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ADAC Luftrettung schließt Flottenmodernisierung ab

30.04.2018

Mit den beiden Hubschrauberwechseln in Mainz (von EC 145 auf H145) und Ulm (von BK 117 auf H145) zu Beginn des Jahres hat die ADAC Luftrettung die vor vier Jahren begonnene Modernisierung ihrer Hubschrauberflotte abschließen können. Insgesamt wurden in den vergangenen vier Jahren 17 Helikopter vom Typ BK 117 und EC 145 ausgetauscht und durch hochmoderne H135 und H145 (allesamt von Airbus Helicopters) ersetzt. Dafür hat der ADAC nach eigenen Angaben rund 130 Millionen Euro investiert. Im September 2012 hatte ADAC-Geschäftsführer Stefan Weßling im Beisein des neuen Geschäftsführers der Tochterunternehmung ADAC Luftrettung GmbH Frédéric Bruder auf der ILA in Berlin den entsprechenden Vertrag mit Airbus Helicopters unterschrieben (rth.info berichtete).

Die im September 2014 als erste H145 an den ADAC übergebene D-HEMS ist Stamm-Maschine an der ADAC-Luftrettungsstation in Murnau

Die im September 2014 als erste H145 an den ADAC übergebene D-HEMS ist Stamm-Maschine an der ADAC-Luftrettungsstation in Murnau

Foto: Jörn Fries

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Bereits im Jahr 2013 hat die ADAC Luftrettung ihre BK 117-Flotte (mit Ausnahme der D-HLIR, die über andere Turbinen als ihre vierzehn Schwestermaschinen verfügt) an das neuseeländische Leasing-Unternehmen Airwork Ltd. verkauft (rth.info berichtete). Allerdings verblieb ein Großteil der Maschinen in Deutschland, nun nicht mehr im Besitz des ADAC stehend, sondern als Leasingobjekte. Mit der sukzessiven Auslieferung der neuen H145 – seinerzeit von Airbus Helicopters noch als EC 145 T2 vermarktet – ab Herbst 2014 reduzierte sich der BK 117-Bestand bei der ADAC Luftrettung kontinuierlich, bis Ende 2017 mit der besagten D-HLIR auch die allerletzte BK 117 ausgemustert wurde. Seit Anfang Dezember 2017 wird sie von der ADAC Luftfahrt Technik (ALT) in Bonn-Hangelar zum Verkauf angeboten (siehe Weblink im Kontextbereich dieser Reportage). Auch die beiden einzigen, im Jahr 2003 beschafften EC 145 der ADAC Luftrettung stehen dort zum Verkauf. Offensichtlich kam der Verkauf der beiden EC 145 an Airwork Ltd. wider Erwarten doch nicht zustande.

Die inzwischen historische Aufnahme zeigt die BK 117 mit dem Kenner D-HLIR im Einsatz als “Ulmer Spatz“

Die inzwischen historische Aufnahme zeigt die BK 117 mit dem Kenner D-HLIR im Einsatz als “Ulmer Spatz“

Foto: Nelson Fritz

In Senftenberg wurde die langjährige Stamm-Maschine D-HWVS bereits im Jahr 2016 durch eine hochmoderne H145 abgelöst

In Senftenberg wurde die langjährige Stamm-Maschine D-HWVS bereits im Jahr 2016 durch eine hochmoderne H145 abgelöst

Foto: Andreas Opitz

Die D-HLRG kam zuletzt noch einmal als Dual-Use-RTH “Christoph 77“ zum Einsatz (hier in Siegen zu sehen)

Die D-HLRG kam zuletzt noch einmal als Dual-Use-RTH “Christoph 77“ zum Einsatz (hier in Siegen zu sehen)

