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50 Jahre DRF Luftrettung: Tag der offenen Tür an der Station Göttingen trotz Aprilwetters gut besucht

23.04.2023

Göttingen (NDS) ::  Der Tag der offenen Tür am Samstag, dem 15. April 2023, in Göttingen bildete den Auftakt zu einer Reihe von Tagen der offenen Tür an Stationen der DRF Luftrettung, die in diesem Jahr anlässlich des 50sten Einsatzjubiläums der rot-weißen Luftretter geplant sind.

“Welt der Luftretter“: Abwechslungsreiche Exponate zum Anschauen, Anfassen und Erleben geben einen hautnahen Einblick in die unterschiedlichsten Bereiche der DRF Luftrettung

“Welt der Luftretter“: Abwechslungsreiche Exponate zum Anschauen, Anfassen und Erleben geben einen hautnahen Einblick in die unterschiedlichsten Bereiche der DRF Luftrettung

Foto: Jörn Fries

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Tag der offenen Tür der Station mit Blaulichtmeile

Aus Sicht der DRF Luftrettung und ihrer Partnerorganisationen war der Tag der offenen Tür ein voller Erfolg, denn trotz des regnerischen Wetters mit recht kühlen Temperaturen kamen viele interessierte Besucherinnen und Besucher an die seit dem Jahr 1980 am Göttinger Universitätsklinikum (UniversitätsMedizin Göttingen – UMG) gelegene Luftrettungsstation. Bereits vor dem offiziellen Start um 12 Uhr trafen die ersten Neugierigen ein. Ihr Ziel war zuvörderst der im auffälligen Jubiläumsdesign beklebte Intensivtransporthubschrauber vom Typ Airbus H145 mit fünf Hauptrotorblättern (BK117D3) sowie die Einsatzmaschine “Christoph 44“ vom Typ Airbus EC 135. Während Letztere nur aus der Ferne zu betrachten war, konnte Erstere hautnah erlebt werden. Crewmitglieder beantworteten alle Fragen von Klein und Groß mit großer Geduld, auch wenn sich die Fragen im Laufe des Tages oftmals wiederholten.

Am frühen Samstagmorgen konnte man beide Hubschrauber noch ohne Menschentrauben fotografieren

Am frühen Samstagmorgen konnte man beide Hubschrauber noch ohne Menschentrauben fotografieren

Foto: Jörn Fries

“Christoph 44“ startet hier zu seinem zweiten Notfalleinsatz des Tages

“Christoph 44“ startet hier zu seinem zweiten Notfalleinsatz des Tages

Foto: Jörn Fries

Nur wenige Schritte von den beiden Helikoptern entfernt, gab es eine sogennante “Blaulichtmeile“, auf der sich die Hilfsorganisationen ASB, DRK und JUH, UMG-Werkfeuerwehr, Berufsfeuerwehr Göttingen, die Polizei und die DRK-Bergwacht sowie weitere Partnerorganisationen präsentierten. Vor den einzelnen Exponaten, an den Einsatzfahrzeugen wie Feuerwehr- und Rettungswagen, an den Infoständen und bei den Einsatzcrews herrschte den ganzen Tag über reger Andrang. Besonders auffällig: die vielen Familien mit ihren (Klein-)Kindern.

Vor den einzelnen Exponaten, an den Einsatzfahrzeugen wie Feuerwehr- und Rettungswagen, und an den Infoständen herrschte den ganzen Tag über reger Andrang

Vor den einzelnen Exponaten, an den Einsatzfahrzeugen wie Feuerwehr- und Rettungswagen, und an den Infoständen herrschte den ganzen Tag über reger Andrang

Foto: Jörn Fries

Besonders auffällig: die vielen Familien mit ihren (Klein-)Kindern

Besonders auffällig: die vielen Familien mit ihren (Klein-)Kindern

Foto: Jörn Fries

Jubiläumsmaschine und mobile “Welt der Luftretter“

Besondere Aufmerksamkeit beim Göttinger Tag der offenen Tür erregte der Jubiläumshubschrauber, eine hochmoderne H145 “Five-Bladed“ in besonderer Lackierung. Entworfen hat das Design der Notfallsanitäter (HEMS TC) Maximilian Klaritsch. Er setzte sich mit seinem innovativen und zeitlosen Konzept in einem internen Ideenwettbewerb durch, bei dem alle Mitarbeitenden der DRF Luftrettung teilnehmen konnten. Das Design wurde bei der Auftaktveranstaltung Mitte März in Berlin enthüllt (rth.info berichtete), jetzt ist die Maschine Teil der Einsatzflotte und wird bei weiteren Tagen der offenen Tür zu sehen sein. An diesem Wochenende (22./23. April 2023) fliegt sie in Schachtholm als “Christoph 42“.

