Bezug zum Rettungshubschrauber
SAR 71
Der in Hamburg von der Luftwaffe betriebene Rettungshubschrauber
"SAR 71" ist wie jedes andere Rettungsmittel des Such- und Rettungsdienstes
(SAR) einem Geschwader zugeordnet. Das zuständige Geschwader stellt
einerseits die fliegerische Besatzung im (meist) wöchentlichen Wechsel,
die sich aus je einem Berufshubschrauberführer - Pilot in Command
- und einem Bordmechanikermeister zusammensetzt.
(Lesen Sie hier mehr zur Besatzung.)
Darüber hinaus obliegt es den Beschäftigten der Geschwader,
"ihre" Hubschrauber des SAR-Dienstes technisch zu warten, stets
einen einsatzfähigen Helikopter bereitzustellen und so letztlich,
mit der daran gebundenen logistischen Arbeit, die Verantwortung für
die fliegerische Abwicklung des Rettungsflugbetriebes ohne Unterbrechungen
zu gewährleisten.

Allgegenwärtig
auf den vorderen Türen der Bell UH-1D: Brummel, das Geschwaderwappen
des LTG 63 (Foto: Patrick Permien | www.sar71.de) |
Die Fäden laufen in Hohn zusammen
Dieser technische und logistische Herausforderung stellen
sich die Soldaten des für "SAR Hamburg 71" zuständigen
Lufttransportgeschwaders 63 (LTG) tagtäglich. Grund genug, auch das
LTG einmal näher vorzustellen. Beheimatet ist ihr Standort in Hohn
/ Alt-Duvenstedt, in der Nähe von Rendsburg mitten in Schleswig-Holstein
gelegen. Dort verbringen die fliegerischen Besatzungen von "SAR Hamburg
71" einen nicht unwesentlichen Teil ihrer Arbeitszeit. Dort werden
Flüge, Schichten, Bereitschaften und Einsätze geplant, "Briefings",
Flugvorbereitungen und vieles mehr abgehalten.
Aufgabe Lufttransport
Das Wort "Lufttransportgeschwader" mag für
Außenstehende etwas schwammig anmuten, ist aber seitens der Luftwaffe
klar definiert. Es ist militärische Aufgabe des LTG 63, den "Lufttransportbedarf"
sicherzustellen für alle drei Teilstreitkräfte, den zentral-militärischen
sowie den politisch-parlamentarischen Bereich.

