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1984-2014: 30 Jahre "Christoph 28"

03.04.2014

Fulda (HES) ::  Auf den Tag vor genau 30 Jahren, am 3. April 1984, wurde an den damals Städtischen Kliniken Fulda der Rettungshubschrauber (RTH) “Christoph 28“ in Dienst gestellt. “Damit schloß der ADAC die letzte große Lücke im Luftrettungsnetz“, hieß es dazu in der “ADAC motorwelt“, Ausgabe 5/1984. Fulda war 1984 nach München, Uelzen, Wolfenbüttel, Bayreuth und Siegen die sechste eigene Luftrettungsstation des ADAC.

Als Hubschraubertyp wurde von der damaligen ADAC-Luftrettung GmbH das bewährte Muster MBB BO 105 eingesetzt. Als Stamm-Maschine flog in Fulda jahrelang die D-HGYN. Geflogen wurde sie anfangs von zwei ehemaligen Bundesgrenzschutz-Piloten, die sich mit ihrem Bereitschaftsdienst wöchentlich abwechselten, wie die “Fuldaer Zeitung“ am 1. März 1985 in einem ausführlichen Portrait der Station berichtete. Die Notärzte stellten die Städtischen Kliniken und die vier Rettungssanitäter kamen vom örtlichen DRK-Kreisverband. Zusätzlich zu ihrer notfallmedizinischen Ausbildung absolvierten die Sanis einen so genannten Flughelferlehrgang, der ihnen unter anderem Einblicke in das Luftrecht und die Wetterkunde verschaffte. Im August 2002 folgte als Hubschraubermuster die EC 135 mit der Kennung “D-HOEM“, die erst Mitte Januar 2014 durch die werkneue D-HXAB abgelöst wurde.

Einen eigenen Hangar bekam “Christoph 28“ übrigens erst im Jahr 1986. Bis dahin hatte der Fuldaer RTH, der tagsüber auf einem Parkdeck stand, in einem Hangar auf dem Sickeler Flugplatz übernachtet, den die dort stationierten US-Streitkräfte zur Verfügung stellten. Für rund 1,3 Millionen D-Mark wurde auf dem Hubschrauber-Parkdeck ein Hangar samt Dienst- und Funktionsräumen für die Hubschrauber-Besatzung gebaut; eine Summe, die das Land Hessen als Träger der Luftrettung in voller Höhe übernahm, wie die “Fuldaer Zeitung“ am 29. Dezember 1985 berichtete.

Die Nähe der Notaufnahme und der angeschlossene Platz für den vom DRK Fulda betriebenen Notarztwagen waren ausschlaggebend für den Neubau. Bis dieser bezugsfertig war, bediente sich der Pilot des “Christoph 28“ eines “Rettungsfahrrads“, mit dem er vom Aufenthaltsraum zum Hubschrauberlandeplatz raste. Im Oktober 2007 war auch dieser Hangar wieder Geschichte, denn zu diesem Zeitpunkt bezogen “Christoph 28“ und sein RTH-Team die neue imposante und den ab dem Jahr 2009 geltenden JAR-OPS-Regeln entsprechende Luftrettungsstation im Südosten des Klinikums. Der alte hatte dem Neubau des Mutter-Kind-Zentrums weichen müssen.

Eindrucksvolle Einsatzzahlen

Im ersten Dreivierteljahr 1984 flog “Christoph 28“ insgesamt 438 Einsätze; dabei wurden durch die RTH-Crew 407 Patienten versorgt. Neben 130 Primäreinsätzen, 187 Primär- und 71 Sekundärtransporten waren laut ADAC-Rettungshubschrauber-Einsatzstatistik 1984 ein sonstiger Einsatz, drei Blut-, Organ- und Medikamententransporte sowie 46 Fehleinsätze zu verzeichnen.

Die Grenzöffnung im November 1989 ließ die Einsatzzahlen des im Zonenrandgebiet stationierten RTHs merklich ansteigen: Lag die jährliche Einsatzfrequenz bis 1988 unter 700, so stieg sie innerhalb weniger Monate zunächst auf über 800 und ab 1991 auf über 900. Die 1.000er-Marke überschritt der Fuldaer RTH erstmals 1998 (1.030 Einsätze), und im vergangenen Jahr konnten 1.371 Einsätze verbucht werden - ein neuer Rekord in der 30-jährigen Historie des “Christoph 28“.

Anlässlich des Fachsymposiums “Luftrettung in Hessen“, das am 12. August 1994 in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Frankfurt am Main stattfand, berichtete Prof. Dr. med. Reiner Dölp über die ersten zehn Jahre des Fuldaer “Integrierten Rettungssystems“. Während der prozentuale Anteil der Primäreinsätze und -transporte an den Gesamteinsätzen über die Jahre konstant blieb (ca. 70 Prozent), verringerte sich der Anteil der Sekundäreinsätze merklich (von 18 auf elf Prozent). Dies lag nicht zuletzt am Aufbau des damals so genannten Ambulanzhubschrauber-Netzes. Der prozentuale Anteil der Fehleinsätze pendelte sich über die Jahre bei rund 15 Prozent ein, was damals dem bundesdeutschen Durchschnitt entsprach. Auffällig war auch der Anstieg der internistischen (von 35 auf 50 Prozent) und die Abnahme der chirurgischen Notfälle (von 55 auf 47 Prozent).

In den zurückliegenden drei Jahrzehnten hat “Christoph 28“ rund 30.000 Einsätze geflogen - und dies unfallfrei. Das 30-Jährige feiern ADAC Luftrettung, Klinikum Fulda und DRK Fulda am heutigen Mittwoch mit einem Festakt. rth.info wird zeitnah auch hierüber berichten.

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Nachrichten zu diesem Thema im Archiv

Autor

Wir danken für Unterstützung:
Herrn Werner Wolfsfellner; der Inhaber des W. Wolfsfellner MedizinVerlags München öffnete dem Autor sein Archiv zur Recherche und Nutzung der Archivalien. Herrn Dr. med. Arndt Köbler vom ADAC-Luftrettungszentrum “Christoph 28“ und Herrn Michael Butz; beide steuerten wertvolles Bildmaterial bei.
Quelle(n):
diverse Ausgaben von “ADAC motorwelt“, “Fuldaer Zeitung“, “RTH intern“ sowie Tagungsbericht “Fachsymposium Luftrettung in Hessen“

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Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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