Eine Exkursion in die Luftrettung der USA (Teil 3)
13.01.2019
In dieser mehrteiligen Fotoreportage sind bereits Teil 1 der Serie sowie vor kurzem der Teil 2 erschienen. Im dritten Teil, sowie im noch folgenden vierten und letzten, stellt Autor Johannes Herrmann verschiedene staatliche Institutionen vor, die in den Vereinigten Staaten von Amerika mit ihren Hubschraubern Hilfe leisten – im Katastrophenfall oder auch in der alltäglichen Notfallrettung.
Die California Highway Patrol – CHP
Die California Highway Patrol ist als Polizeibehörde des Staates Kalifornien auch, aber keineswegs nur für die Verkehrsüberwachung auf den Highways des Staates zuständig. Insbesondere in den dünn besiedelten Bereichen Kaliforniens außerhalb der Ballungszentren sind die Hubschrauber der CHP, ausnahmslos AS350, oft das am schnellsten verfügbare Luftrettungsmittel und werden deshalb bei der Suche nach und Rettung von verunglückten Wanderern, Verkehrsunfällen oder sonstigen medizinischen Notfallen welche einen schnellen Transport ins Krankenhaus verlangen hinzu gezogen. Deshalb gehört in der Regel ein als Paramedic qualifizierter TFO (Tactical Flight Officer) zur Besatzung. Auch Windeneinsätze werden durchgeführt, oft in Zusammenarbeit mit lokalen SAR-Einheiten.
„H-82“ über einem ausgetrocknetem Salzsee im Inland Kaliforniens
Foto: Johannes Herrmann
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Die AS350B3 „H-82“ startet von ihrem Stützpunkt am Flugplatz Apple Valley
Foto: Johannes Herrmann
California Department of Forestry and Fire Protection – Cal Fire
Das California Department of Forestry and Fire Protection, kurz Cal Fire, unterhält eine umfangreiche Luftfahrzeugflotte welche in ständiger Bereitschaft zur Bekämpfung von Waldbränden steht. Die Hubschrauber, 12 Bell Hueys verteilt auf 10 Helitack-Basen, kommen aber auch für Rettungseinsätze zum Einsatz und sind dafür mit entsprechendem Equipment und Rettungswinden ausgestattet.
Jede Helitack-Basis hat ihren fest zugeordneten Hubschrauber
Foto: Johannes Herrmann
In Hemet-Ryan ist dies die Bell EH-1H N491DF
Foto: Johannes Herrmann
Ein Ende der Huey-Ära ist in Sicht, Firehawks sollen sie ersetzen
Foto: Johannes Herrmann
Kern County Fire Department
In einigen Counties übernehmen die dortigen Fire Departments auch den Brandschutz im Zuständigkeitsbereich des Staates Kalifornien und erhalten dafür finanzielle Mittel von Cal Fire. Diese „Contract Counties“ betreiben dann zumeist auch eigene Hubschrauber. So auch das Kern County Fire Department. An der Helibase in Keene sind zwei Bell UH-1H beheimatet, welche für Such- und Rettungseinsätze sowie natürlich zum Löschen aus der Luft genutzt werden. Bemerkenswert ist, dass hier sogar akkubetriebene Rettungsschere und -Spreitzer zur Beladung gehören. Diese sind außerhalb der Feuersaison sogar dauerhaft im Hubschrauber verlastet, sonst werden sie aus Gewichtsgründen nur bei entsprechendem Alarmstichwort zugeladen. Da in den entlegenen Gegenden des County der Hubschrauber oftmals als erste Einheit am Einsatzort eintrifft kann somit ohne Zeitverzug mit der Rettung eingeklemmter Unfallopfer begonnen werden.
Die N407KC ging 1966 in Dienst, sieht mit ihren verchromten Spiegeln und Außenlautsprechern aber aus wie aus dem Ei gepellt. U.a. durch Installation der BLR FastFin wurden die Maschinen weiter aufgewertet, die Ersatzteilversorgung wird aber schwieriger.
