NDR: Borkumer Anwohner stören sich an nicht-dringlichen Verlegungsflügen
14.09.2018
Borkum (NDS) :: Die Anwohner des Inselklinikums auf der ostfriesischen Insel Borkum, so berichtet der Norddeutsche Rundfunk (NDR), sind genervt. Und zwar über hunderte Verlegungsflüge von dem kleinen Inselklinikum hinüber zum Festland. Seit 2015 der Landeplatz am Inselkrankenhaus eröffnet wurde (rth.info berichtete), sei dieser sehr stark frequentiert. Der Borkumer Sachverhalt ist jedoch anders gelagert als das deutschlandweit schon oft aufgetretene Problem, bei dem Anwohner von Luftrettungsstationen auf dem Festland gegen die Lärmbelästigung durch Rettungsflüge Bürgerinitiativen gegründet hatten. Auf Borkum, so der NDR-Bericht, störten sich die Anrainer vielmehr an der großen Vielzahl an Verlegungsflügen ohne wahrnehmbare medizinische Notwendigkeit für einen Lufttransport. Die Krankenkassen seien in der Pflicht, die Flüge mit einer Pauschale von über 2.000 Euro zu vergüten, dürften deren Notwendigkeit aber nicht im Einzelfall nachprüfen. Alternative Transportwege, beispielsweise mit der Fähre oder dem Linienflugverkehr, würden jedenfalls zu selten in Anspruch genommen. Die NDR-Autoren Holger Bock und Christina Gerlach schreiben dazu:
Kassen und Anwohner vermuten wirtschaftliche Interessen hinter den vielen Hubschrauber-Flügen. Denn beim Betreiber des Kankenhausen in Leer gibt es keinen Flugplatz für Linienflüge, wohl aber seit Neuestem einen Hubschrauber-Landeplatz. (...) Wirtschaftliche Interessen weisen der Landkreis Leer und das Klinikum in einer gemeinsamen schriftlichen Stellungnahme an den NDR zurück. (...) Der Verband der Ersatzkassen will nun das Sozialministerium als Krankenhausplanungsbehörde einschalten und über die Vorgänge berichten.“
Das Phänomen, Hubschrauber auch bei vergleichsweise harmlosen Einsätzen für Patientenversorgung und -transporte heranzuziehen, ist nicht neu. Vor allem in Österreich gab es schon vor Jahren viele Vorwürfe, dass saisonal bereitgestellte Hubschrauber in Skigebieten auch deshalb betrieben würden, um durch die gut versicherten oder privat zahlungspflichtigen Patienten Einnahmen zu generieren.
Es bleibt zu hoffen, dass die beteiligten Parteien für die medizinische Versorgung der Inseln ein gleichermaßen patientengerechtes, kostengünstiges und Anwohner schonendes Konzept erarbeiten, das die Verhältnismäßigkeit der Mittel wahrt, und dieses dann auch zur Anwendung bringen.
Zwei Hubschrauberstationen nehmen hauptsächlich die Patiententransporte von den Inseln auf das Festland wahr: Northern Helicopter (NHC) aus Emden und "Christoph 26" der ADAC Luftrettung aus Sanderbusch. Beide Stationen haben eigentlich einen anderen Fokus: "Christoph 26" stellt schon jahrzehntelang als primäres Luftrettungsmittel die Notfallversorgung sicher, NHC betreibt seinen Hubschrauber in erster Linie für die Windparkbetreiber der Offshore-Energieerzeugung auf der Nordsee.
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Nachrichten zu diesem Thema im Archiv
- 13.07.2015 Borkum: Neuer Kliniklandeplatz in exponierter Lage
- 14.09.2018 NDR: Borkumer Anwohner stören sich an nicht-dringlichen Verlegungsflügen
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