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20 Jahre MD 900 Explorer in Deutschland

16.08.2016

Berlin: Hier fand die ILA 1996 statt, die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung. Vor dem Bereich von IBCOL, der Europavertretung für die amerikanische Mc Donnell Douglas Helicopter System, erhielt Karl-Heinz Rehkopf, Chef der Firma Hubschrauber Sonder Dienst, seinen MD 900 „Explorer“ im typischen HSD-Blau. Ein Hubschrauber ohne Heckrotor war der Neuzugang beim damals drittgrößten privaten Betreiber im Luftrettungsdienst.

Reportage “20 Jahre MD 900“

Im Jahr 2012 haben wir auf rth.info zurückgeblickt auf damals 20 Jahre seit der ersten Markteinführung der MD 900 und dabei den Fokus auf die Technik sowie ihren internationalen Einsatz gelegt. Diesmal schauen wir genauer auf den Betrieb der MD 900 innerhalb Deutschlands seit ihrer ersten Nutzung hierzulande vor 20 Jahren.

Aufgrund des fehlenden Heckrotors war der „Explorer“ von Anfang an ein Exot. Die Technologie war von großem Interesse, reduzierte sie doch die Wahrscheinlichkeit einer Fremdgefährung bei Außenlandungen. Ebenso waren die Abmessungen der MD 900 höchst interessant für die Belange der deutschen Luftrettung, in der zu dieser Zeit vielerorts noch Bell UH-1D und BO 105 das Bild prägten: Die MD 900 ordnete sich zwischen diesen Baumustern ein – kompakt, aber innen geräumig.

MD 900 Explorer bei der ADAC Luftrettung

MD 900 Explorer bei der ADAC Luftrettung

Foto: Patrick Permien

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Wir blicken zurück – 20 Jahre danach. Die MD 900 konnte sich nicht durchsetzen und wurde sowohl im Luftrettungs- als auch im polizeilichen Einsatz von anderen Baumustern verdrängt.

Der Blickfang auf der ILA war für die Sekundärluftrettung an der Station Magdeburg oder Halle vorgesehen. Auch unterbreitete der HSD damals das Angebot, den Rettungshubschrauber „Christoph 36“ mit der MD 900 Explorer auszustatten, falls er den Zuschlag für den Betrieb des Magdeburger Primär-Standorts erhalten sollte. Dazu kam es nicht; viel später, im Jahr 2006, ging die Station des „Christoph 36“ vom Bundesministerium des Innern an die DRF.

Die D-HSDD als Christoph Niedersachsen am Flughafen Hannover-Langenhagen

Die D-HSDD als Christoph Niedersachsen am Flughafen Hannover-Langenhagen

Foto: Andre Wadman via Wikimedia Commons, unter freier Lizenz – Link zur Lizenz: GFDL-1.2

München: Auf der Ausstellung „AIR MED“ 96 wurde der MD 900 Explorer mit der Kennung „D-HSDD“ dem Fachpublikum vorgestellt. Dort konnten die Fachleute nicht nur den „Explorer“ des HSD, sondern auch ein neues Exemplar der Luxembourg Air Rescue (LAR) in Augenschein nehmen. Letzterer war am 10.06.96 vor und in der Banque Internationale à Luxembourg (BIL) der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Zum Einsatz kommen die Maschinen der LAR des Öfteren auch in Deutschland, haben ihre Einsatzbasen jedoch stets in Luxemburg gehabt.

Im Zuge der Reduzierungen der Luftrettungsstandorte des Bundesinnenministeriums (BMI) gab es auch Überlegungen des DRK, den Standort „Christoph 11“ in völliger Eigenregie zu betreiben. So berichtete der „Schwarzwälder Bote“ am 11.07.95 über die Vorstellung der MD 900 Explorer durch die Fa. IBCOL in Schwenningen. Auch zu dieser Verwendung der „Explorer“ kam es nicht.

Sowohl die ADAC Luftrettung als auch die Deutsche Rettungsflugwacht (heute DRF Luftrettung) zeigten Interesse an dem Hubschrauber ohne Heckrotor (NOTAR für „No Tail Rotor“). Von Seiten der ADAC Luftrettung hieß es, der „Explorer“ sei für die Aufgabenstellung sehr gut geeignet. Klärungsbedarf sah man noch bei den Wartungskosten und Intervallen. Die ADAC Luftrettung setzte seine beiden Maschinen in Mainz, Köln und Hamburg ein.

Der HSD setzte die MD 900 auch in Halle-Oppin ein, in späteren Jahren in der “Team DRF“-Lackierung

Der HSD setzte die MD 900 auch in Halle-Oppin ein, in späteren Jahren in der “Team DRF“-Lackierung

Foto: Jörn Fries

Die DRF plante den Einsatz einer „Explorer“ an der Station des „Christoph 46“ in Zwickau für einen Testzeitraum von sechs Monaten. Auch hierzu kam es nicht; warum der Test unterblieb, ist nicht bekannt. Das Team DRF, die damalige Betreiberkooperation unter DRF-Federführung, wurde im Jahr 2004 mit drei Maschinen des Typs MD 900 zum größten Betreiber diese Baumusters in der Luftrettung in Deutschland. Zu der Flottenvergrößerung beim HSD kam es, als die beiden Maschinen der ADAC Luftrettung aus der ADAC-Flotte ausgemustert wurden: Beim HSD fanden sie eine Anschlussverwendung. Die ursprünglich blau lackierte Maschine wurde, anders als die beiden vom ADAC übernommenen Hubschrauber, nicht mehr in den Farben der Deutschen Rettungsflugwacht lackiert. Das neue Design der „DRF Luftrettung“ erlebte dann keine der Maschinen mehr. Die D-HITH verunfallte 2005 am Flughafen Hannover bei einem Rettungseinsatz und wurde zum Totalverlust. Die Maschine „D-HMDX“ wurde an die Air Lloyd abgegeben. Dort zeigte man Pragmatismus: Der Schriftzug „NOTARZT“ am Heckausleger wurde kurzerhand zu „NOTAR“ verkürzt, und erst später durch “Air Lloyd“ ersetzt.

Auch in Nachbarstaaten Deutschlands, beispielsweise den Niederlanden, wurde die MD 900 schon vor Jahren in der Luftrettung durch andere Baumuster abgelöst. In Deutschland ist die MD 900 daher lediglich noch durch die grenzüberschreitenden Einsätze der LAR in der Luftrettung präsent. In Österreich fliegen noch vereinzelt Exemplare, doch regelmäßige Einsätze in Deutschland fliegen diese nicht.

Eine Besonderheit der MD 900 war die Beladung durch die Seitentür, wie sie sonst nur bei der Bell UH-1D gängig war

Eine Besonderheit der MD 900 war die Beladung durch die Seitentür, wie sie sonst nur bei der Bell UH-1D gängig war

Foto: Patrick Permien

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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