Immer wieder dicht umlagert: die Jubiläumsmaschine D-HXFH

Immer wieder dicht umlagert: die Jubiläumsmaschine D-HXFH

Foto: Jörn Fries

Außerdem lud die etwas abseits gelegene „Welt der Luftretter” Besucherinnen und Besucher ein, einen Blick hinter die Kulissen der Luftrettung zu werfen und selbst aktiv zu werden. Abwechslungsreiche Exponate zum Anschauen, Anfassen und Erleben gaben einen hautnahen Einblick in die unterschiedlichsten Bereiche der DRF Luftrettung. Egal ob Windentraining per Virtual-Reality-Brille, detailgetreue Miniaturwelt oder Equipment aus dem Flugalltag – in der mobilen Ausstellung auf 57 Quadratmetern war für alle etwas geboten. Auch der Förderverein der DRF Luftrettung präsentierte sich mit Infozelten.

Auch der Förderverein der DRF Luftrettung präsentierte sich mit Infozelten den kleinen und großen Besucherinnen und Besuchern

Auch der Förderverein der DRF Luftrettung präsentierte sich mit Infozelten den kleinen und großen Besucherinnen und Besuchern

Foto: Jörn Fries

Festakt im Hangar

Bereits um 11 Uhr versammelten sich geladene Gäste sowie DRF-Verantwortliche im Hangar zu einem kleinen Festakt. Als Erstes sprach Wolfgang Karlstetter, seit Jahresbeginn 2023 Vorstand Luftrettung der DRF Luftrettung. Er begrüßte die Gäste im proppenvollen Hangar und hob in seinem Grußwort das zentrale Anliegen der DRF Luftrettung hervor, seit dem ersten Einsatz 1973 bis heute: „Wir feiern das Einsatzjubiläum, weil die Menschen, unsere Patienten, aber auch unsere Mitarbeiter und Unterstützer, im Mittelpunkt stehen. Wir sind dankbar und stolz, dass wir in fünf Jahrzehnten so vielen Menschen helfen konnten.” Zudem machte er den Anspruch deutlich, den die Luftretter kontinuierlich an sich haben: „Innovation und der Wille, die Luftrettung zum Wohle unserer Patienten immer weiter zu entwickeln, ist Teil des Selbstverständnisses der DRF Luftrettung.” Sein Dank richtete sich an die Verantwortlichen in der Politik, bei den Kostenträgern, der UniversitätsMedizin Göttingen und an die Mitglieder des DRF Luftrettung Fördervereins, die innovative Techniken erst möglich machten, sowie an die Stationsverantwortlichen, die den Tag der offenen Tür akribisch vorbereitet hatten. Besonderer Dank galt Christian Schulze, dem leitenden Notfallsanitäter/HEMS TC der Station des Rettungshubschraubers “Christoph 44“, der während des gesamten Tages immer wieder als Ansprechpartner zur Verfügung stand. Unterbrochen wurden Karlstetters Ausführungen nur ein einziges Mal: Wie zur Bestätigung des Gesagten startete “Christoph 44“ an diesem Samstagvormittag bereits zu seinem dritten Einsatz. Dass aufgrund der sich weiter verschlechternden Witterungsverhältnisse sich die Rückkehr der EC 135 an ihre Station mehrfach verzögern sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner wissen.

Als zweite Rednerin unterstrich Daniela Behrens, als Nachfolgerin von Boris Pistorius seit Januar 2023 Innenministerin des Landes Niedersachsen und zuvor im Kabinett von Stephan Weil für Gesundheit und Soziales Verantwortung tragend, in ihrer sehr persönlichen Ansprache die wichtige Rolle der Luftrettung in Niedersachsen: „Die DRF Luftrettung ist mit ihren zwei Hubschraubern hier in Göttingen und in Hannover ein entscheidender Bestandteil der Rettungskette in unserem Land. Unzählige Menschen verdanken Ihnen ihr Leben. Das ist großartig und das gilt es, zu würdigen.“ Dieser Dank sei ausdrücklich auch im Namen der ebenfalls anwesenden Landtagsabgeordneten zu verstehen, betonte Behrens, und gelte auch für die Betreiber der vier anderen über das Land verteilten Luftrettungsmittel. Am Ende ihres Grußwortes bat die Ministerin darum, sich im Anschluss an den Festakt die Jubiläumsmaschine sowie die mobile “Welt de Luftretter“ ansehen zu dürfen – und sie nahm sich hierfür dann auch tatsächlich viel Zeit.

