“Christoph 54“: Am 1. Dezember löst in Freiburg eine H145 mit Rettungswinde die langjährige BK 117 ab
20.11.2019
Freiburg/Filderstadt/Niederstetten/Stuttgart (BWÜ) :: Die in Filderstadt ansässige DRF Luftrettung setzt ihre angekündigte Flottenerneuerung fort. Sie informierte gestern die Integrierten Rettungsleitstellen in Baden-Württemberg über die anstehenden Änderungen an ihrer Station in Freiburg. Dort wird zu Monatsbeginn die seit Stationseröffnung vor über 25 Jahren, am 10. März 1993, eingesetzte und seinerzeit als “Flugwacht Freiburg 71“ bezeichnete Maschine vom Typ BK 117 durch eine aktuelle H145 abgelöst. “Christoph 54“, ein hochmoderner Rettungshelikopter von Airbus Helicopters, verfügt dann, wie sein Pendant “Christoph 62“ in Bautzen, über eine fest installierte Rettungswinde mit 90-Meter-Seil und kann – auch überregional – von 8 Uhr bis Sonnenuntergang zu Spezialeinsätzen angefordert werden. Bei Bedarf und einer gewissen Vorlaufzeit nimmt “Christoph 54“ zusätzlich einen Bergretter auf, bei unmittelbarer Lebensgefahr und zeitkritischem Einsatz kann die speziell geschulte medizinische Crew, bestehend aus Hubschrauberarzt und TC HEMS, die Windenrettung selbst durchführen.

Nach Bautzen setzt die DRF Luftrettung ab 1. Dezember auch in Freiburg eine H145 mit Rettungswinde ein (Archivfoto aus Bautzen aus dem August 2019)
Foto: Jörn Fries
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“Time to say goodbye“: Seit Stationsgründung im März 1993 flog in Freiburg eine BK 117 – jetzt steht ihr Abschied an (Archivfoto aus dem Dezember 2011)
Foto: Jörn Fries
Nicht jedes Bundesland verfügt über Hubschrauber mit Rettungswinde
Hubschrauber mit Rettungswinde sind über das Bundesgebiet recht unterschiedlich verteilt. Werfen wir einen Blick von Nord nach Süd, so können wir Folgendes feststellen: An der Nord- und Ostseeküste werden diverse Hubschrauber mit Rettungswinde vorgehalten. Da sind zum einen die Offshore-Rettungshubschrauber im 24/7/365-Betrieb (stationiert – von West nach Ost – in Emden, Mariensiel, St. Peter Ording und Güttin) sowie der “Inselretter“ “Christoph 26“ in Sande. Zum anderen sind da die SAR-Mittel 1. Grades der Bundeswehr, die von Helgoland (“Rescue 10“) bzw. Warnemünde (“Rescue 24“) aus ihren 24/7/365-Dienst nicht nur für militärische Luftnotlagen sondern auch für zivile Notfälle versehen. Die über 40 Jahre alten Westland Mk.41 “Sea King“ der Deutschen Marine werden ab 2020 sukzessive durch NH 90 NFH “Sea Lion“ ersetzt. Darüber hinaus hält die Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern einen Polizeihubschrauber vom Typ EC 135 mit Rettungswinde vor.

NHC, seit Jahresbeginn eine 100-prozentige Tochter der DRF Luftrettung, setzt an Nord- und Ostsee unter anderem AS 365 N2/N3 mit Rettungswinde als Offshore-RTH ein (Archivfoto aus dem September 2017)
Foto: Jörn Fries

Feierte erst vor wenigen Tagen seinen 40. Geburstag: der im friesländischen Sande stationierte 24-Stunden-“Inselretter“ “Christoph 26“ (Archivaufnahme aus dem August 2016)
Foto: Jörn Fries
Der SAR-Dienst der Bundeswehr hält darüber hinaus vier weitere SAR-Hubschrauber an drei küstenfernen Standorten vor: den “Rescue 41“ im rheinischen Nörvenich, den “Rescue 87“ im brandenburgischen Holzdorf sowie gleich zwei Maschinen, “Rescue 63“ und “Rescue 64“, am Sitz des Hubschrauber-Transportregiments (HTG) 30 im baden-württembergischen Niederstetten. Die betagten Bell UH-1D werden ab 2020 durch hochmoderne H145 LUH SAR ersetzt. Zivile Luftrettungsbetreiber, wie die ADAC Luftrettung und die DRF Luftrettung, halten darüber hinaus Luftrettungsmittel mit Rettungswinde in Bautzen, Nürnberg, München, Murnau und Straubing vor. Die Landespolizeien in Hessen und Bayern betreiben zudem seit Jahrzehnten Polizeihubschrauberstaffeln, deren Maschinen zum Teil mit Rettungswinden ausgestattet sind (rth.info berichtete). Auch die Bundespolizei kann bei Bedarf auf Einsatzmaschinen mit Rettungswinde zurückgreifen.

