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30 Jahre “Christoph München“: Geburtsstunde des Intensivtransporthubschraubers in Deutschland

31.03.2021

München (BAY) ::  Am 1. April 1991 wurde “Christoph München“ als erster offizieller Intensivtransporthubschrauber (ITH) Deutschlands in Dienst gestellt. Er bildete den Startschuss für die erfolgreiche Entwicklung von luftgebundenen Patient*innentransporten unter intensivmedizinischen Bedingungen und trug maßgeblich zu deren heutiger Bedeutung bei. Auch für den Flugbetrieb setzte die Station in den vergangenen 30 Jahren wichtige Impulse. So kamen in München weltweit der Hubschraubertyp H145 und bundesweit Nachtsichtgeräte erstmalig in der zivilen Luftrettung zum Einsatz.

Von April 1991 bis November 2003 flog „Christoph München“ mit einer Maschine des Typs Bell 412

Von April 1991 bis November 2003 flog „Christoph München“ mit einer Maschine des Typs Bell 412

Foto: DRF Luftrettung

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In der Bell 412 wurde der Patient quer zur Flugrichtung liegend transportiert

In der Bell 412 wurde der Patient quer zur Flugrichtung liegend transportiert

Foto: DRF Luftrettung

“Christoph München“ bei einem Einsatz im Jahr 2000 mit Landung auf dem Goetheplatz in München

“Christoph München“ bei einem Einsatz im Jahr 2000 mit Landung auf dem Goetheplatz in München

Foto: DRF Luftrettung

Mitten auf der Wiese, nicht unweit vom Stationsgebäude, zeugt ein kleiner, grauer Blechkasten von den Anfängen des “Christoph München“. Darunter versteckt sich eine Steckdose, die rückblickend als erster Bauabschnitt des Luftrettungsstandortes bezeichnet werden kann. “Damit konnten wir die medizinischen Geräte aufladen und im Winter auch die Kabine des Hubschraubers beheizen. Das war für uns damals eine große Sache“, erinnert sich Hans Haslberger, der Pilot der ersten Stunde in München war und auch heute noch regelmäßig im Dienst ist. “Ansonsten gab es nicht einmal einen Hangar, der Hubschrauber musste bei jedem Wetter im Freien abgestellt werden.“ Das Arbeiten am Anfang war nicht immer einfach, weiß Haslberger noch. “Unser Engagement blieb aber stets ungebrochen und wir haben die Station stetig weiterentwickelt. So konnten wir 2006 dann einen neuen Hangar und 2011 das neu errichtete Dienstgebäude in Betrieb nehmen. Seitdem verfügen wir über optimale Arbeitsbedingungen.“

Heute werden die Münchner Luftretter*innen rund 1.200-mal im Jahr alarmiert und sind zu einem unverzichtbaren Bestandteil in der medizinischen Versorgung der Menschen in der Region und ganz Bayern geworden. Von Anfang an startete “Christoph München“ dabei auch zu nächtlichen Einsätzen und ist seither an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr einsatzbereit. “Insbesondere die Intensivtransporthubschrauber haben maßgeblich zum Ausbau und zur Akzeptanz des Nachtflugs beigetragen. Heute ist der Nachtflug ein wichtiger Bestandteil unserer lebensrettenden Arbeit“, sagt Dr. Peter Huber, Vorstand der DRF Luftrettung.

Impulse für die Luftrettung

Entscheidende Impulse für die Luftrettung kamen über die Jahre immer wieder vom Standort München aus. Gleich bei der Dienstaufnahme 1991 gab es eine Besonderheit: Der Hubschrauber war der erste offizielle Intensivtransporthubschrauber Deutschlands. Das Konzept war in Kooperation mit Ärzten aus dem Klinikum Großhadern und dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) entwickelt worden. “Zwei starke Partner, mit denen wir auch heute noch sehr erfolgreich in München zusammenarbeiten“, so Dr. Huber. Die Notärzte und Notärztinnen auf “Christoph München“ werden nach wie vor vom Klinikum der Universität München (Campus Großhadern) und die Notfallsanitäter*innen vom ASB-Regionalverband München/Oberbayern gestellt.

Stationsschild aus dem Jahr 2012

Stationsschild aus dem Jahr 2012

Foto: Jörn Fries

Im Jahr 2003 nahmen die Münchner Luftretter*innen als erste Station der DRF Luftrettung die neue EC 145 in Dienst und lösten mit ihr die bisher eingesetzte Bell 412 ab. 2009 folgte der nächste Meilenstein: Als erste zivile Luftrettungsstation in Deutschland setzte München Nachtsichtgeräte ein, was ein weiteres Plus an Sicherheit bei Nachteinsätzen brachte. Die am Pilotenhelm befestigten Brillen verstärken das in der Nacht vorhandene Restlicht und bieten so den Pilot*innen eine bessere optische Orientierung in der Dunkelheit.

2003 löste die EC 145 die Bell 412 als “Christoph München“ ab (hier kurz vor der Inbetriebnahme am Baden-Airpark)

2003 löste die EC 145 die Bell 412 als “Christoph München“ ab (hier kurz vor der Inbetriebnahme am Baden-Airpark)

Foto: Jörn Fries

“Christoph München“ startet im Januar 2012 zu einem Einsatz

“Christoph München“ startet im Januar 2012 zu einem Einsatz

Foto: Jörn Fries

2015 war München abermals Vorreiter für viele weitere Stationen der DRF Luftrettung: Als erste zivile Luftretter*innen weltweit nahmen sie die neu entwickelte H145 in Dienst, die auch heute noch der derzeit modernste in der Luftrettung eingesetzte Hubschrauber ist. Das von der DRF Luftrettung mitentwickelte neue Innenraumkonzept bietet in der Kabine für das in München geflogene Einsatzprofil, Patient*innentransporte zwischen Kliniken, die optimalen Bedingungen.

Im März 2015 wurde die EC 145 durch eine H145 angelöst

Im März 2015 wurde die EC 145 durch eine H145 angelöst

Foto: DRF Luftrettung

“Christoph München“ steht rund um die Uhr für dringende Verlegungsflüge und für Notfalleinsätze in München und den umliegenden Landkreisen zur Verfügung

“Christoph München“ steht rund um die Uhr für dringende Verlegungsflüge und für Notfalleinsätze in München und den umliegenden Landkreisen zur Verfügung

Foto: Jörn Fries

Weitere Informationen zu “Christoph München“

Der an der Station München am Klinikum Großhadern eingesetzte Intensivtransporthubschrauber ist 24 Stunden täglich einsatzbereit. Intensivtransporte werden schwerpunktmäßig in Süddeutschland, bei Bedarf länderübergreifend auch ins angrenzende Ausland (Österreich) durchgeführt. Regelmäßig werden Inkubatortransporte und andere intensivmedizinische Maximaltherapien wie ECMO, ECLS oder IABP durchgeführt. An Bord von “Christoph München“ kommt beispielsweise der Inkubator Space Pod für Neugeborene zum Einsatz. Für Notfalleinsätze wird die Crew bei Bedarf in München und den umliegenden Landkreisen alarmiert – diese können auch in der Nacht nach besonderen Verfahren erfolgen. Im Zuge der Aufschmelzung der HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH wird die Station seit dem 1. Januar 2016 durch die DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG betrieben.

Autor

Quelle(n):
Pressemitteilung “30 Jahre ‘Christoph München‘: Geburtsstunde des Intensivtransporthubschraubers in Deutschland“ der DRF Luftrettung vom 31. März 2021

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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