Die ADAC Luftrettung in Hamburg
In Hamburg hat die ADAC Luftrettung GmbH seit 1990 einen Hubschrauber stationiert.
Dieser wird neben dem Bundeswehr-Rettungshubschrauber "SAR Hamburg
71" ebenfalls als "fliegender Notarztwagen" im Rettungsdienst
eingesetzt. Beide Hamburger Rettungshubschrauber werden durch die integrierten
Feuerwehr- und Rettungsdienst-Leitstelle "Florian Hamburg" der
städtischen Feuerwehr eingesetzt.

Christoph
Hansa am Stützpunkt in Hamburg-Boberg
(Foto: Harald Rieger | www.sar71.de) |
Im Folgenden möchten wir Ihnen,
auch wenn wir uns vornehmlich mit "SAR Hamburg 71" befassen wollen,
den "Christoph Hansa" einmal näher vorstellen. Gerade als
Intensiv-Transporthubschrauber, der in dringenden Fällen Patienten
von Klinik zu Klinik verlegt, stellt "Christoph Hansa" eine mittlerweile
unverzichtbare Ergänzung zum seit 1973 etablierten Bundeswehr-Rettungshubschrauber
dar.
Bis 1990: In den Startlöchern
Es war etwa Mitte der 1980er Jahre, als der Bedarf für Patienten-Verlegungen
mit Hubschraubern deutlich anstieg. Durch die bis heute andauernde Spezialisierung
von Krankenhäusern und die Bildung von Kompetenz-Zentren in den großen
Städten mussten mehr Kapazitäten in der Luftrettung geschaffen
werden, um kritisch kranke Patienten im Notfall schnell aus einer kleinen
Klinik in ein Fachkrankenhaus zu fliegen. Erstmals wurden Hubschrauber speziell
für solche Einsatzaufträge in Dienst gestellt. Am Standort Hamburg-Boberg
war der erste Hubschrauber des ADAC beheimatet, mit dem sich die ADAC Luftrettung
vorrangig dieser Aufgabe widmete. Der damals noch so genannte „Ambulanzhubschrauber“
des Automobil- Clubs ging mit dem Rufnamen „Christoph Hansa“
am 02.02.1990 in Dienst. Disponiert wurde das Rettungsmittel nicht von der
Leitstelle des in Hamburg primär von der Feuerwehr gewährleisteten
Rettungsdienstes, sondern der Krankenbeförderungsleitstelle der Hilfsorganisationen.
Üblich war, dass der Hubschrauber eine Vorlaufzeit von 30min nach der
Alarmierung hatte und von mogens um 08:00h bis Sonnenuntergang bereitstand.
Wie es losging
Zu Beginn des ADAC-Flugbetriebs in der Hamburger Luftrettung nutzte die
gemeinnützige GmbH einen Hubschrauber vom Typ MBB BO 105 CBS, dessen
Kennung D-HHBG lautete. Das Einsatzgebiet für Verlegungslüge sollte
ca. 300km um den Stützpunkt betragen. Diesen Radius wandte der ADAC
in den Folgejahren zunächst auch für seine Sekundärluftrettungs-Stationen
in Senftenberg (BRA) und München (BAY) an.
In der Praxis stellte sich heraus, dass ein 300km-Radius bei 30min Vorlaufzeit
nicht sinnvoll war. Hubschrauber der Primär-Luftrettung, die eigentlich
als Notarzt-Zubringer für die präklinische Rettungsmedizin dienen
sollten, mussten so zeitkritische Verlegungsflüge übernehmen.
Dafür standen sie nicht mehr für ihre primäre Aufgabe zur
Verfügung.