Prof. Dr. med. Lorenz Trümper, Vorstand Krankenversorgung der UniversitätsMedizin Göttingen, beschloss den Reigen der Grußwortredner, und verwies auf die ausgesprochen gute langjährige Kooperation zwischen UMG und DRF Luftrettung hin. So seien derzeit 50 Ärztinnen und Ärzte der UMG als Notärztin bzw. Notarzt qualifiziert, und 15 von ihnen dürften auf dem “Christoph 44“ fliegen. Mit einem Augenzwinkern in Richtung Ministerin versprach er, dass im kommenden Jahr der Neubau des Universitätsklinikums beginnen werde und dass auf dem Dach des Gebäudes künftig zwei Hubschrauberlandeplätze vorhanden seien. Ob die derzeit am Boden vorhandene Station – analog zu Karlsruhe – auf das Dach umziehen werde, sagte Trümper indes nicht. Hier darf man also gespannt sein, wie Behrens‘ Nachfolger im Amt des Gesundheitsministers bzw. wie die Kostenträger dies sehen. Professor Trümper begrüßte zudem noch den Initiator der Göttinger Luftrettungsstation aufs Herzlichste und betonte, wie wichtig der Hubschrauber für die UMG, aber auch die UMG für die Luftrettung sei. Man befruchte sich gegenseitig und würde konsequent an der Weiterentwicklung von Universitäts- und Notfallmedizin arbeiten.

Um kurz nach halb zwölf klang der Festakt mit einem kleinen Stehimbiss aus. Anschließend ging es im Schlepptau der Ministerin zum Jubiläumshubschrauber und in die “Welt der Luftretter“. Währenddessen wurde der Hangar hergerichtet für die Kleinen und Kleinsten, denn am Nachmittag sollten dort Vorführungen im Rahmen der DRF-Initiative “Kinder lenen helfen“ stattfinden.

Die Station Göttingen – gestern und heute

Die RTH-Crew von “Christoph 44“ kann Notfallorte im Umkreis von 60 Kilometern in maximal 15 Flugminute erreichen. Der Rettungshubschrauber steht von Sonnenaufgang (frühestens 7 Uhr) bis Sonnenuntergang für Einsätze bereit und wurde im vergangenen Jahr rund 1.500-mal für oft lebensrettende Einsätze alarmiert. Sein Einsatzgebiet umfasst die Landkreise Göttingen, Northeim, Osterode/Harz sowie Kassel, Holzminden, Höxter, Eichsfeld und Werra-Meißner. Die Station blickt auf eine lange Geschichte zurück: 1980 wurde sie als vierte der DRF Luftrettung gegründet. Zum Einsatz kamen zunächst eine Bell 206 Long Ranger, ab Oktober 1984 eine BO 105. Seit Juni 2007 fliegt hier eine EC 135. Am Tag der offenen Tür mussten die Gäste längere Zeit ohne den heimlichen Star der Veranstaltung auskommen. Gründe waren das Einsatzgeschehen sowie das Wetter. Letzteres erforderte sogar eine außerplanmäßige Zwischenlandung bei Seesen, über die auch das NDR-Fernsehen berichtete. Real Life eben: Und das ist auch gut so! Denn genau deshalb ist der RTH in Göttingen stationiert: nämlich um Leben zu retten – und dies auch bei Wetterverhältnissen, bei denen andere lieber zuhause bleiben würden.

Zum Gruppenfoto vereint: Grußworte beim Festakt sprachen Prof. Dr. Lorenz Trümper von der UniversitätsMedizin Göttingen (4. von links), DRF-Vorstand Wolfgang Karlstetter (7. von links) und die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (8. von links

Zum Gruppenfoto vereint: Grußworte beim Festakt sprachen Prof. Dr. Lorenz Trümper von der UniversitätsMedizin Göttingen (4. von links), DRF-Vorstand Wolfgang Karlstetter (7. von links) und die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (8. von links

Foto: Jörn Fries

Gemeinsam mit Landtagsabgeordneten und Göttingens neuer Oberbürgermeisterin Petra Broistedt ließ sich Ministerin Daniela Behrens von Crewmitgliedern des RTH “Christoph 44“ die Besonderheiten beim Intensivtransport mittels Hubschrauber erklären

Gemeinsam mit Landtagsabgeordneten und Göttingens neuer Oberbürgermeisterin Petra Broistedt ließ sich Ministerin Daniela Behrens von Crewmitgliedern des RTH “Christoph 44“ die Besonderheiten beim Intensivtransport mittels Hubschrauber erklären

Foto: Jörn Fries

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Wir danken für Unterstützung:
Christian Schulze, leitender Notfallsanitäter an der DRF-Station Göttingen
Quelle(n):
Pressemitteilung “DRF Luftrettung feiert Jubiläumsjahr in Göttingen: Großer Andrang am Tag der offenen Tür bei Christoph 44“ der DRF Luftrettung vom 15. April 2023 (https://www.drf-luftrettung.de/8/de/news/drf-luftrettung-feiert-jubilaeumsjahr

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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