London‘s Air Ambulance ersetzt MD 902 Explorer
06.10.2024
London (GB) :: Am 1. Oktober 2024 endete in London eine Ära in der Luftrettung. Die weltweit bekannte London’s Air Ambulance ersetzte seine beiden Einsatzmaschinen vom Typ Mc Donnell Douglas MD902 durch neue Airbus Helicopters H135. Hiermit endet auch der regelhafte Einsatz dieses Hubschraubermodells in der englischen Luftrettung, war die London’s Air Ambulance doch der letzte Betreiber der die MD902 eingesetzt hat.
Betrieben seit Anfang 2000 und als Nachfolger einer AS365 Dauphin beschafft, prägten die komplett rot lackierten Hubschrauber seitdem das Londoner Stadtbild.
„Helimed 27“ beim Start auf dem Parliament Square
Foto: Matthew Bell
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Mit der „G-EHMS“ hatte man bis 2016 lediglich eine Einsatzmaschine zur Verfügung, welche während notwendiger Wartungsmaßnahmen oder Ausfällen durch Fahrzeuge, sogenannte „Rapid Response Vehicles“ vertreten wurde. 2016 wurde mit der „G-LNDN“ eine zweite Maschine beschafft, welche seitdem im Wechsel mit erstgenannter eingesetzt wurde.
Über die Jahre erwies sich die MD902 aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften als idealer RTH in einem anspruchsvollen Einsatzgebiet. Punkten können hier die vergleichsweise geräumige Kabine trotz geringer Außenabmessungen, eine geringe Geräuschentwicklung und der nicht vorhandene Heckrotor, welcher gefährliche Situationen bei den Landungen im Stadtgebiet vermeiden kann.
MD902 mit der trefflichen Kennung „G-LNDN“ beim Start vor einem weiteren Wahrzeichen, dem Buckingham Palace
Foto: Matthew Bell
So kam dieser Hubschraubertyp bis vor wenigen Jahren bei einem Großteil der Englischen „Air Ambulance Charities“ zum Einsatz. Aufgrund des fortschreitenden Alters der Zellen und einer zunehmend schwierigen Ersatzteillage entschied man sich auch in London letztlich dazu, einen Nachfolger für die beiden Hubschrauber zu finden. Hierzu wurde eine zweijährige Ausschreibungsphase gestartet, an deren Ende es zu einer Stichwahl zwischen der Leonardo AW109 Trekker und der H135 T3H kam. Die kompakten Abmessungen, höhere Bodenfreiheit und der geschlossene Fenestron Heckrotor ließen die Wahl schließlich auf das Airbus Modell fallen. Der Kauf wurde während der Farnborough Airshow im Jahr 2022 bekanntgegeben.
Wie alle englischen Luftrettungsdienste ist auch die London’s Air Ambulance fast ausschließlich spendenfinanziert. Um die beiden neuen Maschinen finanzieren zu können, wurde eine Spendenkampagne mit dem Ziel 16 Millionen Pfund gestartet, welche es zusätzlich zu den regulär anfallenden Betriebskosten aufzubringen galt. Dieses Ziel konnte im Sommer diesen Jahres erreicht werden. Hergestellt wurden die Maschinen im Airbus Werk in Donauwörth, der Ausbau der medizinischen Inneneinrichtung der Fa. Bucher Leichtbau fand bei Airbus Helicopters in Oxford statt.
Besonders beim Anflug auf „confined areas“ im innerstädtischen Bereich konnte das NOTAR-System seine Vorteile voll ausspielen
Foto: Matthew Bell
Generell gibt es einige weitere Besonderheiten, die es zu erwähnen gilt.
- Das Einsatzgebiet von „Helimed 27“, so lautet der Funkrufname der Einsatzmaschine der London’s Air Ambulance, erstreckt sich über das komplette Stadtgebiet innerhalb des Autobahnrings M25. Hier halten sich je nach Tageszeit ca. 9-12 Millionen Menschen auf. Da es im englischen Rettungsdienst regelhaft keine Notärzte gibt, ist das Team faktisch das einzige notarztbesetzte Rettungsmittel der Stadt.
- Basis ist das Dach des Royal London Hospital (RLH) im Stadtteil Whitechapel, unweit der City of London. Da es hier keinen Hangar gibt, wird die Maschine jeden morgen gegen 08:00 lokaler Zeit vom Militärflugplatz Northolt der Royal Air Force, welcher am westlichen Stadtrand liegt, hierher überführt.
- Das Team besteht aus zwei Piloten, einem Notarzt (Fellow Doctor), einem Oberarzt (Consultant) und einem Paramedic. Der Hubschrauber kommt nur während des Tageslichts zum Einsatz. Bei Nacht oder Schlechtwetter nutzt das medizinische Team die „Rapid Response Vehicles“ (RRV), welche aufgrund der entspannteren Verkehrslage Nachts deutlich schneller vorankommen als am Tage.
- Ebenfalls besonders ist das Einsatzprofil der Crew. Aufgrund des Alleinstellungsmerkmals als einziges notarztbesetztes Rettungsmittel, wird die Crew nur zu den schwersten Fällen disponiert. Dies sind fast ausschließlich Traumaverletzungen, die sich grob zu je 1/3 auf Verkehrsunfälle, Stich- und Schussverletzungen und Stürze aus großer Höhe verteilen. Da der Zeitfaktor hier eine besondere Rolle spielt, bringt der Hubschrauber tagsüber im stark verkehrsbelasteten Stadtgebiet einen großen Vorteil.
Eine der beiden neuen H135T3H vor ihrem Hangar am Militärflugplatz Northolt
Foto: Tobias Klein
Aufgrund der hohen Dichte an Krankenhäusern findet ein Hubschraubertransport nur selten statt. Meist wird der Patient in Begleitung der medizinischen Besatzung in eines der zahlreichen „Major Trauma Centres“ gefahren. Da nicht alle Krankenhäuser über einen Landeplatz verfügen, ist „Helimed 27“ auch regelmäßig in den Londoner Stadtparks zu sehen, welche als Übernahmeplatz dienen. Insgesamt werden ca. 1750 Patienten pro Jahr behandelt.
With special thanks to Matthew Bell for providing the photos.