Eine
BO 105 CBS (hier anderes Exemplar des ADAC in Hamburg) flog bis
1997 in Boberg. (Foto: Patrick Permien | www.sar71.de) |
Verstärkung für`s Team
Deswegen schuf die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Hamburg-Boberg
(BUK HH) neue Planstellen für Ärzte und Pfleger, welche dann für
den Luftrettungsdienst eingesetzt wurden. Zuvor hatte die Besatzung regulär
im Klinikbereich (OP) gearbeitet und bei Anforderungen von der Leitstelle
den Hubschrauber besetzt. Am 01.10.1991 stellte die ADAC Luftrettung die
Einsatzbereitschaft des "Christoph Hansa" auf das in der Primärrettung
übliche Niveau von "Abflug 2 min nach dem Alarm" um. Dies
führte zu einer deutlichen Steigerung der Akzeptanz des Rettungsmittels
von ADAC und BUK HH.
Besonderheit im Vergleich zu anderen Stationen ist, dass die Klinik auch
das medizinische Assistenzpersonal für den Arzt stellt. Die Rettungsassistenten
sind gleichzeitig ausgebildete Anästhesiepfleger der Unfallklinik.
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Erhebliche Änderungen
Nach dieser Umstellung konnte auch die Feuerwehr Hamburg den ADAC-Hubschrauber
als zusätzliches notarztbesetztes Rettungsmittel in der Notfallrettung
einsetzen. Dies macht heute das Gros der Einsätze aus. Die ursprünglich
vorrangige Aufgabe, interklinische Patiententransfers, ist in den Hintergrund
gerückt. Im Jahr 1990 wurden lediglich 233 Einsätze geflogen.
Die Steigerung auf 1.328 (im Jahr 2003) verdeutlicht die gewachsene Akzeptanz
des Hubschraubers, vielmehr aber auch das neue Einsatz-Aufgabenspektrum.
Maschinenwechsel
Im Jahr 1996 wurde die BO 105 CBS durch eine BO 105 CBS Super Five [D-HUPE]
ersetzt. Einziger Unterschied ist die größere Leistung der neueren
Maschine.
Doch die BO 105, die sich ja bis heute in der Luftrettung bewährt,
genügte den Ansprüchen der Crew besonders bei längeren Patiententransporten
nicht. Folgende Nachteile waren festzustellen:
geringe Zuladekapazität (Mitflug eines Praktikanten unmöglich)
die leistungsschwache Heizung (unpraktisch bei Intensivtransporten)
die kleine Kabine (wenig Platz für medizinische Geräte und während
des Fluges kaum differenzierte Möglichkeiten der Behandlung des Patienten)
So wurde man in Hamburg zusammen mit dem in Mainz stationierten Intensiv-Transporthubschrauber
"Christoph 77" in Sachen Flottenmodernisierung zum Versuchskaninchen
beim ADAC.
Man beschaffte als Versuchsmodell zunächst für zwei Jahre eine
amerikanische McDonnell-Douglas 900 Explorer (kurz MD 900) aus den USA.
Deren Vorteile lagen auf der Hand:
1. größeres Raumangebot
2. mehr Zuladekapazität
3. flexibler, schneller und wendiger als die BO 105
4. geringere Lärmbelästigung
5. größerer Komfort für Besatzung und Patient
6. bessere Erreichbarkeit des Patienten
7. verringerte Gefahr durch den bei diesem Baumuster nicht mehr vorhandenen
Heckrotor

Die
MD 900 Explorer im August 2003. (Foto: Harald
Rieger| www.sar71.de) |
Die neue Maschine erfüllte die Ansprüche der Crew auch unter schwierigen
Einsatzbedingungen sowohl bei Patientenverlegungen als auch im Primär-
Rettungsdienst. Auffällig nur: Die MD 900 stand viel in der Werft.
Zu viel.
Inzwischen hat die ADAC Luftrettung GmbH von der MD 900 wieder Abstand genommen.
Die Leasingverträge für die zwei Helikopter sind im 2. Quartal
2004 ausgelaufen. Kritikpunkt waren die zu hohen Unterhaltskosten sowie
die miserable Ersatzteil-Versorgung der ADAC-Tochter Air Lloyd seitens MD
Helicopters. Air Lloyd hatte die MD 900 an den ADAC verleast und wartet
die ADAC- Hubschrauberflotte.

Christoph
Hansa am Krankenhaus Hamburg-Altona, die MD 900
(Foto: Patrick Permien | www.sar71.de) |
Deswegen fliegt seit Ende April 2004 ein Hubschrauber des Typs EC 135 von
Boberg aus seine Einsätze. Sie ist den ADAC- Rettungsfliegern schon
durchaus bekannt: Die EC 135 war 2002 / 2003 dort schon einmal für
ein halbes Jahr zum Einsatz gekommen, als die MD 900 wartungsbedingt längerfristig
nicht verfügbar war. Im Vergleich zur MD 900 hat die EC 135 einen kleineren
Innenraum, ist aber technisch ebenso auf dem neuesten Stand. Die EC 135
ist das beim ADAC derzeit am Häufigsten genutzte Hubschrauber-Baumuster
(Stand 4. Quartal 2004). Sie findet jedoch vor allem in der Primärrettung
Verwendung, für Verlegungsflüge deutlich seltener. Hier ziehen
die meisten Organisationen die etwas ältere, aber größere
BK 117 oder Bell 412 der EC 135 vor. Der Crew bieten diese Baumuster auf
langen Flügen mehr Komfort, und auch mehr Zuladekapazität und
Reichweite.

Seit
April 2004 fliegt die Eurocopter EC 135 P2 mit der Kennung D-HDEC
in Hamburg. (Foto: Patrick Permien | www.sar71.de) |
In Mainz, auch ehemals MD 900-Standort, kommt derweil seit 2003 eine der
beiden neuen ADAC-Hubschrauber vom Typ EC 145 zum Einsatz. Die Homepage
des Christoph 77 finden Sie unter http://www.christoph77.de*
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