“Christoph 44“ ist seit 40 Jahren in Göttingen stationiert
05.07.2020
Göttingen (NDS) :: Nahezu täglich hört man den Göttinger Rettungshubschrauber über die Dächer der Stadt fliegen. Sein Funkrufname ist “Christoph 44“, am 3. Juli wurde die Station am Universitätsklinikum 40 Jahre alt.
Feierten “ihren“ Rettungshubschrauber: (v.l.n.r.) Göttingens OB Rolf-Georg Köhler, Ernst Peleikis, Dr. Markus Roessler, Christian Schulze, Dennis Lauterberg und Prof. Konrad Meissner
Foto: Stefan Rampfel
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“Die Göttinger Station war bundesweit die vierte Station der DRF Luftrettung und gehört damit zu den erfahrensten in Deutschland“, sagte Ernst Peleikis von der DRF Luftrettung bei einer kleinen Feierstunde. “Bereits in den 1970er Jahren fanden Vorgespräche zur Stationierung eines Rettungshubschraubers in Göttingen statt. Die Initiative ging auf die beiden Anästhesieprofessoren Dietrich Kettler und Hans Sonntag zurück“, so Peleikis. Das Ziel: Die notfallmedizinische Versorgung in der Region sollte verbessert werden.
Was folgten waren Verhandlungen mit dem niedersächsischen Sozialministerium, der Stadt Göttingen und potentiellen Betreibern. Mit Unterstützung der DRF Luftrettung – damals noch Deutsche Rettungsflugwacht – wurde schließlich grünes Licht für die Stationierung des Hubschraubers in der Universitätsstadt gegeben. Peleikis erinnerte an den ersten Piloten und Stationsleiter Jürgen Richter, der maßgeblich am Aufbau der Luftrettungsstation beteiligt war.
“Der Göttinger Rettungshubschrauber hat eine lange Tradition und eine hervorragende Stellung im Fünf-Länder-Eck Niedersachsen, Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen, wo der Hubschrauber zum Einsatz kommt“, so Peleikis, der bei der DRF Luftrettung das so genannte Partnermanagement verantwortet.
Seinen ersten Einsatz hatte der Göttinger Rettungshubschrauber, der damals noch den Rufnamen “Florian Göttingen 10-66“ hatte, am 4. Juli 1980 bei einem schweren Verkehrsunfall nahe Wöllmarshausen in der Gemeinde Gleichen. Die Crew flog eine Maschine des Typs “Bell 206L LongRanger“. Im ersten Jahr kam der Hubschrauber auf 208 Einsätze und musste zu Beginn noch am Flughafen Kassel-Calden betankt werden. Heute sind es jährlich um die 1.500 Einsätze. Auch den weißen Hangar und die blaue Station zwischen dem Versorgungsgebäude und dem “UBFT“-Gebäude des Klinikums gab es damals noch nicht. Der Hubschrauber war 1980 in einem provisorischen Zelthangar untergebracht, dort wo heute das Herzforschungszentrum steht.
1984 wurde der “LongRanger“ durch einen Hubschrauber des Typs BO 105 ersetzt. 1985 fand die offizielle Einweihung des neuen Luftrettungszentrum mit Hangar statt. Seit 2007 fliegt auch in Göttingen ein moderner Rettungshubschrauber vom Typ EC 135.
Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler danke während der Feierstunde der DRF für 40 Jahre Luftrettung in Göttingen. Er erinnerte daran, dass es bis Anfang der 1970er Jahre in der Bundesrepublik praktisch keine einheitliche Notrufnummer und keinen organisierten Rettungsdienst gab – weder am Boden noch in der Luft. Luftrettung wurde als zu teuer, unnötig und übertrieben angesehen. “Das kann sich heute keiner mehr vorstellen“, so Köhler. “Deshalb ist die Stadt Göttingen stolz darauf, dass der Rettungshubschrauber hier ist.“
Zahlen, Daten und Fakten
“Christoph 44“ ist von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang einsatzbereit, eine Erweiterung auf den Nachtbetrieb ist derzeit nicht vorgesehen. Die Crews um Stationsleiter Dennis Lauterberg, den leitenden Notfallsanitäter Christian Schulze und den leitenden Notarzt Dr. Markus Roessler fliegen zu einem Großteil Notfalleinsätze, seltener werden auch Intensivtransporte durchgeführt. Vor allem wird der Hubschrauber als schneller Notarztzubringer eingesetzt, den Patienten begleitet der Notarzt – wenn erforderlich – auf dem Weg ins Krankenhaus oft bodengebunden im Rettungswagen.
Seit seinem Bestehen ist “Christoph 44“ über 52.000 Einsätze geflogen. Er wird besetzt von Piloten der DRF Luftrettung, Notfallsanitätern der Berufsfeuerwehr Göttingen und der DRF Luftrettung sowie Notärzten des Universitätsklinikums.
Mit einer Maschine des Typs Bell 206L LongRanger fing es 1980 an
Foto: Archiv C44
1984 wurde die Bell 206L LongRanger durch einen Hubschrauber des Typs BO 105 ersetzt
Foto: Patrick Permien
Die Deutsche Verkehrswacht nutzte “Christoph 44“ auch für eine Unfallverhütungskampagne (das Hinweisschild steht noch heute an der B496 bei Lutterberg)
Foto: Jörn Fries
Am 9, Juni 2007 wurde die BO 105 durch eine moderne EC 135 ersetzt
Foto: Jörn Fries
Bereits kurz nach Dienstbeginn flog sie dann auch schon ihre ersten Einsätze und kam erst nachmittags zu ihrer Homebase zurück
Foto: Jörn Fries
Nahezu täglich hört und sieht man den Göttinger Rettungshubschrauber über die Dächer der Stadt fliegen (hier beim Start an der Göttinger Uniklinik)
Foto: Jörn Fries
Die Dienst habende Crew von “Christoph 44“ stellte sich am 4. Juli den Fotografen: (v.l.n.r.) Dennis Lauterberg, Dr. Markus Roessler und Christian Schulze
Foto: Stefan Rampfel
Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (re.) ließ sich von Prof. Dr. med. Konrad Meissner (Leiter der Anästhesiologie am Uniklinikum Göttingen) die umfangreiche Ausstattung des “Christoph 44“ erklären
Foto: Stefan Rampfel
Klein und groß: Den Rettungshubschrauber “Christoph 44“ gibt es auch als maßstabsgetreue Nachbildung fürs Kinderzimmer oder für die Vitrine
Foto: Stefan Rampfel
Die blaue Station wurde mit einem Jubiläumsbanner geschmückt
Foto: Stefan Rampfel