Foto: Johannes Herrmann
Das Rettungsgerät an Bord
Foto: Johannes Herrmann
Santa Barbara County Sheriff / Fire Air Unit
Auch Santa Barbara County ist ein „Contract County“. Sheriff’s Department und Fire Department betreiben hier eine gemeinsame Air Support Unit am Flugplatz Santa Ynez. Die Flotte besteht analog zu vielen weiteren Sheriff-Fliegereinheiten aus kleineren Maschinen wie AS 350 oder Bell Jet Ranger bzw. Kiowa für polizeiliche Überwachungsaufgaben und größere Maschinen, zumeist Bell „Mediums“ verschiedener Baureihen für SAR- und Feuerlöschaufgaben. In diesem Fall stehen für letzteres zwei Bell UH-1H und eine zweimotorige Bell HH-1N zur Verfügung. Komplettiert wird die Flotte von zwei Bell OH-58A Kiowa. Die Crewmitglieder bestehen aus Angehörigen beider Departments und besetzen die Maschinen auch als gemischte Crews.
„Air 3“, eine zur „Super Huey“ aufgerüstete Bell UH-1H
Foto: Johannes Herrmann
Los Angeles Fire Department Air Operations
Trotz aller Fiktion: Ein Fünkchen Wahrheit steckt dann doch hinter der Story des Films „San Andreas“ – nämlich die Tatsache, dass das LAFD eigene Hubschrauber betreibt. Zwei Jet Ranger dienen der Schulung und als fliegende Einsatzleitung bei größeren Einsätzen. Die eigentliche Arbeit, neben Lösch- auch hier wieder Such- und Rettungseinsätze, übernehmen vier AW139. Eine weitere Maschine ist derzeit in der Beschaffung. Die zuvor eingesetzten und im Film gezeigten Bell 412 wurden 2017 endgültig außer Dienst gestellt. Eine davon dient nach wie vor der Stadt Los Angeles, nämlich beim Los Angeles Police Department als Plattform für SWAT-Einsätze. Diese Aufgabe wurde übrigens zuvor auch von den LAFD-Crews abgedeckt. Die Einheit ist am Flugplatz Van Nuys beheimatet.
Im Film „San Andreas“ zu sehen, mittlerweile aber außer Dienst: Die Maschinen des Typs Bell 412, hier die ehemalige „Fire 1“
Foto: Johannes Herrmann
Sie wurden abgelöst durch vier AW139
Foto: Johannes Herrmann
Blick in die Kabine von „Fire 3“
Foto: Johannes Herrmann
Los Angeles County Fire Department Air Ops
Aufgrund der räumlichen Nähe zueinander oft gemeinsam mit dem LAFD im Einsatz sind die Hubschrauber des Los Angeles County Fire Department vom Barton Heliport in Pacoima. Fünf Bell 412 und, als derzeit noch einziger ziviler Betreiber, drei Sikrosky S-70A Firehwaks stehen zur Verfügung. Obwohl vielleicht etwas überdimensioniert wirkend kommen auch die Firehawks als regulärer RTH zum Einsatz. In der Regel werden täglich Hubschrauber an Außenstützpunkte in Malibu, Lancaster und La Verne verlegt, um eine bessere Abdeckung des Zuständigkeitsbereichs zu gewährleisten. Zu den Einsatzanlässen zählen übrigens auch regelmäßig Pferderettungen aus unwegsamem Gelände mittels Außenlasthaken.
Aufgrund der positiven Erfahrungen des LACoFD mit den Firehawks bei den zuletzt immer häufiger und mit verheerenderer Wucht auftretenden Waldbränden werden schon bald mehr von ihnen am kalifornischen Himmel zu sehen sein. In Pacoima selbst sind bereits zwei fabrikneue S-70i eingetroffen, welche nun zu Firehawks umgerüstet werden. Cal Fire wird seine komplette Huey-Flotte durch Firehawks ersetzen und in Ventura County sowie beim San Diego Fire Department werden sie die bestehenden Flotten verstärken.
Zwei Firehawks und eine Bell 412 am Barton Heliport
Foto: Johannes Herrmann
„Copter 12“ startet zu einem der Außenstützpunkte der Einheit
Foto: Johannes Herrmann
Die Kabine ist für zwei Tragen vorgesehen, kann aber auch zügig zum Transport einer Helitack-Crew umgerüstet werden
Foto: Johannes Herrmann
Die wuchtigen Firehawks sind eine imposante Erscheinung
Foto: Johannes Herrmann
Auge in Auge mit „Copter 14“. Gut erkennbar die nach außen erweiterten Kabinentüren über welche einige der 412 verfügen. „Copter 18“ im Hintergrund hat dagegen die Standardvariante.
Foto: Johannes Herrmann