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Dauerbetrieb von “Christoph 66“: ADAC Luftrettung erhält Zuschlag für das nächste Vierteljahrhundert

27.04.2023

Mainz/Imsweiler/... (RPF) ::  Lange hat man darauf gewartet, am heutigen Donnerstag (27.04.2023) war es endlich so weit: Die ADAC Luftrettung gGmbH, vertreten durch ihren Geschäftsführer Frédéric Bruder, und das Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz, vertreten durch den erst wenige Monate amtierenden Innenminister Michael Ebling, haben in Mainz den Vertrag zur dauerhaften Übertragung des Luftrettungsdienstes in der Region Westpfalz unterzeichnet. Er ist bis 2048 gültig.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling im Gespräch mit einem Crewmitglied von “Christoph 66“ (2. v. r.: Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung)

Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling im Gespräch mit einem Crewmitglied von “Christoph 66“ (2. v. r.: Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung)

Foto: MdI RLP

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Mit geschätzten rund 80 Millionen Euro netto Auftragswert gehört die Vergabe der Luftrettung in der Westpfalz zu den bundesweit größten im Luftrettungsdienst. Mit dem Zuschlag über einen Zeitraum von 25 Jahren ist sie einmalig in der bisherigen Luftrettungsvergabehistorie und könnte Vorbildcharakter haben. Die Verantwortlichen im Land Baden-Württemberg dürften auf das Vergabeverfahren im Nachbarland genau hingeschaut haben.

Erst Eßweiler, dann Imsweiler – und ab 2026 vielleicht Dörnbach

Neben dem Betrieb des Dual-Use-Hubschraubers “Christoph 66“ beinhaltet die Konzession auch den Neubau und Betrieb der Luftrettungsstation im Rettungsdienstbereich Kaiserslautern. Interimsweise ist der Hubschrauber derzeit noch auf dem Flugplatz Imsweiler (Donnersbergkreis) stationiert. Allerdings ist ein Neubau der RTH-Station – sie besteht derzeit aus Containern – im Bereich Dörnbach/Imsweiler vorgesehen. Deren Inbetriebnahme ist nach derzeitigen Plänen für Anfang 2026 vorgesehen.

Das im Juni 2022 gestartete Vergabeverfahren für den dauerhaften Betrieb der RTH-Station in der Westpfalz hatte sich hingezogen, da ein Mitbewerber, die im baden-württembergischen Filderstadt ansässige DRF Luftrettung, gegen einzelne Punkte der seit 2019 vorbereiteten Interims-Ausschreibung juristisch vorgegangen war. Allerdings hatte das Verwaltungsgericht Mainz den Antrag der DRF Luftrettung abgewiesen. Im öffentlich-rechtlichen Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz als Träger der Luftrettung flog von Anfang September 2019 bis Ende Dezember 2020 der jetzige Gewinner der Ausschreibung, die ADAC Luftrettung, zunächst von Eßweiler (Landkreis Kusel) aus seine oftmals lebensrettenden Primäreinsätze und gerade in Coronapandemie-Zeiten wichtigen Sekundärtransporte (Verlegungsflüge), ab dann vom jetzigen Interimsstandort Imsweiler im Rahmen einer zeitlich befristeten sogenannten interimistischen Vergabe.

Hubschrauber, Piloten und HEMS TC stellt die ADAC Luftrettung, die Notärzte kommen vom Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern, der Uniklinik Homburg/Saar und dem SHG-Klinikum Idar-Oberstein. Zum Einsatz kommt eine H145 von Airbus Helicopters, die zudem über eine fest installierte Rettungswinde verfügt. Bereits seit Sommer 2022 fliegt “Christoph 66“ mit der Winde – eine Folge der katastrophalen Ahrflut-Katastrophe ein Jahr zuvor. Seit Inbetriebnahme der Rettungswinde wurden laut MdI RLP bereits 73 Windeneinsätze erfolgreich absolviert.

Vorgeschichte

Vom 22. Oktober 2018 bis 3. September 2019 war in Sembach (Kreis Kaiserslautern) ein Intensivtransporthubschrauber (ITH) der Johanniter Luftrettung im Einsatz gewesen und hatte in den rund zehn Monaten mit seinen über 1.000 subsidiären Rettungsflügen eindrucksvoll den Nachweis über die zunächst vom Innenministerium bestrittene Notwendigkeit einer weiteren RTH-Station in Rheinland-Pfalz erbracht. Die Ernte fährt nun die ADAC Luftrettung ein.

“Christoph 66“ landet am 1. Juli 2022 auf dem Dachlandeplatz von “Christoph 77“ am Uniklinikum Mainz

“Christoph 66“ landet am 1. Juli 2022 auf dem Dachlandeplatz von “Christoph 77“ am Uniklinikum Mainz

Foto: Jörn Fries

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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