Christoph 8 - seit 29 Jahren im Einsatz
28.12.2003
Stars singen für Christoph 8
Foto: Archiv Christoph 8
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Zu den 16 Stationen, die das Bundesministerium des Innern momentan betreibt, zählt unter anderem auch der Rettungshubschrauber "Christoph 8". Dieser wurde am 23.12.1974 als einer der ersten Rettungshubschrauber Deutschlands am St.-Marien Hospital in Lünen stationiert. Klar war jedoch sofort, dass es bei der Gesamtfinanzierung eines Hubschraubers Probleme geben würde. Abhilfe sollte eine damals aufgenommene Schallplatte schaffen, "Stars singen für Christoph 8". Mit jeder gekauften LP gingen hierdurch 2 DM an den Rettungshubschrauber. Wie alle Hubschrauber des Zivilschutzes flog auch Christoph 8 zunächst noch in gelber Lackierung. Jedoch schon kurze Zeit später, etwa ab 1979, wurde auch der Lüner Hubschrauber orange lackiert.
Da jedoch die Baumaßnahmen am Lüner St. Marien Hospital gerade erst in Angriff genommen wurden, bot sich für den Hubschrauber in Lünen keinerlei Übernachtungsmöglichkeit. Somit war Christoph 8 die ersten beiden Jahre, also etwa bis 1976, am belgischen Militärflughafen in Werl (Kreis Soest) stationiert und nahm von dort aus den Dienst auf. Zu dieser Zeit (von 1975 bis 1977) kam eine grüne Bell UH 1D der Heeresflieger zum Einsatz. Aufgrund der erhöhten Terrorgefahr durch die RAF hatte das Bundesministerium seine Maschinen zurückgezogen. Zeitweise wurde sogar eine Bell 212 eingesetzt. Seit 1977 fliegt in Lünen eine MBB BO 105.
Stützpunkt des Christoph 8
Foto: Fabian Hörsken
Im Oktober 1992 wurden die neu errichteten Unterkünfte für die Besatzungen fertig gestellt. Zuvor musste die Besatzung bis zum Hubschrauber einen Weg von ca. 150 Metern zurücklegen. Die Hubschrauberstation ist jedoch auch jetzt noch ca. 300 Meter vom Hospital entfernt. Wird der Notarzt alarmiert, so fährt dieser mit einem eigens bereitgestellten Fahrrad zum Hubschrauber. Der Hangar besteht seit nunmehr 30 Jahren. Nachts, sowie bei sehr schlechtem Wetter, wird die BO 105 mit ihrer Plattform mithilfe eines eigen angefertigten Schleppers in den Hangar gezogen.
Die neue BO 105 "D-HGSV", die als Ersatz für die im Sommer 2002 in Riesa "ertrunkene" D-HGSH angeschafft wurde und dem Bundesministerium seitdem zur Verfügung steht, wurde erstmals im Juli an der Station des RTH "Christoph 8" eingesetzt - mit Erfolg. "Die Maschine ist zwar aufgrund ihrer Außenlautsprecher um einiges langsamer als die anderen, hat jedoch einige andere entscheidende Vorteile", so ein BGS Pilot. "Die D-HGSV ist als einzige mit dem Garmin GNS 430 ausgestattet. Das Teil nimmt beim Navigieren einige Arbeit ab". Alle 11 Piloten der Bundesgrenzschutz- Fliegerstaffel West sind auf das relativ neue Kartenlesegerät Garmin GNS 430 eingewiesen. "Allein die deutsche Gebrauchsanweisung umfasst 280 Seiten ...", lacht der Pilot.
Crewmitglieder vom Christoph 8
Foto: Herr Lunemann
Die Piloten, alle Beamte des Bundesgrenzschutzes, wechseln in den Sommermonaten alle 4 Tage, in den Wintermonaten wöchentlich. Henning Reyers ist in Lünen der stationsleitende Pilot. Zu seinen Aufgaben gehören neben dem fliegerischen Dienst, dem Maschinencheck und der Betankung auch organisatorische Aufgaben an der Station.
