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100 Jahre ADAC

15.07.2003

Für Samstag, den 28. Juni 2003, hatten der ADAC Saarland, das Ministerium für Inneres und Sport des Saarlandes sowie der Rettungszweckverband Saar zu einer gemeinsamen Jubiläumsveranstaltung in die Congresshalle Saarbrücken geladen. Grund waren gleich vier Jubiläen, die man gemeinsam feierte:

  • 100 Jahre ADAC
  • 25 Jahre RTH Christoph 16
  • 25 Jahre Rettungszweckverband Saar
  • 25 Jahre Rettungsleitstelle des Saarlandes
ADAC-Jubiläum

ADAC-Jubiläum

Foto: Daniel Redmer

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Die Veranstaltung für die geladenen Gäste begann um ca. 9:30 Uhr mit einem Forum zum Thema „Konzepte für den Rettungsdienst“. Eröffnet wurde dieses Forum zunächst mit der Begrüßung durch den Vorsitzenden des ADAC Saarland, Herrn Paul Niemczyk, der unter anderem kurz auf die Geschichte des ADAC im Saarland einging. Anschließend fuhr Frau Annegret Kamp-Karrenbauer, Ministerin für Inneres und Sport des Saarlandes, fort, dankte vor allem den vielen Helfern im Rettungsdienst und wünschte Ihnen alles Gute für die weiter Arbeit. Abschließend trat auch der Verbandsvorsteher des Rettungszweckverbandes, Landrat Clemens Lindemann, an das Rednerpult und ging näher auf den Rettungsdienst des Saarlandes, seine Strukturierung bzw. Organisation ein. Hierbei betonte er besonders, dass man auf die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer und Zivildienstleistende angewiesen sei und schloss mit den Worten: "Wir sind gut – können aber besser werden!"

Nach dieser einführenden Begrüßung begann gegen 10:00 Uhr das eigentliche Forum. Als erstes referierte Rüdiger Neu, der Stationsleiter des Christoph 16, sehr anschaulich über die Primärrettung bei Nacht. Dazu nannte er zunächst die Voraussetzungen wie Wetter, Personal und Ausstattung, die für einen "sicheren" Primäreinsatz bei Nacht zu beachten sind und verglich sie mit der heute üblichen "Tagesrettung".

Ferner verwies er auch auf den Mainzer Rettungshubschrauber Christoph 77, der schon jetzt nächtliche Primäreinsätze*1 fliegt. Schließlich führte er auch noch weitere technische Ausstattungsmerkmale wie zusätzliche Landescheinwerfer, HELLAS, Anti-Collisson-Systeme und das auf etwa 2 Meter genaue D-GPS mit ihren Vor- und Nachteilen an.

Nachfolgend stellte Dr. Thomas Schlechtriemen (Saarbrücken) das Konzept „Erste Hilfe durch Laien“ vor. Das therapiefreie Intervall müsse durch Laienhelfer verkürzt werden, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken und die Überlebenschancen zu steigern. Als Ansätze nannte Dr. Schlechtriemen hier die Ausbildung in Erster Hilfe in Schulen, Kindergärten etc. oder die Einführung eines "Erste-Hilfe-TÜVs" für Führerscheininhaber.

Rettungsdienst- Schau

Rettungsdienst- Schau

Foto: Daniel Redmer

Als weitere Referenten sind an dieser Stelle Leitender Ministerialrat Karl-Heinz Anding (Bayerisches Staatsministerium des Innern), der das Thema "Konzepte für den Rettungsdienst aus Sicht der Länder" behandelte, Herr Prof. Dr. Karl-Heinz Altemeyer (Saarbrücken) zum Thema "Konzepte für den Rettungsdienst aus Sicht der Notfallmedizin", besonders "Schnittstelle Notaufnahme", sowie Herr Karl-Heinz Schindler (Saarbrücken) in Bezug auf "Konzepte für den Rettungsdienst aus Sicht der Träger" zu nennen.

Die im Anschluss an diese Vorträge geplante Diskussionsrunde musste jedoch aus zeitlichen Gründen entfallen und so endete das Forum um 12:30 Uhr.

Während des gesamten Tages stellte der ADAC gemeinsam mit seinen Partnern im Foyer und auf dem Vorplatz der Congresshalle das Leistungsspektrum vor. So waren zahlreiche Fahrzeuge des Rettungsdienstes (KTW, RTW, NAW, NEF), der ADAC-Straßenwacht und des Motorsportes zu besichtigen. Die "kleinen Gäste" konnten unter anderem an einem Fahrradsicherheitstraining teilnehmen. Auf großes Interesse stieß der ausgestellte ADAC-Rettungshubschrauber (EC 135 "D-HELP", Mock-Up).

Kurz vor 14:00 Uhr, wenige Minuten vor Beginn des offiziellen Festaktes, traf auch der Saarländische Ministerpräsident Peter Müller vor dem Kongresszentrum ein und gab ein kurzes Interview, bevor er sich zum Festakt begab.

Dieser offizielle Teil, der wiederum nur geladenen Gästen zugänglich war, startete pünktlich um 14:00 Uhr in der Congresshalle. Doch auch die interessierten Besucher konnten dem Festakt auf einer Videoleinwand, die vor dem Kongresszentrum aufgebaut war, folgen. Die musikalische Umrahmung des Festaktes erfolgte durch das Blechbläserensemble des Polizeimusikcorps.

