann. Der SAR-Dienst im Hamburger
Raum wird jedoch vermutlich allein bei der Bundeswehr verbleiben. Die
für den SAR-Dienst zuständigen Hubschrauber werden dann vermutlich
von einem anderen norddeutschen Stützpunkt aus starten, um so für
den Norddeutschen Raum und besonders Hamburg weiterhin für den SAR-Dienst
SAR-Mittel ersten Grades vorhalten zu können.
Laut
Medienberichten soll die Bell UH-1D ab dem 01.01.2004 bzw. dem 01.04.2004
in Hamburg abgelöst werden. Die Bundeswehr wird das Hubschraubermuster
Bell UH-1D voraussichtlich jedoch noch bis 2010 und darüber hinaus
für verschiedene Transportzwecke u.ä. einsetzen. Die Finanzlage
beim Bund wird wohl auf längere Sicht die schnelle Ausmusterung aller
Hueys verhindern. Zudem müssen bei der Bundeswehr darüber hinaus
ja auch z.B. die Westland SeaKing MK41 durch MH90 (Marineversion des NH90)
ersetzt werden. Auf der Ausmusterungsliste stehen zudem viele BO105 CBS
der Luftwaffe. Ähnlich sieht es im Bereich der Flugzeuge aus.
Fotos auf dieser Seite:
Frank Bernau, Harald Rieger
|