Wer alles dazugehört
Der Hamburger Rettungshubschrauber "SAR 71" ist minimal mit vier
Personen besetzt:
- ein Pilot (Luftfahrzeugführer)
- ein Bordmechanikermeister
- ein Notarzt / eine Notärztin
- ein Rettungsassistent.
Der Pilot und der Bordmechanikermeister werden
vom zuständigen Lufttransportgeschwader "LTG 63" in Hohn
bei Rendsburg (SH) gestellt: Genau wie die Maschine
vom Typ Bell UH-1D. Der Pilot fliegt die Maschine und ist dafür
zuständig, dass die Maschine nach erfolgter Landung sicher steht
und keinen Schaden nimmt. Dazu gehört beispielsweise auch, dass der
Pilot bis zum Stillstand der Rotoren nach erfolgreicher Landung im Hubschrauber
sitzen bleibt. Er ist in seiner Funktion auf dem Hubschrauber ein sogenannten
Pilot in Command, was ins Deutsche übertragen mit der Bezeichnung
"verantwortlicher Luftfahrzeugführer" paraphrasiert werden
kann.

Mensch
und Technik: Der Bordmechaniker-Meister (Foto:
P. Permien, H. Rieger | www.sar71.de) |
Der Bordmechanikermeister, auch Bordtechniker genannt, assistiert dem
Piloten unter anderem bei der Navigation.
Dem Bordtechniker (BT) obliegt besondere Verantwortung bezüglich
der Sicherheit des eingesetzten Fluggeräts: Vor Beginn und nach Ende
der Einsatzbereitschaft des Hubschraubers nimmt er, meist in Zusammenarbeit
mit der restlichen Crew, diverse Vor- und Nachflugkontrollen vor. Dazu
gehört die Inspektion der für den Flugbetrieb besonders wichtigen
Bestandteile des genutzten Helikopters. Zudem fällt die Betankung
der Maschine generell in seinen Aufgabenbereich. Zur Unterstützung
des Piloten bei der Navigation stehen dem BT Karten in verschiedenen Maßstäben
zur Verfügung. Allerdings zieht er statt ihrer in Hamburg und Umgebung
einen gewöhnlichen Straßenatlas zu Rate; eine Praxis, die sich
in Hamburg seit Jahrzehnten etabliert hat.
Pilot
Der Pilot fliegt den Hubschrauber und übernimmt den Flugfunk mit der
Luftraumüberwachungszentrale "Hamburg Radar". Die Voraussetzungen
für den Job des Piloten und des Bordtechnikers auf einem SAR-Hubschrauber
sind hart. Wer an einem Rettungszentrum fliegen will, muss: - 1. Offizier
sein
- 2. mindestens 1.000 Flugstunden Erfahrung auf der Bell UH-1D haben (bei
den meisten Piloten, die in Hamburg fliegen, sind es deutlich mehr)
- 3. weitere bundeswehrspezifische Bedingungen erfüllen
- 4. den Gesundheits- Check bestehen (Anmerkung: Diesen schaffen von 500
Personen etwa 6 bis 7)

Pilot.
(Foto: P. Permien, H. Rieger | www.sar71.de) |
Wer sich als Pilot / BT beworben hat und angenommen wurde, erhält
von der Bundeswehr eine Zusatzausbildung, welche den Auszubildenden das
Landens auf Großstadt- typischen Flächen (Kreuzungen, kleine
Hinterhöfe, schmale Flächen, Flächen mit vielen Hindernissen
am Boden) verdeutlicht und lehrt, damit das neu dazugekommene Personal
auch angemessen auf Einsätze in Hamburg vorbereitet ist.

Die
Flieger warten auf ihre Mediziner. Und haben es sich dazu recht
gemütlich gemacht. (Foto: Harald Rieger
| www.sar71.de) |
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Anforderungen an das medizinische Personal
Auch Rettungsassistent (RA) bzw. Notarzt (NA) zu werden ist nicht unbedingt
ein Kinderspiel. Es werden folgende Grundvoraussetzungen erwartet:
- abgeschlossene Krankenpfleger- Ausbildung (RA)
- generell 2 Jahre Zugehörigkeit zum Bundeswehrkrankenhaus (Bwk)
- Anästhesie- Pfleger im operativen Bereich (RA)
- Erfahrung auf der Intensivstation des Krankenhauses
- Rettungsassistent brauch mindestens den Rang eines Oberfeldwebels
- Notarzt braucht mind. den Rang eines Offiziers (NA)
- Einweisungs- und Einsprech- Lehrgang für den RTH (RA)

Und
wieder einen Einsatz erfolgreich beendet.
(Foto: Patrick Permien | www.sar71.de) |
Der Lehrgang wird beim LTG 63 absolviert. Dabei lernt der angehende RTH-
RA das richtige Einweisen des Piloten während der Landung, wozu unter
andere das Ansagen von Hindernissen zählen und das Zählen der
verbleibenden Höhenmeter gehören. Solch einen Einsprechlehrgang
absolvieren übrigens auch die Rettungsassistenten der zivilen RTH.
Dieser Lehrgang wird mit der Qualifikation zum HEMS- Crew- Member abgeschlossen.

Ob akuter
Notfall oder - wie hier - ein Verlegungsflug von einem Krankenhaus
in ein anderes: Die medizinische Crew ist stets gefordert.
(Foto: Patrick Permien | www.sar71.de) |
Das ärztliche Personal stellt die Anästhesieabteilung des Bundeswehrkrankenhaus
in Hamburg-Wandsbek. Notärzte im Rettungsdienst verfügen dabei
in Deutschland generell über den "Fachkundenachweis Rettungsdienst"
welcher nach der klinischen Ausbildung zertifiziert, dass Kenntnisse der
präklinischen Rettungsmedizin und des MANV-Managements vorhanden sind.
Die Zusammenarbeit der medizinischen Besatzung vom "SAR 71" mit
den Luftfahrzeugführern und Bordtechnikern des LTG 63 (bzw. vor 1994
des HTG 64) klappt seit Jahrzehnten reibungslos.
Praktikanten
Sehr oft wird ein Praktikant zu Ausbildungszwecken mitgenommen, so dass
z.B. Feuerwehrleute aus Hamburg am Rettungszentrum zur Aus- und Weiterbildung
ein Praktikum machen können. Außerdem werden hier vor allem Soldaten
ausgebildet, die sich für Tätigkeiten im medizinischen Bereich
des Auslandseinsatzes bewerben. Sie müssen dann zum Beispiel eine Mindestanzahl
von absolvierten Flugstunden erreichen, um zu einem Auslands- Einsatz abkommandiert
zu werden.
In der Praxis lief das Projekt mit den Praktikanten aus den Reihen der Feuerwehr
eher schleppend an, während sich die Bundeswehr heute vor Anträgen
kaum noch retten kann.
Allerdings unterstützen die Praktikanten, die natürlich aufgrund
der Sitzverteilung in der Bell auch immer hinten sitzen, nur den Notarzt
und den Rettungsassistenten an der Einsatzstelle. Manchmal werden auch Piloten,
die neu auf das Kommando gekommen sind, mitgenommen, damit sie unter der
Aufsicht erfahrener Kameraden das Fliegen des SAR 71 mit all seinen Unterschieden
und Eigenheiten im Vergleich zum normalen Flugbetrieb der Bundeswehr erlernen
können.

Crew
(Foto: Harald Rieger | www.sar71.de) |
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