Eine Exkursion in die Luftrettung der USA (Teil 4)
11.02.2019
Los Angeles County Sheriff’s Department Aero Bureau
Das LASD Aero Bureau mit Sitz am Flughafen Long Beach verfügt neben zahlreichen AS350 auch über drei AS332L1 Super Puma, welche im Rahmen des „Rescue 5“-Programms eingesetzt werden. Dies dürften wohl die einzigen Super Puma mit diesem speziellen Aufgabenfeld in den USA sein. Auch hier wird regelmäßig an einen Standort im Angeles National Forest verlegt, welchen zahlreiche Großstädter zum Wandern oder Klettern nutzen und dementsprechend des Hauptaufkommen an SAR-Einsätzen dort liegt. Aber auch zu Einsätzen über Wasser werden die Super Pumas gerufen.
Große Aufmerksamkeit erlangte „Rescue 5“ als Bilder einer damals noch eingesetzten Sea King beim Transport von Michael Jacksons Leichnam um die Welt gingen.
AS332 morgens in Long Beach, kurz vor dem Start zur täglichen Bereitschaft im Angeles National Forest
Foto: Johannes Herrmann
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Die großzügige Kabine bietet ausreichend Platz für zwei Tragen und allerlei Ausrüstung.
Foto: Johannes Herrmann
Ventura County Sheriff Aviation Unit
In Ventura County wird ein ähnliches Konzept wie in Santa Barbara County umgesetzt, also auch hier wird die Einheit am Flugplatz Camarillo trotz ihrem Namen von Sheriff’s und Fire Department gemeinsam betrieben. Nur dass hier das Verhältnis zu Gunsten der größeren Hubschrauber verschoben ist. Lediglich ein einziger Bell Long Ranger dient für Polizeiaufgaben, dem gegenüber stehen vier Bell Mediums. Eine 212, eine EH-1H, eine HH-1H sowie eine seltene Bell 205B. Zudem ist inzwischen eine von drei vom US-Militär übernommenen Black Hawks in Camarillo eingetroffen, welche den Besatzungen zur Schulung zur Verfügung steht, während die anderen Maschinen zu Firehawks umgerüstet werden.
Im Hangar dürfte das Herz eines jeden Huey-Fans höher schlagen. Doch auch hier klagt man über die immer schwieriger werdende Ersatzteilversorgung
Foto: Johannes Herrmann
Die N205VC wurde ursprünglich als Bell 205A-1 gebaut und später zu einer der sehr seltenen Bell 205B umgebaut. Sehr aufgeräumt wirken sowohl Kabine als auch das Cockpit der 205B?
Foto: Johannes Herrmann
Orange County Fire Authority
Eine relativ junge Einheit ist die Orange County Fire Authority Air Operations mit Sitz am Fullerton Airport. Nachdem zuvor Hubschrauber kommerzieller Unternehmen vertraglich für Feuerlöschaufgaben verpflichtet wurden fliegen seit 1995 eigene Hubschrauber der OCFA. Noch heute sind zwei zu „Super Hueys“ modifizierte Bell UH-1H aus dem Jahr 1966 im Einsatz. Zudem wurde 2008 grünes Licht für die Beschaffung zweier fabrikneuer Bell 412EP gegeben. Alle vier Hubschrauber werden sowohl für Lösch- wie auch Rettungsflüge eingesetzt. Dank des Einsatzes von Nachtsichtbrillen kann das gesamte Einsatzportfolio auch bei Dunkelheit bedient werden.
Die beiden UH-1H sind Vietnamveteranen aus dem Jahre 1966
Foto: Johannes Herrmann
Rund um die Uhr stehen die OCFA-Hubschrauber für Einsätze bereit
Foto: Johannes Herrmann
Orange County Sheriff’s Department
Als zweite staatliche Organisation im Orange County ist auch die Air Support Unit des Sheriff’s Department vom Flughafen „John Wayne“ in Santa Ana in der Luftrettung aktiv. Die Flotte der AS350 können dank Winde nach wie vor für Rettungseinsätze genutzt werden, hauptsächlich werden aber zwei erst in jüngerer Vergangenheit vom Militär übernommene Hueys dafür eingesetzt. Dank des größeren Platzangebotes und entsprechend umfangreicherer medizinischer Beladung kann die Air Support Unit mit den Hueys nach ALS-Standard operieren. Hervorzuheben ist hier z.B. die Möglichkeit mit einem AutoPulse Reanimationssystem sogar Windenrettungen ohne Unterbrechung einer ggf. notwendigen Herzdruckmassage durchführen zu können. Oft kommen bei SAR-Einsätzen beide Muster auch gemeinsam zum Einsatz. Die AS350, für ihre primär polizeiliche Ausrichtung mit Kamera-Systemen ausgestattet, übernehmen die Suche nach den Betroffenen, da dies oftmals verunglückte oder verirrte Freizeitsportler in den weitläufigen Bergen des County sind. Die eigentliche Rettung wird dann durch eine Huey durchgeführt.
Da alle Paramedics Beamte des Sheriff’s Department sind werden sie auch in taktischen Rettungen beispielsweise im Zusammenwirken mit SWAT-Einheiten trainiert. So können sie mittels Fast Roping auch ungesicherte Einsatzorte zügig erreichen.
Zu erwähnen bleibt noch die Tatsache, dass in der Einheit neben dem fest angestellten Stammpersonal auch Freiwillige PSR (Professional Services Responder) mit entsprechenden Vorqualifikationen Dienst verrichten, seien es Piloten die im „wahren Leben“ Militär- oder News-Hubschrauber steuern oder TFOs, die eigentlich anderen Polizeibehörden angehören.
