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ADAC HEMS Academy expandiert und bekommt neuen Standort in Oberpfaffenhofen

03.09.2022

Oberpfaffenhofen (BAY) ::  Die ADAC HEMS Academy, ein Tochterunternehmen der gemeinnützigen ADAC Luftrettung, wächst deutlich. Das internationale Trainingszentrum für Personal in Luftrettung, Luftfahrt, Akut- und Notfallmedizin investiert am Standort Sankt Augustin bei Bonn in mehrere innovative Trainingsangebote und richtet ein neues Trainingszentrum in Oberpfaffenhofen ein. In den Räumen der ADAC HEMS Academy trainieren jährlich über 3.000 Teilnehmer aus mehr als 20 Ländern.

Feuerlöschtraining in virtueller Realität und Notausstiegssimulator

Piloten und Notfallsanitäter im Luftrettungsdienst (Fachbegriff TC HEMS) müssen regelmäßig Feuerlöschtrainings absolvieren, in Europa mindestens alle drei Jahre. Die ADAC HEMS Academy hat dafür mit einem australischen Unternehmen ein weltweit neues Training auf Basis von Virtueller Realität (VR) entwickelt. Mit einer VR-Brille werden die Trainierenden in virtuelle Umgebungen versetzt, um Triebwerksbrände oder Feuer im Cockpit mit dem maßstabsgetreuen Modell eines – in der Luftfahrt am meisten eingesetzten – Halon-Feuerlöschers zu bekämpfen. Dabei können sie verschiedene Löschtechniken und die Dosierung des Löschmittels trainieren. Das neue Trainingsangebot kann bereits gebucht werden. Zudem arbeitet die ADAC HEMS Academy an weiteren neuen VR-basierten Trainingsverfahren und testet inzwischen einen Prototyp für VR-Outside-Sicherheitschecks vor dem Hubschrauberstart.

Neuheiten für Hubschrauberpiloten und medizinische Crews

Für das ebenso vorgeschriebene Trainieren von Notausstiegen aus Helikoptern hat die ADAC HEMS Academy ab sofort einen neuen Simulator im Programm. Er hat die Maße einer Helikopterkabine, ist mit passenden Sitzen bestückt und verfügt über exakt nachgebildete Türen und Fenster. So bietet er eine gewohnte Umgebung zum Trainieren des Öffnens, Herausdrückens und Abwerfens von Türen und Fenstern. Die ADAC HEMS Academy konzipiert zudem bereits eine erweiterte Version dieses Simulators, der auf die Seite gekippt werden kann wie eine havarierte Maschine. Der gesteuerte Ausfall der Beleuchtung oder Qualm sollen für besonders realistische Trainingsszenarien sorgen.

Dr. Matthias Ruppert, Geschäftsführer der ADAC HEMS Academy, erklärt: „Flugbetrieb, Medizin, Sicherheits- und Teamtrainings mit Fokus auf den ´Faktor Mensch` sind die vier Säulen unserer Fort- und Weiterbildung. Unser cross-professioneller Ansatz verschränkt diese Bereiche miteinander, um bestes Ausbildungsniveau und höchste Patientensicherheit sicherzustellen. Das belegen unser neues VR-Feuerlöschtraining und unser neuer Notausstiegstrainer.“

Die ADAC HEMS Academy unterhält am Flugplatz Bonn/Hangelar Schulungsräume, computerbasierte Trainingsgeräte, modernste Medientechnik und eine Halle mit drei Flugsimulatoren, welche die 170 Pilotinnen und Piloten der ADAC Luftrettung sowie die internationalen Kunden für Flugtraining wie unter realen Bedingungen nutzen. Dazu zählen das Fliegen und Manövrieren bei unterschiedlichem Wetter oder in der Nacht – bei Wunsch mit Nachtsichtgeräten – sowie in Notsituationen wie bei Triebwerksausfällen oder dem Verlust des Heckrotors. Die Piloten bringen eigenes Schulungspersonal mit oder greifen auf qualifizierte Trainer der ADAC HEMS Academy zurück und trainieren in Summe mehrere tausend Stunden pro Jahr.

