20. Januar 2003
BO 105 versinkt in eisbedecktem Kanal - Notarzt kommt ums Leben
Der Rettungshubschrauber
"Christoph 19" (ADAC) aus Uelzen ist am Montag, den 20.01.2003
kurz nach 12:00h nahe Hohnsdorf / Seubstorg/ Bienenbüttel in den Elbe-
Seitenkanal gestürzt und darin komplett versunken. Ein Jogger, der
dies beobachtete, alarmierte die zuständige Leitstelle in Uelzen. Erste
Meldungen bzgl. des Unglücks bestätigte die Polizei in der Bezirksstadt
Lüneburg gegenüber der Presse. Es haben sich Pilot (35) und Rettungsassistent
(40) aus der Maschine retten können, während der Notarzt des RTH
nur noch tot aus dem etwa 0,3°C kalten Wasser geborgen werden konnte.
Er hatte sich nicht mehr aus dem sinkenden Wrack befreien können. Der
Pilot des RTH hat noch versucht, nach dem Notarzt zu tauchen, um ihn zu
retten: Vergeblich.
Zum
Zeitpunkt des Unglücks befanden sich nur die drei Besatzungsmitglieder
in dem Hubschrauber, ein Patient war nicht an Bord. Pilot und Rettungsassistent
wurden von den zuerst eintreffenden Rettungskräften umgehend in die
Intensivstation des Krankenhauses Uelzen gebracht. Zu Hilfe eilten nach
dem Unglück diverse Rettungskräfte, darunter die "Sondereinsatzgruppe
Taucher" (SEGT) der Feuerwehr Hamburg und drei RTH, u.a. der Hamburger
Christoph Hansa und der SAR 71. Diese RTH flogen die Hamburger Taucher ein.
Zudem war eine Bell UH 1D der Heeresflieger vor Ort, die nach Aussage eines
Besatzungsmitglied des SAR 71 zufällig in der Nähe der Absturzstelle
gewesen war.
Durch das Eis auf dem Kanal wurden sowohl die Such- als auch die Bergungsarbeiten
stark behindert. Ein Eisbrecher kam den Helfern zu Hilfe. Er drückte
die Eisschollen beiseite, was aber letztendlich nur kurzfristige Besserung
verschaffte. Der Kanal ist in Höhe der Absturzstelle zwischen 4,5 und
10 Meter tief. Einsatzkräfte von THW und Feuerwehr fanden gegen 15:30
Uhr die Leiche des Notarztes. Sie wurde umgehend an Bord eines THW-Bootes
verholt und ungehend vor den Linsen der zahlreich erschienenen Pressevertreter
geschützt. Der vereiste Kanal wurde für den Schiffsverkehr gesperrt,
ein Kran hat inzwischen das Wrack aus dem Wasser geborgen.
Die
Ursache des Unglücks war ein riskantes Flugmanöver des Piloten
der Maschine. Er hatte, wie er laut Staatsanwaltschaft Ende Januar 2003
gestanden haben soll, den Hubschrauber unter der Hohnstorfer Kanalbrücke
hindurchgeflogen. Die Motive zur Durchführung von diesem Manöver
sind noch unklar. Laut Zeugenaussagen soll die Maschine (Höhe: Etwa
4m) nach dem erfolgreichen Unterfliegen der gut 5 Meter hohen Brücke
mit der Kufe an einer Eisscholle hängen geblieben sein. Der Hubschrauber
versank, nachdem der Hauptrotor auf das Eis geschlagen war.
Am 10.03.2003 bestätigte nunmehr die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung
(BFU) in Braunschweig, dass der Unfall tatsächlich auf ein Versagen
des Piloten zurückzuführen sei. „Der Absturz ist einzig
und allein auf den Tiefflug zurückzuführen“, sagte Klaus
Büttner, Untersuchungsleiter der BFU, gegenüber der Presse. Ausgelöst
habe das Unglück ein Defekt am Heckrotor der BO 105 CBS. Ohne den Tiefflug
des Piloten hätte der Hubschrauber jedoch gute Chancen für eine
erfolgreiche Notlandung gehabt. Wie es zu dem Schaden am Heckrotor gekommen
sei, lasse sich nicht genau feststellen, da die Trümmer im Kanal immer
noch nicht gefunden worden seien.
Besonders tragisch: Die Maschine befand sich auf dem Rückflug vom Unfallklinikum
Hamburg-Boberg zum Stützpunkt in Uelzen. In Boberg ist der RTH/ ITH
"Christoph Hansa" stationiert. Kurz nach dem Abflug des Uelzener
Rettungshubschrauber musste somit die Crew vom Christoph Hansa den Kollegen
förmlich hinterher fliegen, um diese zu retten.
Ein
Pressesprecher des ADAC betonte unterdessen, wie sicher die Flüge der
ADAC Luftrettung GmbH seien. Unfälle mit Todesfolge habe es bei den
RTH und ITH des ADAC zuletzt 1971 und 1974 gegeben. "ADAC Luftrettung
und örtliche Behörden arbeiten mit Hochdruck an einer Klärung
der näheren Umstände des Absturzes", so heißt
es in einer Pressemitteilung des ADAC. Weiter sagte ein Sprecher, dass bei
der Überprüfung des RTH am Morgen keine technischen Mängel
registriert worden seien.
ADAC-Präsident Meyer sagte in einer Presseerklärung des ADAC zu
dem schweren Unfall des Hubschraubers: "Wenn Menschen, die dazu
da sind, in Not geratenen oder Verunglückten schnellstmöglich
Hilfe zu bringen selbst verunglücken, ist das natürlich besonders
tragisch. Umso mehr sind wir über dieses Unglück bestürzt."
Bereits 1999 war Christoph 19 in einen Unfall verwickelt. Damals waren ein
PKW gleich nach der Landung des RTH auf der Bundesstraße B 71 in die
Maschine (damals noch die BO 105 mit der Kennung D-HOFF) gefahren. Ursache
für den Unfall war Eisglätte gewesen.
Nichtsdestotrotz bleibt die traurige Gewissheit, dass nunmehr wieder ein
in der Luftrettung tätiger Mensch sein Leben während eines Einsatzfluges
aufgrund eines Absturzes des Fluggeräts verloren hat. Es handelt sich
um den dritten Absturz eines Rettungshubschraubers mit Todesfolge für
mindestens ein Besatzungsmitglied innerhalb von knapp 10 Monaten. Auch in
2003 scheint die Kette der verhängnisvollen, tragischen und schweren
Zwischenfälle in der deutschen Luftrettung nicht abreißen zu
wollen.
Im Folgenden haben wir Links zum Thema für Sie zusammengestellt, über
manche von denen auch wir Teile unserer hier an Sie weitergeleiteten Informationen
bezogen haben.
Artikel auf www.n-tv.de
Artikel
auf www.n24.de
Erster
Artikel auf www.rth.info
Aktuellster
Artikel auf www.rth.info
In Gedanken bei der Besatzung und den Angehörigen des verstorbenen
Notarztes, der indes Ende Januar beigesetzt wurde -
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Fotos: Timo Jann, Quellen: www.n24.de, www.feuerwehrmagazin.de,
www.bild.de, www.rth.info
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