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Strasbourg: 40 Jahre Dragon 67

10.08.2013

Es ist der 13. März 1973 am Flugplatz Strasbourg-Entzheim: Der Französische Katastrophenschutz „Sécurité Civile“ stellt einen Rettungshubschrauber vom Typ Alouette II mit dem Rufnamen „Dragon 67“ in Dienst.

Einsatz der Alouette als „Dragon 67“

Einsatz der Alouette als „Dragon 67“

Foto: Michael Mau

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Einsatzgebiet des neu in Dienst gestellten RTH sind unter anderem die Regionen des Elsass und der Vogesen. Dieses sollte aber nicht lange so bleiben, denn bereits im Juni 1976 bot man der Bundesrepublik Deutschland an, ihren RTH auch grenzüberschreitend in den schnell zu erreichenden Gebieten Deutschlands einzusetzen.

Der Hubschrauber sollte dabei aber keinesfalls nur im Katastrophenfall eingesetzt werden, sondern z.B. auch bei primären und sekundären Einsätzen zum Tragen kommen. Hierfür war eine Vorlaufzeit von 15 Minuten vorgesehen. Allerdings kam es erst am 3. Februar 1977 zu einem deutsch-französischem Abkommen, welches die gegenseitige Unterstützung im Katastrophenfalle oder schwerwiegender Unfälle regelte. Allerdings betraf die Vereinbarung nur diese Einsätze, aber keine Alltäglichkeit von grenzüberschreitenden Flügen im Gebiet von Nord- und Südbaden. Mit an Bord war stets ein Hubschraubernotarzt mit Deutschkenntnissen.

Innenansicht des Cockpits Mitte der achtziger Jahre

Innenansicht des Cockpits Mitte der achtziger Jahre

Foto: Michael Mau

Im Mai 1979 kam es dann dazu, dass „Christoph 43“ sowie „Dragon 67“ (mittlerweile wurde eine Alouette III eingesetzt) zu einem gemeinsamen Einsatz alarmiert wurden, ein Grundstein wurde gelegt.

Im Vergleich zu den meisten heutigen Rettungshubschraubern war die Trage damals noch quer zur Flugrichtung positioniert

Im Vergleich zu den meisten heutigen Rettungshubschraubern war die Trage damals noch quer zur Flugrichtung positioniert

Foto: Michael Mau

Im Jahre 1981 fand ein deutsch-französisches Symposium zum Thema des grenzüberschreitenden Einsatzes der RTH beider Staaten statt. Das Symposium zeigte Erfolg von kurzer Dauer, denn „Dragon 67“ flog anfangs ca. 50 Einsätze auf deutschem Boden. Die französische Bürokratie sowie die immer weiter voranschreitende Verbesserung des bodengebundenen Rettungsdienstes in Deutschland verminderten die Zahl auf höchstens zwei Einsätze im Monat. Allerdings sieht ebenfalls seit 1981 ein Gesetz vor, den Hubschrauber im Kreis Ortenau einzusetzen, da deutsche Stationen wie Villingen-Schwenningen oder Karlsruhe eine Anflugzeit von 20 Minuten hätten.

Die negative bürokratische Situation wurde jedoch schnell erkannt, sodass die Zusammenarbeit ab dem Jahr 1982 immer besser klappte und die SAMU-Zentrale in Strasbourg zu positiven Bilanzen kam. Bereits im Jahre 1984 waren es dann schon wieder 80 Primäreinsätze in Deutschland.

Das markante Design der roten Maschinen mit einem weißen „Blitz“ war schon von weitem gut zu erkennen

Das markante Design der roten Maschinen mit einem weißen „Blitz“ war schon von weitem gut zu erkennen

Foto: Michael Mau

Bereits seit 2004 wird eine Eurocopter EC 145 eingesetzt

Bereits seit 2004 wird eine Eurocopter EC 145 eingesetzt

Foto: Peter Wollny

Einer der Erstbesteller für die neue EC145 bei Eurocopter war die Securite Civile im April 2002. Es dauerte nun auch nicht mehr lange und die künftige Stammmaschine F-ZBQ, konnte in Strasbourg im Jahre 2004 einsatzbereit gemeldet werden.

Dragon 67 im Einsatz

Dragon 67 im Einsatz

Foto: Michael Mau

Eine erneute Vereinbarung gab es zum 1. März 2009, diesmal in Zusammenarbeit mit dem Bundesland Rheinland-Pfalz. Vertreter unterzeichneten einen Vertrag über die beidseitige rettungsdienstliche Zusammenarbeit zwischen den Ländern in Strasbourg. Auch hier war wieder der Einsatz nur in besonderen Ausnahmesituationen geregelt, da man betonte: „Es ist nur einen ergänzende Kooperation und hat keinesfalls eine Kürzung der Kapazitäten auf Pfälzischer Seite nach sich zu ziehen“.

Von klein nach groß: unterschiedliche Modellhubschrauber vor dem Original

Von klein nach groß: unterschiedliche Modellhubschrauber vor dem Original

Foto: Michael Mau

Im April 2013 kam dann der Schock (rth.info berichtete): Das Innenministerium leidet unter dem Spardruck der Wirtschaft und die Flieger-Gruppe des Zivilschutzes lässt verlauten, dass in den nächsten Wochen sechs Standorte geschlossen werde könnten: darunter auch der Standort Strasbourg-Entzheim. Gerade im Jahre des 40-Jährigen Bestehens eine ziemlich ärgerliche und zugleich sehr frustrierende Meldung, da der Rettungshubschrauber in den vergangenen 40 Jahren in den Köpfen der Bevölkerung fest verankert und überhaupt nicht mehr weg zu denken sei.

Jubiläumszusammenkunft am 9. Juni 2013 im Rahmen des vierzigjährigen Bestehens der Station

Jubiläumszusammenkunft am 9. Juni 2013 im Rahmen des vierzigjährigen Bestehens der Station

Foto: Michael Mau

Kurze Zeit später kam dann allerdings die Entwarnung von Stéphane Bouillon, französischer Präfekt des Departments Ober-Rhein: Es soll keine Schließung des Standortes in Strasbourg erfolgen. Dazu lies er folgendes verlauten:

„Es ist absolut nicht vorgesehen, den Rettungshubschrauber von Strasbourg-Entzheim abzuziehen. Wir haben am 5. Februar eine Vereinbarung zur grenzüberschreitenden Nutzung des Rettungshubschraubers unterschrieben. Diese feste Kooperation über die Grenze verstärkt die Notwendigkeit für den Rettungshubschrauber in Strasbourg -Entzheim.“

Des Weiteren soll die Station in den kommenden Jahren für 1,8 Millionen Euro saniert werden.

Abflug von einer Einsatzstelle

Abflug von einer Einsatzstelle

Foto: Michael Mau

rth.info wünscht der Station und den Besatzungen von „Dragon 67“ auch in Zukunft stets „many happy landings“...

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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