Noch setzt die Bundeswehr auf das Muster Bell UH-1D als SAR-Maschine über Land – doch die ersten H145 LUH SAR befinden sich im Zulauf (Archivaufnahme aus dem September 2015)
Foto: Jörn Fries

Auch die Bundespolizei hält Hubschrauber mit Rettungswinde vor: hier eine EC 155 B1 noch im alten tannengrünen Gewand (Archivaufnahme aus dem April 2008)
Foto: Jörn Fries

In München ist “Christoph 1“ stationiert – eine H145 mit Rettungswinde (Archivaufnahme aus dem August 2017)
Foto: Jörn Fries

Die Bundespolizei verfügt im Süden über EC 155 B1 mit Rettungswinde und Schneelandehilfe (Archivaufnahme aus dem Februar 2013)
Foto: Bundespolizei-Fliegergruppe
Musterland ist aber seit Neuestem Baden-Württemberg. Seit dem Abzug der SAR-Maschine aus Renningen-Malmsheim zu Beginn der Nullerjahre gab es im Ländle keine einzige Maschine mehr mit Rettungswinde, so dass auf geeignete Hubschrauber aus Bayern (vom damaligen SAR-Kommando in Landsberg/Lech) sowie dem benachbarten Ausland (Frankreich und vor allem die Schweiz, recht selten auch Österreich) zurückgegriffen werden musste. Doch dieser, auch finanziell wenig tragfähige Zustand hatte bereits Ende 2017 ein glückliches Ende gefunden: Damals verlegte das SAR-Kommando mt seinen beiden SAR-Maschinen nach Niederstetten in den Main-Tauber-Kreis. Und seit Ende 2018 hält die Polizeihubschrauberstaffel Baden-Württemberg zwei Rettungswinden für ihre Polizeihubschrauber vom Typ H145 vor. Eine der beiden Rettungswinden wurde aus Mitteln des Bevölkerungsschutzes finanziert, eine aus Landesmitteln. Jederzeit ist eine der beiden Winden einsatzbereit an einem der Hubschrauber montiert, wie die Pressestelle des Stuttgarter Innenministeriums (IM) auf Anfrage von rth.info bereits vor Längerem mitteilte. Grundsätzlich wird damit das gesamte Land Baden-Württemberg abgedeckt.
Haupteinsatzgebiete bei der Windenrettung sind der südliche Schwarzwald mit den Einsatzgebieten Feldberg/Belchen und Wutachschlucht sowie die Klettergebiete im Nordschwarzwald, insbesondere am Battert. In Einzelfällen sind auch Einsätze in Klettergebieten der Schwäbischen Alb erforderlich, heißt es dazu aus dem IM. Im ersten Quartal 2019 erfolgte bereits ein erster Realeinsatz des Polizeihubschraubers mit Rettungswinde in der Wutachschlucht. Darüber hinaus führt die Polizeihubschrauberstaffel Baden-Württemberg regelmäßige Übungen mit den Bedarfsträgern durch, im ersten Quartal war das am 16. März 2019 in Kooperation mit der Bergwacht Schwarzwald eine Lawinenübung am Feldberg. Weitere Übungen folgten zwischenzeitlich, worüber die lokalen Medien auch ausführlich berichteten (siehe Weblinks im Kontextbereich dieser News).

Seit Ende 2018 können auch die H145 der PHuSt Baden-Württemberg zu Windenrettungseinsätzen angefordert werden (Archivaufnahme aus dem Dezember 2018)
Foto: Steffen Schmid

Am 14. Dezember 2018 zeigte das Team sein Können
Foto: Steffen Schmid

Erste Einsätze folgten bereits im Frühjahr 2019
Foto: Steffen Schmid
Im Rahmen einer Strukturanalyse des Innenministeriums zur Evaluierung und künftigen Neuordnung der Luftrettung in Baden-Württemberg, die allerdings noch nicht abgeschlossen ist, wird geprüft, ob es darüber hinaus einen weitergehenden Bedarf einer Ausstattung von (Rettungs-)Hubschraubern mit Rettungswinden gibt. Im Vorgriff auf das Ergebnis ersetzt die DRF Luftrettung ihre BK 117 am 1. Dezember 2019 an ihrer Station Freiburg durch die hochmoderne H145 mit Rettungswinde. Dies hatte bereits Ende September die Pressestelle der DRF Luftrettung auf Anfrage von rth.info mitgeteilt, mit dem Rundschreiben vom gestrigen Dienstag (19.11.2019) ist das Ganze nun offiziell.

Die Rettungshelis der REGA werden ab Dezember wohl seltener als bisher im Südschwarzwald anzutreffen sein (Archivaufnahme aus dem August 2018)
Foto: Rega
Nachrichten zu diesem Thema im Archiv
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