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Heli-Service Mitte - Ambulanzflugdienst (Teil 1)

11.07.2004

In dieser Reportagenserie sind erschienen:

Bis zur Indienststellung des Intensiv-Transporthubschraubers (ITH) "Christoph 77" in Mainz gab es für das Bundesland Hessen eine Reihe privater Hubschrauberunternehmen, die eine Zulassung des Landes Hessen innehatten, um den anfallenden Interhospitaltransfer zu abzuarbeiten. Eines dieser Unternehmen, die damalige Firma Heli-Service-Mitte (HSM) aus Egelsbach, soll in diesem Bericht mit seinem Standort Frankfurt näher porträtiert werden.

Die D-HNIC in der alten Lackierung

Die D-HNIC in der alten Lackierung

Foto: Jürgen Handrich

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Firmengründung Heli-Service Mitte

1987 wurde das Unternehmen mit Sitz am Flugplatz Egelsbach (EDFE) von Eberhard Herr gegründet. Neben den üblichen Standbeinen eines Hubschrauberunternehmens wie Personen- und Frachtflüge, einer Flugschule und eigener Werft etablierte sich schnell ein weiterer Unternehmenszweig:

Der Ambulanzflugdienst

Im Jahr 1989 wurde der erste Intensivhubschrauber der Firma am Frankfurter Flughafen stationiert. Zwei weitere Standorte sollten schnell folgen: 1993 wurde ein weiterer ITH am Flugplatz Hassfurt in den Dienst gestellt und 1994 die dritte Station an der Murnauer BG-Unfallklinik eröffnet. Somit deckte das Unternehmen mit seiner Flotte die Bundesländer Hessen, Thüringen, Bayern, Rheinland-Pfalz, ebenso Teile Sachsens und Baden-Württembergs ab.

Das Unternehmen setzte für den Bereich Ambulanzflugdienst insgesamt fünf Hubschrauber ein, vier Maschinen von Typ Bell 222, sowie eine Bell 206 L. Letztere kam allerdings nur selten zum Einsatz. Da die Murnauer Maschine von Beginn an viele Primäreinsätze im Einzugsbereich der Rettungsleitstelle Weilheim abarbeitete, kam hier eine UT-Version (Maschine mit Kufen und höherer Triebwerksleistung) zum Einsatz. Die Maschinen für Frankfurt und Hassfurt verfügten über einziehbare Fahrwerke, da sich dies an den Stationierungsorten (Verkehrsflugplätzen) als Vorteil erwies. Als Backup kam eine weitere Bell 222 UT zum Einsatz.

Intensivtransport-Hubschrauber Frankfurt am Main

Die am Frankfurter Flughafen stationierte D-HHSM hatte eine 24-stündige Alarmbereitschaft. Tagsüber befand sich die Besatzung in angemieteten Räumlichkeiten direkt am GAT des Frankfurter Flughafens. Nachts wurde die Crew über Cityruf – Empfänger alarmiert und traf sich an der Maschine. Aus finanziellen Gründen und letztlich auch um dem kurzfristigen Bedarf des Hubschraubers durch die Leitstellen gerecht zu werden, entschloss man sich, die Besatzung in einer "Wache" (einem umgebauten Einfamilienhaus) im am Frankfurter Flughafen angrenzenden Mörfelden unterzubringen. Im Vergleich zu den Unterkünften am Flughafen hatten die Besatzungen nun getrennte Arbeitsbereiche, eine Desinfektionseinheit (kontaminiertes Material konnte schneller desinfiziert werden), ein wesentlich umfangreicheres Material- und Medikamentendepot, sowie separierte Ruhebereiche. Der Umzug hatte auch zur Folge, dass die Besatzungsmitglieder auch nachts quasi am Standort waren und somit eine verkürzte Reaktionszeit (etwa 20 Minuten) bei Einsätzen hatte.

