Weiterer RTH-Standort in Baden-Württemberg vom Tisch
15.01.2013
Stuttgart (BWÜ) :: Baden-Württemberg lehnt die Stationierung eines weiteren Rettungshubschraubers in der Nähe zum Freistaat Bayern endgültig ab. Der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (SPD) teilte die Entscheidung seinem bayerischen Kollegen Joachim Herrmann (CSU) bereits in der vergangenen Woche in einem vertraulichen Brief mit, wie die "Rieser Nachrichten" in Erfahrung bringen konnten. Damit ist nun wieder Bayern gefordert, die Luftrettung im nordwestlichen Schwaben und im südwestlichen Mittelfranken weiter zu verbessern.
Wie rth.info bereits berichtete, hatte Herrmann Anfang Dezember auf der Innenministerkonferenz in Rostock-Warnemünde seinen Amtskollegen Gall auf die zum Freistaat grenznahe Stationierung eines Rettungshubschraubers in Baden-Württemberg angesprochen. Gall sagte damals zu, die rettungsdienstlichen Strukturen in Ostwürttemberg zu prüfen und sich bis Mitte Januar definitiv zu äußern.
Andreas Schanz, der Pressesprecher des Stuttgarter Innenministeriums, erklärte nun im Gespräch mit den "Rieser Nachrichten", dass ein zusätzlicher RTH-Standort im Ostalbkreis und Nordostwürttemberg wirtschaftlich nicht rentabel sei. "Er würde vorhandene Kapazitäten beschneiden", so Schanz. Denn von Ulm aus sei die Luftrettung in diesem Bereich gut abgedeckt, "so wie generell in allen grenznahen Kreisen". Ziel der baden-württembergischen Regierung bleibe deshalb auch weiterhin, in den Grenzregionen die bodengebundenen Rettungsdienste auszubauen, um "vereinzelte Mankos zu beheben". Dies habe eine Analyse der Fachabteilungen im zuständigen Ministerium ergeben. Entgegen anders lautenden Berichten existiere seitens der AOK Baden-Württemberg auch keine Finanzierungszusage zu einem weiteren RTH-Standort, betonte der Pressesprecher.
Hoffnungen auf die Stationierung eines weiteren RTHs in der Grenzregion hatte sich zuletzt auch der Oberbürgermeister der ostwürttembergischen Stadt Ellwangen Karl Hilsenbek gemacht. Seine Stadt komme ins Spiel, falls auch Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall im nördlichen Ostalbkreis ein Defizit sähe, sagte Hilsenbek Anfang Januar am Rande eines Treffens der Oberbürgermeister und Bürgermeister des so genannten "magischen Dreiecks".
Bereits im Dezember hatte Herrmann für den Fall einer Absage aus Baden-Württemberg einen neuen eigenen bayerischen RTH-Standort angekündigt. Wie aus einer am heutigen Nachmittag von der Pressestelle des Bayerischen Staatsministerium des Innern veröffentlichten Pressemitteilung hervorgeht, plant der bayerische Innenminister nun für den 31. Januar 2013 bei der Regierung von Mittelfranken in Ansbach ein Gespräch mit allen betroffenen Oberbürgermeistern und Landräten aus den mittelfränkischen Rettungsdienstbereichen und aus dem Rettungsdienstbereich Augsburg sowie den Krankenkassen. Bei dem Treffen solle ein breiter Konsens über das weitere Vorgehen erzielt werden. Herrmann: "Ich will eine endgültige Entscheidung noch im ersten Quartal 2013."
Zur Erinnerung: Eigentlich hätte bereits im Januar der am Flughafen Nürnberg stationierte Intensivhubschrauber (ITH) "Christoph Nürnberg" interimsweise nach Roth verlegt werden sollen, doch regte sich in der dortigen Metropolregion Widerstand gegen den Abzug des bestens ausgelasteten ITH. Auslöser für die Suche nach einem weiteren (dann 15. bayerischen) RTH-Standort war seinerzeit die von vielen als politisch motiviert getroffene Entscheidung pro Augsburg und somit gegen Donauwörth. Bekanntlich soll Bayerns 14. Luftrettungsstandort am 1. April 2013 seinen Dienst am Städtischen Klinikum Augsburg aufnehmen.
rth.info wird auch künftig über die weitere Entwicklung in Sachen "RTH für Nordschwaben/Westmittelfranken" berichten.
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Kartenausschnitt, der den Standort des geplanten RTH in Augsburg zeigt
Foto: Werner Wolfsfellner MedizinVerlag

Versorgt schon jetzt die Bevölkerung im bayerisch-württembergischen Grenzgebiet: der am Bundeswehrkrankenhaus in Ulm stationierte Rettungshubschrauber "Christoph 22"
Foto: Jörn Fries
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