Foto: Frank Schumann

Die ADAC Luftrettung hat drei hochmoderne EC 135 T3/H135 in ihrer Flotte

Auch wenn die weltweit erste H135 – bei ihrer Auslieferung am 29. Oktober 2014 von Airbus Helicopters noch als EC 135 T3 vermarktet – nicht nach Deutschland, sondern nach Südtirol/Italien an Aiut Alpin Dolomites (AAD) ging, zählt die ADAC Luftrettung mit ihrer aus drei Maschinen bestehenden H135-Flotte zu den ersten Kunden der leistungsgesteigerten Maschine. Im Rahmen eines Festaktes bei Airbus Helicopters in Donauwörth wurde die erste der drei EC 135 T3/H135 am 27. März 2015 an die ADAC Luftrettung übergeben. Der Stückreis lag nach ADAC-Angaben bei 5,5 Millionen Euro. Die voll nachtflugtauglichen Maschinen mit Glascockpit lassen – in Verbindung mit Night Vision Goggles (NVG/ Restlichtverstärkerbrillen – BIV) eine Ausweitung der Betriebszeiten von Rettungshubschraubern (RTH) in die Nacht zu. Stationiert wurden die drei Neuen in Ingolstadt (als “Christoph 32“ mit dem Kenner D-HXBA, am 17. Juni 2015, am 21. September 2015 offiziell in Betrieb genommen), in Siegen (als “Christoph 25“ mit derm Kenner D-HXBB, am 5. Oktober 2015) und in Wittlich (als “Christoph 10“ mit dem Kenner D-HXBC, am 28. Oktober 2015). Während in Siegen und Wittlich die H135 eine EC 135 ersetzte, wurde in Ingolstadt die dort seit Gründung der Station am 10. Juli 1991 als Stamm-Maschine eingesetzte BK 117 ersetzt. Bereits im Vorfeld der Aufnahme des Winden-Probebetriebs an der ADAC-Luftrettungsstation “Christoph 15“ in Straubing wurde diese allerdings durch eine bewährte EC 135 ersetzt.

Im Juni 2017 startete die H135 mit dem Kenner D-HXBB als “Christoph 25“ vom jüngst umgebauten Heliport am Diakonie-Klinikum Jung-Stilling in Siegen

Im Juni 2017 startete die H135 mit dem Kenner D-HXBB als “Christoph 25“ vom jüngst umgebauten Heliport am Diakonie-Klinikum Jung-Stilling in Siegen

Foto: Jörn Fries

Am Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich, St. Elisabeth-Krankenhaus Wittlich, ist der “Christoph 10“ stationiert (hier zu sehen die neue H135 mit dem Kenner D-HXBC)

Am Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich, St. Elisabeth-Krankenhaus Wittlich, ist der “Christoph 10“ stationiert (hier zu sehen die neue H135 mit dem Kenner D-HXBC)

Foto: Jörn Fries

Die Flotte der ADAC Luftrettung dominieren die vierzehn hochmodernen EC 145 T2/H145

Bereits ein halbes Jahr vor der ersten EC 135 T3/H135 wurde die erste EC 145 T2/H145 an den ADAC ausgeliefert. Airbus Helicopters lieferte am 12. September 2014 mit der für den Windenstandort Murnau vorgesehenen D-HEMS (Nomen est omen! Helicopter Emergency Medical Services) die erste Maschine an die ADAC Luftrettung aus. Die D-HEMS, mit der zuvor umfangreiche Flugmanöver erprobt wurden, war der allererste Helikopter des ADAC, der im New Look erschien. Statt “ADAC Luftrettung GmbH“ steht seither “ADAC Luftrettung“ auf den vorderen Seitentüren, am Heckausleger prangt der schwarze Schriftzug NOTARZT und die blau-gelbe Heckflosse mit der Europaflagge wurde um den Schriftzug “Notruf 112 europaweit“ ergänzt. Statt in Murnau kam die D-HEMS allerdings ab Ende Februar 2015 zunächst im Flachland, genauer gesagt in Köln, als “Christoph Rheinland“ zum Einsatz, da Mängel an der mitgelieferten neuen Rettungswinde behoben werden mussten. Die für Köln vorgesehene D-HDOM löste wenig später die D-HEMS ab, so dass diese ihrem ursprünglichen Zweck entsprechend nach Murnau abgegeben werden konnte. Die ADAC-Luftrettungsstationen “Christoph 1“ in München, “Christoph 62“ in Bautzen und “Christoph 26“ in Sande erhielten zeitnah EC 145 mit Rettungswinde, ihnen folgten bis 2017 weitere EC 145 ohne Rettungswinde an den Stationen “Christoph Westfalen“ am FMO in Greven und “Christoph Brandenburg“ in Senftenberg. Mit “Christoph 77“ in Mainz und “Christoph 22“ in Ulm wurde der Modernisierungsprozess Anfang 2018 abgeschlossen.