Noch kürzlich bestand die Flotte ausschließlich aus AS350, sie werden wenn nötig auch nach wie vor zu Rettungseinsätzen genutzt
Foto: Johannes Herrmann
Hauptsächlich übernehmen diese Aufgabe aber die Hueys „Duke 6“ und bald nach Abschluss der erforderlichen Umrüstungen auch „Duke 7“
Foto: Johannes Herrmann
San Diego Fire Department
Das San Diego Fire Department betreibt vom Montgomery Field nördlich der Stadt aus eine Hubschraubereinheit. Eine Bell 212 und eine 412EP übernehmen seit Jahren die Doppelfunktion als Lösch- und SAR-Hubschrauber. Jüngst kam auch hier eine fabrikneue Sikorsky S-70 hinzu. Übergangsweise soll ein durch die Firma Simplex neu entwickelter interner Tank zum Einsatz kommen, bevor die Maschine nach Ende der Feuer-Saison die Umrüstung zum Firehawk und somit auch ihren medizinischen Ausbau bekommt.
Die Bell 212 des SDFD einsatzbereit am Montgomery Field?: Die Simplex-Tanks können entweder durch die im Füllschlauch eingebaute Pumpe direkt aus offenen Gewässern oder über den daneben liegenden Schlauchanschluss von Bodenkräften befüllt werden
Foto: Johannes Herrmann
San Diego County Sheriff’s Department ASTREA
Seit 1971 operiert das San Diego County Sheriff’s Department Hubschauber in ihrer ASTREA genannten Einheit (Aerial Support to Regional Enforcement Agencies). Neben mehreren MD500 verschiedener Baureihen und neuerer Bell 407 für polizeiliche Aufgaben verfügt die Einheit über drei Bell 205 am Flugplatz Gillespie Field in El Cajon. Die Besonderheit hierbei ist, dass die 205 in Kooperation mit Cal Fire betrieben werden. Die Hubschrauber selbst und die Cockpit-Crews kommen von der ASTREA, Cal Fire stellt die Rettungs- bzw. Helitack-Crews. Das Aufgabenspektrum enspricht dem der anderen Cal Fire-Standorte.
Drei Bell 205A-1 stehen der ASTREA für Rettungs- und Löscheinsätze zur Verfügung
Foto: Johannes Herrmann
San Bernardino County Sheriff’s Department Aviation
Auch im flächenmäßig größten County der USA ist das Sheriff’s Department in der Luftrettung aktiv. Ihren Hauptsitz hat die Hubschraubereinheit in einem erst 2016 neu bezogenen Hangar am San Bernardino Airport. Eine einzelne MD500 für Schulungszwecke gehört noch zur Flotte, als polizeiliche Einsatzhubschrauber ist inzwischen eine Vielzahl verschiedener AS350-Versionen unterwegs. Für Feuerlösch- und Rettungsflüge stehen zwei Bell UH-1H und eine 212 zur Verfügung.
Das SBSD nutzt mehrere Hueys für Rettungseinsätze
Foto: Johannes Herrmann
Um eine bessere Abdeckung des Einsatzgebietes zu erreichen wird ein weiterer Stützpunkt am Flugplatz Apple Valley betrieben. Dort steht am gemeinsam mit der CHP genutzten „High Desert Law Enforcement Aviation Center“ eine AS350 bereit welche sowohl polizeiliche wie auch Rettungsflüge übernimmt.
A-Star im kalifornischen „Golden Sunset“ in Apple Valley
Foto: Johannes Herrmann
Las Vegas Metropolitan Police Department Air Support (LVMPD)
Für die letzte Station unserer kleinen Reise verlassen wir Kalifornien und schauen nach Nevada zur Air Support Unit des Las Vegas Metropolitan Police Department. In dem dünn besiedelten Bundesstaat sind auch Luftrettungsmittel dünn gesät, aber umso wichtiger. Die Rettungsmaschinen des LVMPD mit Heimat am North Las Vegas Airport sind die einzigen in ganz Süd-Nevada mit Winde und entsprechend groß ihr Einsatzgebiet. Allerdings spielt sich der überwiegende Teil der Einsätze im Umfeld der Glücksspiel-Metropole ab.
Die beiden Hueys bildeten lange Zeit das Rückgrat des LVMPD im SAR-Bereich
Foto: Johannes Herrmann
Die Tage der beiden bisher für Rettungen genutzten Hueys sind inzwischen gezählt: Ihr Nachfolger, eine fabrikneue H145, steht bereits in den Startlöchern. Nach absolvierter Schulung der Besatzungen auf dem neuen Muster kommt sie inzwischen als primärer SAR-Hubschrauber der Einheit zum Einsatz. Darüber hinaus ist eine der drei MD530F der Flotte speziell für Rettungseinsätze gedacht. Sie verfügt zwar nicht über eine Winde, kann aber dank ihrer kompakten Abmessungen direkt in Canyons oder andere unzugängliche Bereiche fliegen und dort Rettungskräfte im (Kontakt-)Schwebeflug absetzen oder zu Rettende aufnehmen. Die Kabine ist entsprechend minimalistisch ausgestattet, ohne Sitze und Türen, dafür mit Haltegriffen an der Außenseite für einen sichereren Ein- und Ausstieg. Zudem ist eine aus vier Einzelscheinwerfern bestehende Beleuchtungseinheit für Nachteinsätze vorhanden.
Wachablösung: Die H145 dient inzwischen als primärer SAR-Hubschrauber
Foto: Johannes Herrmann
Die SAR-Einheit des LVMPD, welche neben Bergrettungsspezialisten z.B. auch Taucher umfasst, ist im gleichen Gebäude wie die Flieger angesiedelt. Dies ermöglicht eine intensive Zusammenarbeit und gemeinsame Einsätze ohne Zeitverlust.