Rettungshubschrauber „SAR Hamburg 71“  


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Updated: 17.08.2013

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Drahtseilakt: Die Rettungswinde

Grundsätzliches vorab...

Der Hamburger Rettungshubschrauber ''SAR 71'' führt ständig eine fest in die Maschine integrierte Rettungswinde mit sich. Bei der Rettungswinde handelt es sich um eine zusätzliche Ausstattung für Hubschrauber, die an vielen mittelgroßen / größeren Hubschraubermustern optional montiert werden kann. Mit diesem Gerät können Personen und Gegenstände an einem Seil an Bord des Hubschraubers geholt bzw. auf dem Boden abgesetzt werden. Dazu hovert der Hubschrauber in aller Regel über der Einsatzstelle. Das bedeutet, dass der Pilot den Hubschrauber während des Windenmanövers im stehenden Schwebeflug hält. In Deutschland werden Rettungswinden, in Fachkreisen auch mit dem englischen Fachterm ''Winch'' genannt, unter anderem mitgeführt an
- vielen Bell UH-1D der Bundeswehr (Luftwaffe/ Heer)
- Westland SeaKing MK 41 der Marine
- einigen Polizeihubschraubern der Länder
- allen SAR-Hubschraubern der Bundeswehr
- einigen zivilen Rettungshubschraubern
- ca. vier Bell 212 und vielen EC 155 des Bundesgrenzschutzes.
 

Winchmanöver einer Sea-King mit der DGzRS (Foto: Harald Rieger | www.sar71.de)

Rettungswinde in der Luftrettung

In der zivilen Luftrettung wird die Rettungswinde nur vergleichsweise selten mitgeführt. Seitens der ADAC-Luftrettung führen die Hubschrauber in München (''Christoph 1'') und der ''Christoph Murnau'' als alpennahe Standorte eine Winde ständig mit sich.
 

Winchmanöver von ''Christoph 26'' (Foto: Harald Rieger | www.sar71.de)

Im Jahr 2003 hat auch ''Christoph 26'' aus Sande bei Wilhelmshaven eine Rettungswinde erhalten, um für die Offshore-Rettung noch besser ausgestattet zu sein. Das Bundesministerium des Innern (BMI) rüstete seine Zivilschutz- und Rettungshubschrauber ''Christoph 12'' (Eutin) und ''Christoph 34'' (Güstrow) mit Winden aus. Dies sind die beiden einzigen Standorte, an denen das BMI (auch wegen der Winde) Maschinen vom Typ Bell 212 einsetzt. Als sechster ziviler Luftrettungs- Standort mit Winch lässt sich Nürnberg (''Christoph 27'') nennen. Bei Übernahme dieses Luftrettungs-Standortes der Bundeswehr durch die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. (DRF) hatte man die von der Bundeswehr vorgehaltene Winde nicht missen wollen und die Vorhaltung einer Winch zur Prämisse für die Übergabe von ''Christoph 27'' in zivile Hände erklärt. Des weiteren sind die neuen EC 145 des ADAC mit Rettungswinden ausrüstbar. Das wurde in einem Training bereits getestet. In der Luftrettungspraxis sind sie jedoch seit ihrer offiziellen Indienststellung ohne eine Winde unterwegs. Für die Luftrettung wurde die Rettungswinde besonders in den Bergen und über See seit jeher als besonders sinnvoll angesehen, weil sie Rettungsaktionen auch dort ermöglichen kann, wo vielleicht keine Landemöglichkeit für einen Hubschrauber gegeben wäre.

Windeneinsätze in der Praxis

Die klassischen Einsatzbereiche der Rettungswinde liegen zweifelsohne über See und im Gebirge. Während in den Alpen in aller Regel die erwähnten zivilen Hubschrauber Einsätze mit der Rettungswinde übernehmen, wird diese Aufgabe über der Nordsee insbesondere von den SAR-Hubschraubern des MFG 5 übernommen. Diese Westland SeaKing MK 41 sind sämtlich mit Rettungswinden ausgerüstet und sind ständig von 3 Stützpunkten ausgehend einsatzbereit.


