4. Juli 2007
Nach nur 18 Monaten Flugdienst wird die Maschine vom Typ Bell 212 durch
eine EC 135 T2i ersetzt
Am Mittwoch, den 04.07.2007 war es soweit: Das markante „Teppichklopfer“-Geräusch,
welches für die Hamburger Bevölkerung seit Jahrzehnten über
dem Himmel zum Alltag geworden war, sollte nun der Vergangenheit angehören.
Denn auch am Standort Hamburg hatte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz
und Katastrophenhilfe einen Typenwechsel des Rettungshubschraubers angekündigt.
Nachdem am 19. Januar 2006 die Bundeswehr als Betreiber der Station abgelöst
wurde, flog die Bundespolizei seit diesem Tag mit einer Maschine des Typs
Bell 212. Nach nicht einmal 18 Monaten Flugdienst wurde dieser Hubschraubertyp
nun durch eine moderne EC 135 T2i ersetzt.
In Hamburg hat der Wechsel des Hubschraubertyps mehrere Änderungen
hervorgerufen. Zum Einen besteht die Besatzung jetzt nur noch aus drei
Personen (Pilot, Rettungsassistent, Notarzt), der Flugtechniker wird auf
dem neuen Modell keinen Platz mehr einnehmen. Damit verbunden ist auch,
dass der Rettungsassistent jetzt einige Aufgaben des Flugtechnikers übernehmen
wird, beispielsweise die Navigation zur Einsatzstelle. Somit mussten alle
Rettungsassistenten, die jetzt noch auf „Christoph 29“ eingesetzt
werden, erfolgreich den HEMS-Crewmember-Lehrgang bestehen um den erhöhten
Anforderungen gerecht zu werden.
Eine
weitere Änderung wird der Wechsel von einem Zweiblattrotor auf einen
Vierblattrotor bewirken. Der jetzige Hangar auf dem Gelände des Hubschrauberlandeplatzes
ist für die neue Maschine zu schmal, so dass noch bis Ende diesen
Jahres ein neuer Hangar neben dem alten errichtet wird. Bis zur Fertigstellung
ist die Maschine in einem auf dem Hubschrauberlandeplatz vorübergehend
errichteten Tornadozelt untergebracht.
Wesentliche Vorteile des neuen Hubschraubermusters sind eine Vielzahl
von technischen Neuerungen (Hinderniswarnsystem; Anti-Kollisions-Warnsystem;
Terrain-Mapping/Navigationssystem EuroNav IV, u.w.), eine erhöhte
Startleistung, verringerte Geräuschentwicklung, Sanitätsschnellwechselausstattung
und die schnelle Ausbaubarkeit für Hubschrauber-Profiländerungen
bei anderen Missionsaufgaben. Auch wenn der Hubschrauber kleiner, wendiger
und flexibler und somit auch schneller sein wird, fällt der von Besatzungsmitgliedern
hoch gelobte große Innenraum weg. Sowohl in der Bell UH-1D der Bundeswehr
(1973 – 2006) als auch in der Bell 212 der Bundespolizei (2006 –
2007) wurde der Patient quer zur Flugrichtung transportiert und konnte
somit zeitgleich von Rettungsassistent, Notarzt und eventuell einem zusätzlichen
Mitflieger (Arzt im Praktikum o.ä.) betreut und versorgt werden.
Nun wird der Patient längs zur Flugrichtung transportiert und ist
erfahrungsgemäß unterhalb der Bauchgegend nur schlecht zu erreichen.
Um den neuen Hubschrauber zu übergeben, lud man im Rettungszentrum
zu einer offiziellen Feierstunde ein. Um kurz nach 11 Uhr hieß Chefarzt
Dr. Michael Zallet zahlreiche ranghohe Gäste willkommen. Es folgten
Grußworte von
Christoph Unger (Präsident des BBK)
Senator Udo Nagel (Präsens der Behörde für Inneres Hamburg)
Generalarzt Dr. Arno Rosslau (Kommandeur Sanitätskommando I, Kiel)
Cornelia Schroeder-Piller (Leiterin des Bezirksamtes Wandsbek)
Gunter Carloff (Leiter Bundespolizei – Fliegergruppe)
wobei immer wieder die erhöhte Leistungsfähigkeit, die technischen
Neuerungen und die gute Zusammenarbeit aller Organisationen für einen
reibungslosen Betrieb von „Christoph 29“ hervorgehoben wurden.
Noch während den Festreden wurde „Christoph 29“ –
noch als Bell 212 – um 11:32 Uhr zu einem dringenden Notarzteinsatz
gerufen. Nach einer guten Stunde setzte die Maschine ein letztes Mal zur
Landung am Bundeswehrkrankenhaus an, dokumentiert von zahlreichen Fotografen
und Fernsehteams. Nun folgte eine schnelle Umrüstung auf die neue
Maschine (man hatte schon am Tag vorher mit den ersten Maßnahmen
begonnen), so dass sich „Christoph 29“ als EC 135 T2i nur
wenige Minuten später wieder einsatzbereit melden konnte. Der erste
Einsatz sollte nicht lange auf sich warten lassen, um 12:59 Uhr ging es
zu einem Notfall in den Hamburger Stadtteil Niendorf.
Am Abend dieses Tages kam es noch zu einer unerwarteten Landung einer
Bell UH-1D der Bundeswehr am Rettungszentrum. Diese stand aber nicht mit
den Feierlichkeiten
in Verbindung, hierbei wurde ein verletzter Soldat ins Bundeswehrkrankenhaus
verlegt. Die Kollegen begutachteten den neuen Rettungshubschrauber sehr
genau – wo doch sie diejenigen waren, die noch vor 18 Monaten in
Hamburg Luftrettung geflogen sind.
Ein ereignisreicher – und für die Besatzung sicherlich anstrengender
– Tag geht um 21.45 Uhr zu Ende, als die Besatzung den Hubschrauber
bei der Einsatzzentrale abmeldet. An diesem Tag wurden bis zum Mittag
vier Einsätze mit der Bell 212 geflogen, ab dem Mittag weitere sechs
Einsätze mit der neuen Maschine.
An dieser Stelle wünschen wir allen Besatzungen zu jeder Zeit „Many
happy landings“!
Unten stehend sehen Sie einige weitere Bildimpressionen vom heutigen
Tag:
Foto 1 (oberstes): Bundespolizei
Alle anderen Fotos: Harald Rieger (www.sar71.de)
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