Einer der Simulatoren erhält Ende dieses Jahres ein umfassendes Upgrade. Das hochmoderne Trainingsgerät bekommt ein mobiles, wechselbares Cockpit, welches die Konfigurationen der modernsten in der Luftrettung eingesetzten Helikoptertypen H135 und H145 mit verschiedenen Triebwerkstypen simulieren kann. Das ermöglicht Piloten, Fluglizenzen für die einzelnen Typen zu erwerben und die in Europa alle sechs Monate vorgeschriebenen Checkflüge für jeden Hubschraubertypen, den sie fliegen, zu machen. Ein zusätzlicher Mehrwert: Individuelle Simulationsumgebungen etwa zum Trainieren von Landungen auf speziellen Objekten wie Dachlandeplätzen von Krankenhäusern oder in rauer See können auf Wunsch konfiguriert und bereitgestellt werden.

Zum Angebot der ADAC HEMS Academy gehört darüber hinaus ein medizinisches Trainingszentrum mit maßstabsgetreuem Hubschraubermodell, Rettungswagen, Schockraum und modernen Patientensimulatoren. Das Schulungsangebot umfasst über 40 Standard- und kundenindividuelle Kurse etwa für Schwerverletztenversorgung oder COVID-19-Spezialtansporte, die sich auf mehr als 300 Veranstaltungstage im Jahr verteilen. Zu den Highlights zählt eine Rettungshubschrauber-Schulung speziell für Notärzte. Übergreifender Schwerpunkt ist das sogenannte „Crew Ressource Management“ für eine bessere Zusammenarbeit bei Rettungseinsätzen. Wenn Luftrettung, Feuerwehr und Hilfsorganisationen auch über Hierarchieebenen hinweg effizient miteinander kommunizieren, verbessert das die Versorgungsqualität.

Spatenstich für neuen Standort im bayerischen Oberpfaffenhofen gesetzt

Das Anforderungsprofil in Luftfahrt und Medizin entwickelt sich laufend weiter. Um höchste Trainings- und damit Personalqualität auch in Zukunft sicherzustellen, richtet die ADAC HEMS Academy einen neuen hochmodernen Standort im bayerischen Oberpfaffenhofen ein. Der Spatenstich wurde in diesen Tagen gesetzt. Steven Igodt, CEO der ADAC HEMS Academy, betont: „Zahlreiche internationale Luftfahrt- und Rettungsorganisationen setzen seit Jahren auf uns als Trainingspartner. Mit dem zweiten Standort möchten wir ihnen künftig noch mehr Möglichkeiten bieten, qualifiziertes Training in Theorie und Praxis zu erhalten. Wir freuen uns über den Baubeginn“.

Freuen sich auf den neuen Standort: CEO Steven Igodt (rechts) und Geschäftsführer Dr. Matthias Ruppert beim Spatenstich für das neue Trainingszentrum der ADAC HEMS Academy im bayerischen Oberpfaffenhofen

Freuen sich auf den neuen Standort: CEO Steven Igodt (rechts) und Geschäftsführer Dr. Matthias Ruppert beim Spatenstich für das neue Trainingszentrum der ADAC HEMS Academy im bayerischen Oberpfaffenhofen

Foto: ADAC Luftrettung / Theo Klein

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In Oberpfaffenhofen werden beste Voraussetzungen geschaffen für die Personalentwicklung in den Bereichen Hubschrauber-Flugbetrieb, Notfall- und Akutmedizin, operationelle Sicherheit sowie Team-Interaktion und -Führung. Unter anderem geplant sind ein medizinischer Bereich mit mehreren Klinikräumen sowie ein großer Außenbereich, in dem das optimale Zusammenwirken technischer Rettung und notfallmedizinischer Versorgung etwa bei Verkehrsunfällen, an Baugerüsten oder in Baugruben trainiert werden können. Die Fertigstellung ist für 2024 anberaumt.

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Quelle(n):
Pressemitteilung “ADAC HEMS Academy baut ihr Angebot umfangreich aus“ der ADAC Luftrettung vom 18. August 2022

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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