Die Winde von ''Christoph 12'' aus Eutin in Schleswig-Holstein (Foto: Harald Rieger | www.sar71.de)

Während einer Winchoperation hat der Winchoperator generell das Kommando an Bord. Der Pilot richtet sich nach seinen Anweisungen, da er die eigentliche Einsatzstelle in aller Regel nicht einsehen kann. Er hält den Hubschrauber über der Einsatzstelle, während das Windenseil herabgelassen wird.
Meistens wird ein Besatzungsmitglied am Seil mit herabgelassen, um die zu rettende Person zu sichern und den sicheren Ablauf zu garantieren. Währenddessen überwacht der Winchoperator mit der Bedieneinheit vom Hubschrauber (hintere, offene Tür) aus den Vorgang. Der Winchoperator ist dabei durch eine spezielle Vorrichtung (Stehhaltegurt) gegen einen Sturz aus dem Hubschrauber gesichert. Beim Winchen selbst können verschiedene Varianten gewählt werden, so das Winchen im klassischen Sinne, das Winchen einer Trage mit verletzter / erkrankter Person und Begleiter, das Winchen eines Rettungskorbes u.v.m.

Windeneinsatz. (Foto: Harald Rieger | www.sar71.de)

Dabei stellt die Rettungswinde zumeist eine schonende, schnelle Möglichkeit dar, Personen aus dem Wasser oder schwierigen Situationen zu retten. Hubschrauber und Besatzung werden während eines Winchmanövers auf das Äußerste gefordert. Regelmäßiges Training der Einsatzabläufe und adäquate Vorbereitung der Zusammenarbeit der Crewmitglieder beim Windeneinsatz sind deswegen vorgeschrieben und werden von allen Institutionen, welche die Winde einsetzen, in turnusmäßigen Abständen intensiv geübt. Ein weiterer Grund für diese zyklischen Übungen ist, dass auf das Jahr gesehen die Anzahl der Windeneinsätze einiger Standorte so gering ist, dass allein durch Realeinsätze die entsprechenden Kenntnisse niemals erlangt werden könnten.
 

Rettungsvorgang

Der Pilot muss, sich nur auf die Anweisungen des Winchoperators verlassend, den Hubschrauber genau über der Einsatzstelle halten - ggf. auch bei Starkwind und miserablen Wetterbedingungen. Und: Die Instrumente können langsame Driftbewegungen des Hubschraubers in der Regel nicht anzeigen. Der Winchoperator hingegen muss sowohl Hindernisse für den Hubschrauber als auch die Personen an der Winde im Auge behalten und das Manöver koordinieren.
Zur Personenrettung wird grundsätzlich ein Crewmitglied mittels Winde zum Opfer herabgelassen. Der Retter legt dem Opfer die entsprechende Ausrüstung an bzw. hängt die Trage an die Winde. Dann gibt er dem Piloten das Kommando zum Aufwinchen. Dabei wird nicht das Windenseil über den Motor der Winde heraufgezogen, vielmehr lässt der Pilot seine Maschine langsam steigen. Der Grund: Beim Hovern werden die Leistungsreserven des Hubschraubers stark gefordert. Der Pilot muss deshalb beim Steigflug im Rahmen des sogenannten Power-Checks durch einen Blick auf den Torque-Anzeiger und die übrigen Instrumente prüfen, ob der Hubschrauber die Last zu tragen imstande ist. Sonst können ein Durchsacken der Maschine, anderweitige Turbulenzen oder Materialschaden die Folge sein. Sobald der Pilot den "Power-Check" mit "OK" bestätigt, kann das Aufwinchen beginnen.

Rettungswinde: Weitere Entwicklung

Um ihrem SAR-Auftrag im Rahmen der ICAO im vollen Maße entsprechen zu können, führen desweiteren alle SAR-Hubschrauber der Bundeswehr fest montierte Winden mit sich.


SAR Laage 81 setzt die Winde ein. (Foto: Harald Rieger | www.sar71.de)

Deswegen wird in der Praxis der Luftrettung häufig auf SAR-Hubschrauber zurückgegriffen, wenn eine Winde an der Einsatzstelle benötigt wird. Als Problem stellt sich dabei jedoch seit Mitte der neunziger Jahre dar, dass die Zahl der SAR-Standorte in Deutschland aufgrund der Aufgabenumstrukturierungen innerhalb der Bundeswehr (vermehrte Auslandseinsätze) immer weiter zurückgeschraubt wird.

Somit stellt sich derzeit vermehrt die Frage nach Möglichkeiten, die Anzahl der (möglichst schnell!) verfügbaren Hubschrauber mit Rettungswinde dennoch so konstant wie möglich zu halten. Dabei gibt es durchaus - unter anderem finanzielle - Gründe, die gegen eine Winde am Hubschrauber sprechen; dazu zählt zum Beispiel
- das größere Gewicht mit Winde
- die nötige fliegerische Doppelbesatzung (Pilot und Bordwart, letzterer muss als Winch-Operator die Winde bedienen)
- die umfangreiche Ausbildung und die nötigen Trainingsflüge
- die nötige zusätzliche umfangreiche Kooperation mit den Kräften am Boden.

