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Rickenbach: Björn Steiger Stiftung hält an Plänen für eigenen RTH-Standort fest

15.10.2017

Rickenbach (BWÜ) ::  Die in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) ansässige Björn Steiger Stiftung hält an ihren Plänen fest, am Segelflugplatz in Rickenbach-Hütten (Kreis Waldshut) einen eigenen Helikopter – erst sollte es ein 24-Stunden-Intensivtransporthubschrauber mit Rettungswinde sein, jetzt offenbar nur noch ein “normaler“ Rettungshubschrauber (rth.info berichtete mehrfach) – stationieren zu wollen. Dies sagte Ulrich Schreiner, Geschäftsführer der Björn Steiger Stiftung Luftrettung gGmbH, in der letzten Woche im Gespräch mit der “Badischen Zeitung“. Man wolle nun auf höchster Ebene noch einmal mit den für die (Re-)Finanzierung zuständigen Krankenkassen sprechen, so Schreiner weiter. Für einen kreiseigenen RTH spräche das zu erwartende steigende Transportaufkommen aufgrund der demographischen Entwicklungen, der geänderten Krankenhauslandschaft und der weiteren Reduzierung klassischer Landarztpraxen im Südschwarzwald. Auch der Abbau des öffentlichen Personennahverkehrs [sic!] wurde als Grund für einen RTH-Standort im Kreis Waldshut genannt, heißt es in der “Badischen Zeitung“.

Die Diskussionen um Rickenbach als RTH-Station nehmen inzwischen groteske Züge an: Das Stuttgarter Innenministerium und die Kostenträger in Baden-Württemberg streiten weiterhin, wer von beiden nun eine Ausschreibung vorzunehmen habe, die DRF Luftrettung weitet – ohne Ausschreibung – seit dem 1. Oktober die Betriebszeiten ihres Rettungshubschraubers an der DRK-Station “Christoph 11“ in Villingen-Schwenningen auf 24 Stunden aus, die Bundeswehr bietet ihren in Niederstetten im Nordosten Baden-Württembergs stationierten 24-Stunden-Helikopter “SAR 63“ mit Rettungswinde als “Joker“ an, weist allerdings darauf hin, dass dieser nur zum Einsatz kömmen dürfe, wenn alle anderen zivilen Möglichkeiten nicht zielführend seien, die Steiger-Stiftung hält don-quijotesk – allerdings mit immer neuen Argumenten – an ihren Plänen fest – und zu guter Letzt meldet sich die Alpine Air Ambulance AG (AAA) zu Wort und preist ihre an den beiden Stationen Birrfeld (Kanton Aargau) und Sion vorgehaltenen drei nachflugtauglichen und NVG-kompatiblen EC 135 an. Der in Birrfeld stationierte RTH “Lions 1“ fliegt nach AAA-Angaben im Jahr weit über 900 Einsätze, über 30 Prozent davon in der Nacht. Deutlicher kann man das Interesse der AAA, im südlichen Schwarzwald stärker als bisher eingesetzt zu werden, wohl kaum formulieren.

Fliegt im 24-Stunden-Betrieb: der in Birrfeld stationierte RTH “Lions 1“

Fliegt im 24-Stunden-Betrieb: der in Birrfeld stationierte RTH “Lions 1“

Foto: Tobias Klein

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Auch auf den in Niederstetten (Main-Tauber-Kreis) stationierten SAR-Hubschrauber “SAR 63“ kann im Notfall zurückgegriffen werden

Auch auf den in Niederstetten (Main-Tauber-Kreis) stationierten SAR-Hubschrauber “SAR 63“ kann im Notfall zurückgegriffen werden

Foto: Nelson Fritz

Seit dem 1. Oktober 2017 fliegt der RTH “Christoph 11“ im 24-Stunden-Betrieb

Seit dem 1. Oktober 2017 fliegt der RTH “Christoph 11“ im 24-Stunden-Betrieb

Foto: Michael Mau

Folgt man der Argumentation der einzelnen Player, dann ist das Rettungswesen inzwischen ein ganz normaler Markt, wobei sich der Staat mit Ausnahme der Gewährung von Subventionen gänzlich aus dem Marktgeschehen herauszuhalten habe. Aber das Gesundheitswesen darf man nicht dem Spiel(trieb) freier, ungezügelter Marktkräfte überlassen. Im konkreten Fall ist das Land Baden-Württemberg als Träger der öffentlich-rechtlichen Luftrettung gefordert, endlich klare Rahmenbedingungen zu schaffen und ordnungspolitisch tätig zu werden. Die Zeiten des Herumeierns müssen endlich vorbei sein!

Änderung vom 16. Oktober 2017

Wir haben unser Zitat im Satz zu den Einsatzzahlen der AAA präzisiert.

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Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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