Bell UH-1D
und Transall: Schneller, flexibler Lufttransport
(Foto: Team www.sar71.de) |
Im Kontext der luftwaffentaktischen Aufgabenteilung heißt
dies, dass das LTG 63 quasi für alle genannten Bereiche ein Leistungserbringer
ist. Leistung, die mit Luftfahrzeugen erbracht wird und sich aufteilt
in den sogenannten Logistischen Lufttransport, den Verlegelufttransport,
Luftlandeoperationen sowie den Transport von Verwundeten, unfallbedingt
Verletzten und Erkrankten. Schlichtweg ist also ein typischer Auftrag,
Ladung für eine Teilstreitkraft auf dem schnellsten - also dem Luftweg
- von Punkt A nach B zu fliegen. Etwas druckreifer kann man zusammenfassen:
Für Hubschrauberbesatzungen ist das maßgeblichste Aufgabenspektrum
im Lufttransport der meist kurzfristig anberaumte und bedarfsorientierte
Transfer von Personen, Material und Hilfsgütern. Die Beförderung
von Personen schließt den angemessenen Transport von VIPs ein.
Die Auftragsgesamtkoordination ist, übrigens auch für den Bereich
Such- und Rettungsdienst (SAR), Aufgabe des Lufttransportkommandos (LTKdo).
Ein solches gibt es seit dem 01.04.1968; es ist in Münster beheimatet.
Eng an SAR-Dienst geknüpft
Da Rettungsflüge des SAR-Dienstes mit Patienten
an Bord letztlich auch nichts anderes als militärischer Lufttransport
sind, war es nur folgerichtig, dass in den Anfangszeiten der Bundeswehr
bei Aufstellung der ersten Verbände mit Hubschraubern der SAR-Dienst
als neue Aufgabe mit dem Lufttransport eng verknüpft wurde. In der
Struktur der Verbände und Einheiten der Luftwaffe hat sich dies stets
wiedergespiegelt.
Die organisatorische Wiege der Rettungsfliegerei (SAR) der Luftwaffe ist
übrigens bei den "Hubschrauber-Rettungs- und Verbindungsstaffeln"
in Lechfeld und Ahlhorn zu suchen. Sie bestanden bereits vor der Aufstellung
des (im Folgenden noch ausführlicher beschriebenen) HTG 64.
Die Lufttransportverbände
Zur Zeit - mit Stand vom Juli 2005 - sind vier Verbände
in der Luftwaffe mit dem Lufttransport beauftragt. Sie alle sind entsprechend
mit eigenen Luftfahrzeugen ausgestattet. Im Einzelnen sind als Lufttransportverbände
zu nennen:
- Das bereits erwähnte LTG 63
- Das Lufttransportgeschwader 61 in Penzing bei Landsberg am Lech
- Das Lufttransportgeschwader 62 in Holzdorf
- Die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg)
in Köln
Es wird ersichtlich, dass aufgrund taktischer Erwägungen
eine Verteilung von Lufttransportverbänden über das Bundesgebiet
angestrebt wurde. In Zukunft ist jedoch zu erwarten, dass die LTG weiteren
Strukturreformen unterzogen werden, wobei vermutlich der Hubschraubersektor
dem LTG 62 alleinverantwortlich übertragen wird. Dies ist jedoch
an die Anschaffung neuer Hubschrauber für die beteiligten Luftwaffenverbände
geknüpft, wobei diese voraussichtlich aus finanziellen Gründen
noch einige Jahre auf sich warten lassen wird.

Zwei Bell
UH-1D (Foto: Harald Rieger | www.sar71.de) |
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Eingesetzte Luftfahrzeugtypen
Es liegt auf der Hand, dass der bei der mittlerweile
weltweit operierenden Luftwaffe anfallende Lufttransportbedarf nicht allein
mit Hubschraubern abgedeckt werden kann. So werden flugstreckenabhängig
Flächenflugzeuge oder Drehflügelluftfahrzeuge genutzt. Bekanntestes
Flächenflugzeug der Luftwaffe im Lufttransport ist die seit Jahrzehnten
etablierte Transall C-160 (Transall: "Transporter Allianz").
Sie absolvierte ihren Erstflug in der Version V1 am 25.02.1963 in Frankfurt
und hat sich seither in verschiedenen Versionen global bewährt.

Transall
C-160 des LTG 63 in Hohn (Foto: Team www.sar71.de) |
In Hohn wird die C-160 von der 1. fliegenden Staffel
für ihre Einsätze genutzt. Die 2. fliegende Staffel bildet den
mit Hubschraubern ausgerüsteten Teil des LTG 63, wobei als Einsatzmuster
einheitlich die "Bell UH-1D",
in Lizenz von Dornier gefertigt, genutzt wird.
Im Folgenden möchten wir uns auf die Präsentation
der C-160 und Bell UH-1D beschränken. Die Vernachlässigung anderer
Waffensysteme und Luftfahrzeugtypen, die bei den übrigen Verbänden
zum Einsatz kommen, bitten wir im Sinne einer Begrenzung des Textumfangs
zu entschuldigen.
Ausstattung: Bewährt, berühmt, betagt
Beide vom LTG 63 genutzten Transportluftfahrzeuge - UH-1D
und C-160 gleichermaßen - gelten als äußerst zuverlässig,
aber unter einsatztaktischen Gesichtspunkten als hoch betagt und letztlich
ersatzbedürftig. Die liebevoll auch "Trall" respektive
"Dickschiffe" genannten propellergetriebenen Transportmaschinen
haben sich vor allem bei internationalen humanitären Hilfseinsätzen
einen Namen gemacht.