Festreden

Festreden

Foto: Daniel Redmer

Nachdem die Begrüßung der erschienenen Gäste, darunter unter anderem der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, Herr Rehkopf, und sein Vorgänger, Herr Kugler, sowie zahlreiche Vertreter aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Feuerwehr und Rettungsdienst, durch Herrn Paul Niemczyk geschehen war, folgte ein Grußwort durch Werner von Scheven, den Vizepräsidenten des ADAC für Technik.

Er blickte auf die Geschichte des ADAC, besonders aber die vergangenen 25 Jahre der RTH Station Christoph 16 in Saarbrücken, zurück und erwähnte dabei auch die 18 Jahre, in denen Christoph 16 noch ein orangener Zivilschutzhubschrauber des Bundes war, bis die Station 1996 von der ADAC Luftrettung GmbH übernommen wurde. Auch die "grenzenlose" Luftrettung fand Beachtung. Denn Christoph 16 fliegt Einsätze auch in Luxembourg. Hier klappt die Kooperation mittlerweile sehr gut; ganz anders als mit Frankreich: Im nahen Nachbarland sind Primäreinsätze momentan tabu, da man sich bislang noch nicht auf die Grundlagen einigen konnte. In diesem Problem mahnte von Scheven an, dass eine baldige Lösung unbedingt nötig sei.

Stargast: Christoph 16, Saarbrücken

Stargast: Christoph 16, Saarbrücken

Foto: Daniel Redmer

Es schloss sich die Festtagsrede des Ministerpräsidenten des Saarlandes, Herrn Peter Müller, an. Auch er ließ die Geschichte des ADAC Revue passieren. "Neben dem DFB ist der ADAC die größte und erfolgreichste Bürgerinitiative der Bundesrepublik", die sich neben der Pannenhilfe auch im Bereich des Motorsports und natürlich der Luftrettung engagiere. Diese Arbeit sei für den Club die beste Öffentlichkeitsarbeit überhaupt. Zuvor hatte Paul Niemczyk übrigens ausgeführt, dass der ADAC erst kürzlich in einer McKinsey-Umfrage mit Abstand am besten von allen Organisationen und Parteien abgeschnitten habe. Regierungschef Müller hob jedoch auch hervor, dass die nun schon mehr als 10 Jahre lang andauernde Diskussion mit Frankreich über die völkervertragliche Grundlage der grenzüberschreitenden Luftrettung zügig zu Ende gebracht werden müsse.

Anschließend folgte noch ein Festvortrag durch Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich-Wilhelm Ahnefeld, dem Begründer der heute geläufigen "Rettungskette" sowie des ehemaligen Ulmer SAR-Hubschrauberstandortes. Er erläuterte in seinem Festvortrag, gegen welche Widerstände er seinerzeit das Konzept des organisierten Rettungsdienstes, wie wir ihn heute kennen, vorangebracht hat.

Leistungsschau Christoph 16 - Wasserrettung

Leistungsschau Christoph 16 - Wasserrettung

Foto: Daniel Redmer

Kurz nach 16:00 Uhr endete somit der offizielle Part dieser Jubiläumsveranstaltung. Doch damit nicht genug. Denn ein weiterer Höhepunkt schloss sich nahtlos an: Auf der Saar, direkt hinter der Congresshalle, fand nunmehr eine öffentliche Wasserrettungsübung mit Einsatz eines Rettungshubschraubers sowie weiteren Kräften von DLRG, DRK und Feuerwehr statt. Dabei wurden vier unterschiedliche Einsatzszenarien angenommen. Von "Person im Wasser" bis "Motorjacht brennt – Besatzung geht über Bord". Besonders der Einsatz des Stehhaltegurtes und das Absetzen von Rettungsschwimmern vom Hubschrauber ist hierbei zu erwähnen. Die "Verletzten" wurden so geborgen, an Land gebracht und dort von Kräften des DRK übernommen. Die einzelnen Abläufe wurden dem Publikum während der Übung durch einen Moderator anschaulich erläutert. Nach etwa einer halben Stunde waren alle Szenarien erfolgreich absolviert und unter großem Beifall der Zuschauer konnte die Übung beendet werden.

Leistungsschau Christoph 16 - Wasserrettung

Leistungsschau Christoph 16 - Wasserrettung

Foto: Daniel Redmer

Für den Abend hatte das Team des Christoph 16 Freunde und Kollegen zum gemeinsamen Hangarfest an der Station auf dem Winterberg eingeladen. Hier gab es nochmals Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch. Neben Livemusik war auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt. Modellhubschrauber- Vorführungen rundeten das Fest ab.

Rückblickend betrachtet war diese Jubiläumsveranstaltung demnach sehr gelungen. Dies trifft sowohl auf den offiziellen Festakt bzw. das Forum mit den renommierten Rednern als auch auf die öffentliche Wasserrettungsübung, die eindrucksvoll das Leistungspotential der Rettungskräfte zur Schau stellte, zu.

Rettungsdienst- Schau

Rettungsdienst- Schau

Foto: Daniel Redmer

*1 ­Christoph 77 fliegt derzeit nächtliche Primäreinsätze mit einer Vorlaufzeit von 30 Minuten, wobei nur erkundete und "gesicherte" Landeplätze (z.B. Sportplätze) angeflogen werden, die ausreichend Sicherheit bieten. Im ersten Jahr dieser Praxis wurden ca. 40 Primäreinsätze bei Nacht verzeichnet.

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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