Christoph Rheinland: Neuer Interims-Standort und Bio-Sprit
19.11.2021
Köln (NRW) :: Zwei Meldungen zum Intensivtransporthubschrauber (ITH) “Christoph Rheinland“ der ADAC Luftrettung gingen diese Woche durch die Presse und fanden dabei eine beachtliche mediale Reichweite: Zum Einen konnte gestern die neue, aber weiterhin provisorische Unterbringung am Flughafen Köln/Bonn eingeweiht werden, zum Anderen fliegt der Hubschrauber ab Dezember laut ADAC Luftrettung im Rahmen eines Forschungsprojektes als erstes Luftrettungsmittel mit einem Biokraftstoff.
Einweihung der neuen Interimsstation
Foto: ADAC Luftrettung
- Anzeige -
Neue Containeranlage am Flughafen
“Die Station besteht aus einer modernen Containeranlage. [...] Der Flughafen Köln-Bonn hat die Luftrettungsstation für rund 750.000 Euro gebaut, die Stadt Köln ist Mieterin und stellt sie der ADAC Luftrettung zur Verfügung. [...]
Auf das vorhergegangene Debakel um den millionenteuren Versuch, eine Rettungshubschrauber-Doppelstation auf dem Kölner Kalkberg zu errichten, was an dem ungeeigneten Untergrund gescheitert war, gingen die Beteiligten in der Presse nicht mehr ein. (rth.info hatte vielfach über den Verlauf des aufgegebenen Vorhabens berichtet.)
Außen zweckmäßig, aber kein Schmuckstück: Die neue Containerwache am Flughafen Köln / Bonn
Foto: ADAC Luftrettung
Die ADAC Luftrettung zitiert Dr. Christian Miller, den Leiter der Feuerwehr Köln, wie folgt:
"Die Containeranlage ist der erste Schritt. Die Herausforderung liegt darin, eine tragfähige Zielstruktur für beide Rettungshubschrauber [Christoph Rheinland und Christoph 3, d. Red.] auf dem Gelände des Flughabens zu schaffen."
Ob seine Wortwahl “tragfähige Zielstruktur“ eine feinsinnige Anspielung auf die Bauruine auf dem Kalkberg war, wird wohl sein Geheimnis bleiben, es kann jedenfalls als solche verstanden werden.
Auch die vorherige Unterbringung der Rettungshubschrauber-Crews am Flughafen Köln/Bonn war mithilfe von Containern realisiert. Diese boten jedoch schlechte Arbeits- und Ruhebedingungen mit Temperaturextremen und Schädlingsbefall (rth.info berichtete 2019 darüber im Detail).
...innen gute Arbeitsbedingungen und modern eingerichtete Sozialräume
Foto: ADAC Luftrettung
Umweltfreundliches Bio-Kerosin
Zu der Umstellung auf den umweltfreundlichen Kraftstoff teilte die ADAC Luftrettung mit:
“Das Pilotprojekt mit „Christoph Rheinland“ am Flughafen Köln/Bonn ist eine Kooperation der ADAC Luftrettung in Zusammenarbeit mit dem französischen Triebwerkshersteller Safran Helicopter Engines, dem Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters sowie dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Untersucht werden die langfristigen Auswirkungen von Bio-Kerosin auf die Technik des Typs Airbus H145 mit Triebwerken von Safran. Ziel des Projektes ist es, die Technologieauswahl, Skalierung und Markteinführung von nachhaltigen Flugkraftstoffen in Deutschland zu beschleunigen.“
Im Lebenszyklus, also von der Herstellung bis zum Verbrauch, spare das Bio-Kerosin bis zu 80 % CO2 im Vergleich zum herkömmlichen Kerosin JET-A1 ein. Zu Herstellung und Verwendung des neuen Sustainable Aviation Fuel (SAF) erklärt die Betreiberin des “Christoph Rheinland“ daher dessen wichtigste Charakteristika:
“Das in Köln verwendete Bio-Kerosin des Flugkraftstoffanbieters Air bp wird aus Altspeiseöl produziert, ohne Verwendung von natürlichem Pflanzenöl. Es steht wegen der aufwändigen Produktion noch nicht in größeren Mengen zur Verfügung und ist um ein Vielfaches teurer als konventioneller Flugkraftstoff. Ziel bei beiden Projekten ist es, den Beimischungsgrad in den kommenden Jahren auf bis zu 100 Prozent zu erhöhen – und in der Folge auch den Einsatz von synthetischem E-Fuel, auch Power-to-Liquid-Kerosin (PtL) genannt, als weiteren Schlüssel auf dem Weg zu einer klimaneutralen Luftfahrt voranzutreiben. PtL bezeichnet die Erzeugung flüssiger (Liquid) Brenn- oder Kraftstoffe mithilfe von elektrischer Energie (Power) aus erneuerbaren Quellen.“
Eine Beimischung des SAF bis zu 50 % sei aktuell bereits in der Luftfahrt zugelassen, man wolle in Köln mit 35 % starten.
Nachrichten zu diesem Thema im Archiv
- 09.05.2005 Doppelstandort für Kölner Hubschrauber?
- 07.07.2005 Zwei Fraktionen gegen Kölner Standortverlegung
- 20.09.2006 Köln: Kostenexplosion bei Bau des neuen Standorts?
- 09.04.2008 Christoph 3 umgezogen
- 04.05.2012 Urteil: Genehmigung für Stationsneubau rechtens
- 05.06.2013 Köln: Baugenehmigung für Station auf dem Kalkberg erteilt
- 29.06.2013 RTH-Stationsneubau: Kurtekotten bringt sich in Position
- 11.07.2013 Stadt Köln hält an RTH-Standort Kalkberg fest
- 10.09.2014 Köln: Stationsbau auf dem Kalkberg hat begonnen
- 03.12.2014 Mitte Dezember ist Richtfest am Kalkberg
- 02.06.2015 Kölner Kalkberg: Station wird 2,4 Mio. Euro teurer
- 09.08.2015 Eröffnung verschoben – Hangar auf dem Kölner Kalkberg sackt weiter ab
- 02.12.2015 Abriss der RTH-Station auf dem Kölner Kalkberg?
- 14.03.2016 Kölner "Kalk-Pudding" wird zum Wackel-Kandidaten - Interimslösung kommt
- 01.04.2016 [Aprilscherz] Kalkberg: Neue Option für Hubschrauberstandort?
- 12.07.2017 Neue Hubschrauberstation in Köln: Die Kosten steigen weiter
- 23.12.2017 Köln: Kosten für Stabilisierung des Kalkbergs steigen weiter
- 10.03.2019 Feinstaub und Rattenkot – alte und neue Probleme bei den Kölner Luftrettern
- 13.09.2020 Köln: Aus für Kalkberg als Station für Rettungshubschrauber
- 17.03.2021 Neue Station für Christoph 3 und Christoph Rheinland doch am Flughafen?
- 19.11.2021 Christoph Rheinland: Neuer Interims-Standort und Bio-Sprit
Autor
- Quelle(n):
- siehe Weblinks