Auch der ''SAR Hamburg 71'' hat stets eine Winde an Bord (Foto: Harald Rieger | www.sar71.de)

Winde in Hamburg

Als einziges primäres Rettungsmittel in Hamburg und Umgebung hat der SAR 71 ständig eine Winde an Bord. Das Einsatzmittel, das sicherlich einem großen Personenkreis aus der ZDF-Vorabendserie "Die Rettungsflieger" bekannt ist, wird - im Gegensatz zur TV-Serie - in der Hansestadt vergleichsweise selten eingesetzt. Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich:
- Zum einen die sehr geringe Anzahl von tatsächlichen SAR-Einsätzen im Vergleich zu den üblichen Einsätzen im regulären Notfallrettungsdienst. SAR-Einsätze erfordern häufiger eine Windenrettung.
- Hinzu kommt die Besonderheit, dass der Hamburger SAR 71, anders als RTH in ländlicheren Regionen, eine wichtige Funktion des schnellen Notarztzubringers im Stadtgebiet hat, wenn dort ein Notarztmangel aufgrund der Einsatzlage herrschen sollte. Eine Einsatzindikation für den Windeneinsatz ergibt sich bei diesen Einsätzen, die denen eines NEF in der Stadt entsprechen, fast nie. Dafür sorgt einerseits die hohe Anzahl von internistischen Notfällen (z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfall) sowie andererseits eine hohe Fehleinsatzquote: Da das bodengebundene Rettungsnetz ein schnelles Eintreffen des Rettungsdienstes zumindest in Hamburg garantiert (Eintreffen des RTW höchstens 5 Minuten nach dem Notruf!), kann der Hubschrauber oft wieder abdrehen, ohne dass die Besatzung tätig wurde.

Dennoch ist die Winde absolut sinnvoll, wenn es doch zu extremen Einsatzlagen kommt: Denn Hamburg ist die Stadt mit den europaweit meisten Wasserflächen! Kombiniert mit den riesigen Arealen des Überseehafens und damit verbunden dem hohen Risiko von Unglücksfällen ergibt sich ein enormes Gefahrenpotential. Schwere Arbeitsunfälle sind - leider - an der Tagesordnung und oft ist hier der Hubschrauber als schnelles Einsatzmittel gefragt. Dabei kann auch die Winde sehr nützlich sein.
Ob auch das Nachfolgemodell der Hamburger Bell UH-1D eine Rettungswinde mit sich führen wird, steht derzeit noch in den Sternen. Dies wird sich vermutlich erst klären, wenn die Verhandlungen bezüglich des zukünftigen Hubschrauberbetreibers in die "heiße" Phase gehen. In diesem Zusammenhang könnte sich auch entscheiden, ob in Hamburg auf dem Rettungshubschrauber weiterhin eine fliegerische Doppelbesatzung (Pilot und Bordtechniker bzw. 2 Piloten) vorgehalten werden soll.


Auch ein SAR-Einsatz im Rahmen des originären Auftrags gemäß ICAO kann hin und wieder einen Windeneinsatz erfordern. Hier SAR Hamburg 71 bei einem Flugunfall. (Foto: Frank Bernau)

Fakt ist: Die Rettungswinde bietet eine große zusätzliche taktische Komponente beim Einsatz des Rettungs- hubschraubers. In manchen Fällen kann die Rettungswinde unmittelbar Leben retten. Zwar kommt dies in der Großstadt selten vor, doch die Möglichkeiten, die sich durch die Winch im Extremfall zur Rettung von Personen ergeben können, sind immens und sollten nicht unterschätzt werden. Auch die zivilen Luftrettungsbetreiber ADAC und DRF sind stolz darauf, auf einigen (bzw. einem) Hubschrauber/n eine Winde mitzuführen. In jüngster Vergangenheit besonders spektakulär (d.h. medienwirksam und in großem Umfang) zum Einsatz gekommen ist die Rettungswinde beispielsweise nach den Unwettern und Überflutungen im letzten August. Namentlich Bundeswehr und Bundesgrenzschutz stellten hier in bestaunenswertem Umfang ihre Leistungsfähigkeit gerade auch im Einsatz mit der Winch unter Beweis.

Copyright 2001-2007 by Harald Rieger. Weitere Informationen unter dem Menüpunkt Impressum abrufbar.
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