"Dickschiff"
Transall C-160 (Foto: Team www.sar71.de) |
Auch für Medevac-Zwecke zum Ausfliegen erkrankter
bzw. verletzter Personen wurde die C-160 schon häufig herangezogen.
Prinzipiell ist die Transall auch für das Absetzen von bis zu 81
Fallschirmspringern und das Abwerfen von Lasten aus niedrigen und mittleren
Flughöhen konzipiert. Für die C-160 ist eine Ablösung in
Form des Airbus A400M zu erwarten (Produktionsbeginn 2005, Auslieferung
vorauss. ab 2009). Vorgesehen ist die Beschaffung von 60 Maschinen für
die deutschen Streitkräfte. Zur Bell
UH-1D siehe eigener gleichnamiger Infotext.

Blick
ins Cockpit einer Transall C-160 (Foto: Harald
Rieger | www.sar71.de) |
Für den "SAR Hamburg 71" ist das LTG
63 seit 1993 mitverantwortlich. Im genannten Jahr wurde das Hubschraubertransportgeschwader
"HTG 64" in Ahlhorn bei Oldenburg aufgelöst. Das 1966
aufgestellte HTG 64 hatte "SAR Hamburg 71" von seiner Indienststellung
1973 an als Teil seines Aufgabenspektrums zugeordnet. Seinerzeit hatte
das HTG 64 die komplette deutsche SAR-Fliegerei im SAR-Bereich Land
zu managen, während das Marinefliegergeschwader 5 aus Kiel / Holtenau
die Übersee-SAR-Aufgaben wahrnahm und es bis heute tut
Den "einzigen reinrassigen Hubschrauber- Transportverband"
der Luftwaffe (Originalzitat offiz. Geschwaderchronik), ausgestattet
einzig mit Bell UH-1D, löste die Luftwaffen- Strukturreform 1993
nach der Wiedervereinigung auf. Die dem HTG 64 übertragenen Aufgaben
wurden anderen fliegenden Verbänden, maßgeblich den genannten
Lufttransportgeschwadern, übertragen.
Das Hubschraubertransportgeschwader 64 hat in jahrzehntelanger
Arbeit die Rettungshubschrauber- Station "SAR 71" in Hamburg
mit betrieben. Eine Leistung, die Anerkennung und Respekt verdient.

Erhöhter
Wartungsaufwand (Foto: Harald Rieger | www.sar71.de) |
Ebenso gilt es zu erwähnen, dass die heutigen
Techniker des LTG 63 vor der Aufgabe stehen, bei knapper werdenden Ressourcen
technisch schwieriger werdende Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten
am Einsatzgerät durchzuführen. Bereits zum Zeitpunkt der Auflösung
des HTG 64 war klar, dass für das Muster UH-1D in möglichst
naher Zukunft ein Nachfolgehelikopter beschafft werden müsste.
Entsprechende Prototypen lagen damals bereits als Dummys vor. Die Zahl
der einsatzklaren Bell UH-1D hat sich seither weiter deutlich verringert.
Dennoch ist es gelungen, den Flugbetrieb mit Sicherheit und Zuverlässigkeit
weiterzuführen. Im Bedarfsfall kann seitens des LTG 63 bei Mangel
an verfügbaren Maschinen auf "fremde" Hubschrauber anderer
Verbände zurückgegriffen werden. Erkennbar sind Maschinen
in ihrer Zugehörigkeit stets am Wappen: Die Luftfahrzeuge des LTG
63 tragen stolz "Brummel", die Biene als Wappentier symbolisiert
die Arbeitsleistung des Geschwaders.
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