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30 Jahre SAR71 |
Juli 2003
Hamburger Rettungshubschrauber seit drei Jahrzehnten im Dienst
Seit
nunmehr 30 Jahren ist ein Hubschrauber des Typs Bell UH-1D der
Bundeswehr einsatzbereit am Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg Wandsbek
stationiert.
Damals, als sich die deutsche Luftrettung noch in den Startlöchern
befand, setzte sich der zu diesem Zeitpunkt amtierende Bundesverteidigungsminister
und spätere deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt für die Stationierung
eines Luftrettungsmittel ein, so dass das Rettungszentrum Hamburg am 16.
Juli 1973 offiziell eingeweiht werden konnte.
Die Anfänge
Die
Bundesrepublik Deutschland war nach den Richtlinien der ICAO (engl: „Internationale
zivile Luftfahrtsorganisation“) verpflichtet, einen „Such- und Rettungsdienst“
(SAR-Dienst) einzurichten. Dieser hat u.a. die Aufgabe, bei Luft- und Seenotfällen
schnelle und qualifizierte Unterstützung aus der Luft zu gewährleisten.
Diese Aufgabe wurde der damals noch jungen Bundeswehr übertragen, die daraufhin
mit dem Aufbau eines flächendeckenden Hubschraubernetzes begann.
So war der SAR 71 in Hamburg von Anfang an ein SAR-Mittel ersten Grades,
d.h. er stand primär tagsüber für Einsätze im Rahmen des SAR-Auftrags
zur Verfügung.Da diese Art von Einsätzen aber sehr selten sind,
wurde der Hubschrauber immer stärker in den Rettungsdienst der Hansestadt
integriert. Im Rahmen der „dringenden Nothilfe“ war es möglich, den SAR-Hubschrauber
dort einzusetzen, wo bodengebundene Notarztmittel, nicht, nicht rechtzeitig
oder nicht ausreichend zur Verfügung standen.
Einsatzzahlen
Im
Laufe der Jahre stiegen die Einsatzzahlen konstant, bis sie 1999 das erste
Mal die Grenze von 2000 Einsätzen pro Jahr überschritten. Der SAR 71 war
jahrelang der meisteingesetzte Rettungshubschrauber Europas. Derzeit ist
ein Rückgang der Einsatzzahlen festzustellen, welches auf die neue Dienst-
und Ruhezeitenregelung der Bundeswehr zurückzuführen ist. So kann es vorkommen,
dass der SAR 71 manchmal schon am frühen Abend außer Dienst gemeldet wird,
obwohl die Sicht und das Wetter einer Einsatzbereitschaft nicht entgegenstehen.
In den dreißig Jahren am Bundeswehrkrankenhaus flog der Rettungshubschrauber
bis heute über 44.590 Einsätze und rettete damit tausenden Hamburgern das
Leben. Wegen des markanten Rotorengeräusches wird der Hubschrauber oft als
„Teppichklopfer“ bezeichnet; und als Hamburger kennt man genau diesen sogenannten
„Sound of Rescue“ und weiß, dass die Retter aus der Luft wieder einmal im
Einsatz sind!
Der Hubschrauber und seine Ausstattung
Die fliegerische Besatzung (Pilot und Bordmechaniker) und der Hubschrauber
werden vom Lufttransportgeschwader (LTG) 63 aus Hohn gestellt, der Rettungsassistent
und der Notarzt kommen aus der Anästhesieabteilung des Bundeswehr- krankenhauses
oder aus zivilen Krankenhäusern der Umgebung. Der Hubschrauber ist, ähnlich
einem bodengebundenen Notarztmittel, mit diversen Medikamenten, EKG/ Defi-
Kombination, Kinder- Notfallrucksack, Equipment für Intubation, Beatmung,
Herz- Lungen- Wiederbelebung und auch Trage, Vakuummatratze, diversen Vakuumschienen
für Frakturen, Schaufeltrage, u.v.m. ausgestattet, um vor Ort eine optimale
Versorgung gewährleisten zu können.
Der 14.03.2002
Die bisher schwärzeste Stunde erlebten die Flieger vom Hamburger Rettungshubschrauber
am 14. März 2002. Damals stürzte die Maschine aus etwa 100 Metern in eine
Kleinkartenkolonie bei Hamburg-Hummelsbüttel. Alle fünf Besatzungsmitglieder
ließen dabei ihr Leben.
Doch auch nach dem tragischen Unglück bewies die Bundeswehr ihre Zuverlässigkeit:
Zwei Tage später konnte eine andere Bell UH-1D am Rettungszentrum einsatzbereit
gemeldet werden.
Seitdem fliegt „Anneliese“ – wie sie von der Besatzung und vielen
Hamburger Bürgern inzwischen genannt wird – Tag für Tag Einsätze über
Hamburg. Und nicht nur die Bürger wissen den Rettungshubschrauber zu schätzen;
Zitat eines Disponenten in der Feuerwehrleitstelle bezüglich der Wahl von
Einsatzmittel: „Wenn der Hubschrauber gerade einsatzbereit in der Luft ist,
wähle ich immer diesen, weil der sowieso am schnellsten ist…“
Fotos auf dieser Seite: Archiv
von Harald Rieger und Patrick Permien (www.sar71.de), Timo Jann, Boris
Pasternak
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