In München fliegt mit der D-HYAL derzeit eine der jüngsten H145 der ADAC-Luftrettungsflotte als “Christoph 1“

In München fliegt mit der D-HYAL derzeit eine der jüngsten H145 der ADAC-Luftrettungsflotte als “Christoph 1“

Foto: Jörn Fries

Der rund um die Uhr fliegende “Christoph 26“ aus Sande ist mit Rettungswinde ausgestattet und wird hier gerade in den Hangar gefahren

Der rund um die Uhr fliegende “Christoph 26“ aus Sande ist mit Rettungswinde ausgestattet und wird hier gerade in den Hangar gefahren

Foto: Jörn Fries

In Greven in der Nähe des Flughafens Münster-Osnabrück (FMO) steht der ITH “Christoph Westfalen“ (hier wird die H145 gerade wieder aufgerüstet)

In Greven in der Nähe des Flughafens Münster-Osnabrück (FMO) steht der ITH “Christoph Westfalen“ (hier wird die H145 gerade wieder aufgerüstet)

Foto: Jörn Fries

Anfang 2018 setzten Ulm und Mainz den Schlusspunkt hinter die Modernisierungsmaßnahmen der ADAC Luftrettung (hier die D-HYAG als “Christoph 77“ auf dem Dachlandeplatz der UniversitätsMedizin Mainz)

Anfang 2018 setzten Ulm und Mainz den Schlusspunkt hinter die Modernisierungsmaßnahmen der ADAC Luftrettung (hier die D-HYAG als “Christoph 77“ auf dem Dachlandeplatz der UniversitätsMedizin Mainz)

Foto: Peter Pulkowski

Blick zu den anderen Luftrettungsbetreibern in Deutschland

Der Bund hat vor zwei Jahren zwei H135 bei Airbus Helicopters geordert. Beide Maschinen sind derzeit in Donauwörth in der Erprobung und werden voraussichtlich ab Herfbst 2018 an den beiden alpennahen ZSH-Stationen “Christoph 14“ in Traunstein und “Christoph 17“ in Kempten-Durach zum Einsatz kommen. Eine erste Aufnahme der neuen orangen H135 haben wir im Kontextbereich dieser Reportage verlinkt. Als Ersatz wird eine der in den Jahren 2007/2008 beschafften sechzehn EC 135 T2i auf den Rüststand H135 umgebaut. Die neuen H135 erhalten eine Rettungswinde anstelle der bewährten LongLine. In Kürze beginnen die Einweisungsflüge für Piloten. HEMS TC und Bergretter.

Während die Johanniter Luftrettung weiterhin auf ihr “Steckenpferd“, die AS 365 N2/N3 “Dauphin“, setzt, hat auch bei der DRF Luftrettung die Modernisierung ihrer Flotte begonnen – und dies bereits im Sommer 2014. Damals, am 31. Juli 2014, erhielt sie als erster Operator die weltweit erste EC 145 T2. Ein halbes Jahr später, am 11. Februar 2015 (“Europäischer Tag des Notrufs“), folgte vom Standort München-Großhadern aus der weltweit erste Rettungseinsatz mit einer EC 145 T2. Der “Christoph München“ der DRF Luftrettung war erst einen Tag zuvor feierlich von EC 145 auf H145 umgestellt worden. Weitere neu ausgelieferte H145 wurden sukzessive an die DRF-Stationen Berlin, Nürnberg und Regensburg ausgeliefert, wo sie in der Regel moderne EC 145 freisetzten, die wiederum an anderen Stationen, beispielsweise in Greifswald, Rendsburg und Stuttgart, ältere Einsatzmaschinen vom Typ BK 117 ersetzten.

Seit Jahresende 2017 stehen bei der DRF Luftrettung auch die drei bei Airbus georderten H135 im Einsatz: in Magdeburg kommt eine als “Christoph 36“ zum Einsatz, eine weitere als “Christoph Halle“ in Halle-Oppin, und die dritte steht am Operation-Center der DRF Luftrettung am BadenAirpark in Rheinmünster als Reservemaschine bereit.

Eine der letzten BK 117 der DRF Luftrettung fliegt in Dortmund als ITH “Christoph Dortmund“

Eine der letzten BK 117 der DRF Luftrettung fliegt in Dortmund als ITH “Christoph Dortmund“

Foto: Jörn Fries

Im Gegensatz zur ADAC Luftrettung setzt die DRF Luftrettung weiterhin auf die EC 145 (hier zu sehen der ITH “Christoph Niedersachsen“ am Hannover Airport International)

Im Gegensatz zur ADAC Luftrettung setzt die DRF Luftrettung weiterhin auf die EC 145 (hier zu sehen der ITH “Christoph Niedersachsen“ am Hannover Airport International)

Foto: Jörn Fries

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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