Unter den 10 Rettungsassistenten, die in Lünen zum Einsatz kommen, befindet sich auch ein weibliches HEMS Crew Member (HCM). Alle zehn HCM sind gemäß den JAR-OPS 3 ausgebildet und beim Deutschen Roten Kreuz in Lünen angestellt. In diesem Ausbildungsabschnitt werden die künftigen Luftrettungsassistenten in den Gebieten Gerätekunde, Flugmedizin, Navigation, Flugtechnik sowie Crew Coordination Concept (CCC) eingewiesen. Alle 24 Monate müssen die Rettungsassistenten eine 12stündige Fortbildung absolvieren.
Die Notärzte und Notärztinnen werden seit Indienststellung vom St.- Marien Hospital gestellt.
Christoph 8 im Einsatz
Foto: Heimo Konietzka
Wie alle Rettungshubschrauber in Deutschland versorgt "Christoph 8" ein Einsatzgebiet von 50-70 km rund um den Standort Lünen. Somit versorgt dieser RTH allein ungefähr 4,5 Millionen Einwohner. 2 Karten in den Maßstäben 1:200.000 und 1:500.000 helfen bei Suche nach dem Einsatzort. Ebenfalls wie bei allen anderen Primärrettungsstationen richtet sich die Dienstzeit nach Sonnenauf- und Untergang, morgens frühestens ab 07.00 Uhr. Alarmiert wird der Lüner Zivilschutz- Hubschrauber über die Rettungsleitstelle "Florian Unna". Auffallend ist die geringe Anzahl der Fehleinsätze. Im Jahr 2002 betrug diese nämlich "nur" 136. "Ein Disponent der Leitstelle hat früher auf dem Hubschrauber gearbeitet. Sein Wissen fließt positiv in die Leitstellenarbeit ein", erklärt Henning Reyers. Die Alarmierung des Personals auf der Station erfolgt über Alarmgeber mit 3 Telefonen über 2 Kanäle.
Der ITH in Dortmund sowie der Christoph Westfalen sind eine sinnvolle Ergänzung zum Lüner Rettungshubschrauber. In Ausnahmefällen kommen diese Hubschrauber auch primär zum Einsatz. Sekundäre Patiententransporte von Klinik zu Klinik übernimmt Christoph 8 nur, sofern diese primären Charakter haben.
Bei einem Unfall erlitt die BO 105 einen schweren Schaden.
Foto: Archiv Christoph 8
Einen Grund zum Feiern hatte die Besatzung des Hubschraubers im letzten Jahr, als sie ihren 25.000 Einsatz absolvierte. 2002 flog Christoph 8 insgesamt 1038 Einsätze. In seiner 29jährigen Laufbahn kam es dabei "lediglich" zu zwei erwähnenswerten Unfällen: 1981 erlitt die BO 105 in Ennepetal einen Maschinenschaden, als sie in Kontakt mit einer Stromleitung kam. Bei einem Unfall 2002 im Raum Soest musste die Maschine auf dem Tieflader nach St. Augustin abtransportiert werden. Ein RTW hatte mit seinem Blaulicht den Rotor der BO 105 CBS 5 beschädigt, als er den auf der Straße stehenden Hubschrauber touchierte.
Christoph 8 ist im regulären Betrieb für die Primärluftrettung zuständig insbesondere in und um die Städte Lünen, Bochum, Dortmund, Hagen, Herne und Hamm. Hinzu kommen die Landkreise Coesfeld, Märkischer Kreis, der Ennepe- Ruhr- Kreis, Recklinghausen, Soest, der Hochsauerlandkreis, Warendorf und Unna. Gerade für diese Regionen und Städte ist Christoph 8 eine unverzichtbare Ergänzung des Rettungsdienstes geworden, die sich mit inzwischen mehr als 1.000 Einsätzen jährlich als fester Bestandteil der Notfallrettung etabliert hat.
Einsatz auf der Autobahn.
Foto: Heimo Konietzka
Christoph 8 am Stützpunkt
Foto: Fabian Hörsken