Einsatzspektrum und medizinische Aspekte

Die medizinische Besatzung setzte sich aus einen Facharzt oder Arzt mit Intensiverfahrung und einem Rettungsassistenten mit mehrjähriger Erfahrung im bodengebundenen Rettungsdienst zusammen. Dieser Personenkreis wurde regelmäßig auf firmeninternen Schulungen auf die aktuellen medizinischen Standards gebracht. Die fliegerische Besatzung bestand ausschließlich aus Berufspiloten mit langjähriger Erfahrung, viele Piloten kamen aus dem SAR-Bereich der Bundeswehr. Selbstverständlich verfügten alle Piloten über die Lizenz für Nacht- und Instrumentenflug (IFR). Vorteil dieses Systems war es, auch Patiententransporte unter IFR-Bedingungen an Zielkliniken mit geeigneten Verkehrslandeplätzen verlegen zu können und dann nur noch einen Transport von dort in die Zielklinik durchführen zu müssen, wenn die Wetterbedingungen einen VFR-Transport direkt an das Krankenhaus nicht mehr zugelassen hätten. Somit konnten oftmals lange bodengebundene Transporte umgangen werden, die sonst mit dem Hubschrauber nicht durchführbar gewesen werden. Aus sicherheitstechnischen Gründen setzte das Unternehmen auf den Bell 222 immer zwei Piloten ein.

Einsatzvergabe für ITH Frankfurt

Per Vertrag war der Frankfurter Standort an die Koordinierungsstelle für Sekundärtransporte in Hessen (KST – angesiedelt bei der Berufsfeuerwehr Frankfurt/Main) angeschlossen. Alle Einsätze mit Ausgangspunkt Hessen wurden hier entgegengenommen und entsprechend der Wirtschaftlichkeit und Ausstattung des jeweiligen ITH vergeben. Einsätze der HSM mit Ursprung außerhalb Hessens wurden von der firmeneigenen Alarmzentrale mit Sitz in Egelsbach (welche ebenfalls rund um die Uhr besetzt war) entgegengenommen und bearbeitet. Nicht unerwähnt bleiben darf die Tatsache, dass die Firma Heli-Service-Mitte GmbH der einzige Flugbetrieb zu dieser Zeit in Hessen war, der mit seiner Hubschrauberflotte medizinische Einsätze zur Nachtzeit durchführen durfte. Dies lag u.a. daran, dass Hubschrauber schon zu diesem Zeitpunkt bei Nachtflügen zwei Triebwerke vorweisen mussten. Recht schwankend war die Anzahl der auflaufenden Primäreinsätze. Kamen in Hessen lediglich Primäreinsätze am Tag zum tragen, waren es insbesondere schwere Verkehrsunfälle in Rheinland-Pfalz, welche die nächtlichen Primäreinsätze ausmachten.

Aus für Standort Frankfurt durch neues Konzept

Nachdem die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz einen Kooperationsvertrag auf dem Sektor des Ambulanzflugdienstes schlossen und damit die Stationierung des Christoph 77 am Universitätsklinikum Mainz durch die ADAC-Luftrettung anstand, kam es im Juli 1997 zum Aus für den Standort Frankfurt und die anderen in Hessen tätigen Unternehmen.

ITH-Standort Hassfurt auch geschlossen

Bedingt durch die Reduktion von ITH-Standorten in Bayern wurde kurz darauf auch die Station Hassfurt geschlossen. Kurz darauf erwarb die ADAC-Luftrettung GmbH die Rechte an der Station Murnau von HSM.

HSM heute unter neuem Namen in Egelsbach

Heute existiert die Firma unter dem Namen Helitransair am Egelsbacher Flugplatz. Ein Ambulanzflugdienst existiert nicht mehr, man ist autorisiert Hubschrauber verschiedener Hersteller zu warten, führt weiterhin Fracht- und Personenflüge durch, verfügt über einen An-/Verkaufsmarkt für Hubschrauber und ist natürlich noch im Bereich der Ausbildung zum Hubschrauberpiloten tätig. Ab und an reizt den Firmeninhaber aber doch noch das extravagante: Helitransair stellt im Rahmen eines Forschungsprojektes zwei Hubschrauber vom Typ BO 105 für ein Forschungsschiff namens Polarstern.

Teil 2 dieser Reportage

Lesen Sie in der Fortsetzung dieser Reportage: Die Heli-Service-Mitte war auf dem Sektor des Ambulanzflugdienstes noch an zwei weiteren Standorten tätig. Hassfurt und Murnau waren die Standorte der anderen HSM-Helikopter, die in der Luftrettung flogen. Erfahren Sie mehr darüber!

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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