Christoph 2, Frankfurt
12.06.2003
Einsatz im Hochtaunuskreis
Foto: Bernhard Rühl
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Der Rettungshubschrauber "Christoph 2" des Katastrophenschutzes ergänzt seit dem 15. August 1972 die primäre Notarztversorgung im Rhein-Main-Gebiet aus der Luft von der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) in Frankfurt am Main aus. Seit seiner Indienststellung hat der Standort nur wenige Veränderungen erfahren, wohl aber zu den spektakulärsten Änderungen gehört der neue Hubschraubertyp (eine BO-105 CBS-5) der seit 1996 im Dienst ist, weiterhin steht Christoph 2 seit September 1997 auf dem neuen Dachlandeplatz der BGU.
Bereits im Jahre 1968 führte man an dieser Klinik einen Feldversuch mit einem Hubschrauber durch, damals kam eine Vertol H21 Flying Banana zum Einsatz. Zur Besatzung dieses riesigen Hubschraubers gehörten ein Arzt, zwei Sanitäter, die beiden Piloten, ein Bordmechaniker und ein Feuerwehrmann. Sogar Einsatzutensilien wie Brechwerkzeug und ein großer Pulverlöscher wurden mitgeführt. All dies war dazu gedacht, schnellstmöglich Hilfe an den Ort des Geschehens zu bringen, um qualitativ Hilfe leisten zu können. Damals wurden die Einsätze dieses Hubschraubers von einem Kommandobus der Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main koordiniert, den man extra zu diesem Zweck an der BGU stationierte.
Christoph 2 vor seinem Hangar
Foto: Björn Heumann
Am 15. August 1972 war es dann endlich soweit, Christoph 2 konnte in den Dienst gestellt werden. Damals waren noch alle Maschinen des Katastrophenschutzes in Anlehnung an den ersten offiziellen Rettungshubschrauber Christoph 1 in München gelb lackiert, dennoch war der ADAC niemals in Frankfurt vertreten. Zwar bot man dem ADAC eine Drittel-Beteiligung an, diese wurde aber abgelehnt. Kostenträger waren stattdessen der Bund, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt am Main.
Bis 1997 glich die Station in Frankfurt eher einem Provisorium, der Arzt war in der Poliklinik der BGU unterwegs und verrichtete seinen Dienst, der Rettungsassistent war bei der Besatzung des ebenfalls an der BGU stationierten NAW untergebracht, der Pilot befand sich zumeist in einer angemieteten Wohnung auf dem Klinikgelände. Zu dieser Zeit stand Christoph 2 auch noch auf dem Vorplatz der Unfallklinik. In all den Jahren kam es des Öfteren vor, dass Personen durch die Landezone des Hubschraubers liefen oder PKW falsch geparkt waren und das Landen sich dadurch schwierig gestaltete. Des Weiteren war es immer sehr mühsam, die Maschine morgens und abends per Hand aus dem Hangar zu ziehen oder dort unterzubringen.
Einsatzbereit
Foto: Björn Heumann
Am 25.11.1996 kam es zu der ersten großen Veränderung, als der Katastrophenschutz die "alte" MBB BO-105 S durch eine neue Eurocopter BO-105 CBS-5 ersetzte. Trotz dessen, dass es sich um den gleichen Hubschraubertyp handelte, kamen viele Neuerungen und Verbesserungen hinzu. Zum Beispiel ist die Zelle der neuen Super-Five um 29 cm länger, das Abfluggewicht ist um ca. 200 kg gesteigert worden und die Triebwerke verfügen über eine höhere Leistung, was sich vor allem in Notfallsituationen als sehr positiv erweisen würde. Weiterhin wurden die Lautsprecher der Maschine teilweise in die Zelle integriert, was die Geschwindigkeit des Rettungshubschraubers um ca. 10 km/h erhöhte. Durch diese Leistungssteigerungen ist es auch möglich. mehr medizinisches Material mitzuführen; außerdem wurde der RTH mit zwei neuen Spritzenpumpen ausgestattet, die in der Lage sind, alle gängigen Spritzensysteme aufzunehmen.
Last but not Least bleibt das GPS-System zu erwähnen, welches eine schnellere und genauere Auffindung der Einsatzorte ermöglicht.
In dieser Hinsicht bleibt anzumerken, dass bereits Anfang der neunziger Jahre eine Ersatzbeschaffung für den drittältesten Rettungshubschrauber in der Bundesrepublik Deutschland in Erwägung gezogen wurde.
Einsatzmaschine, Typ BO 105 CBS-5 "Super Five"
Foto: Björn Heumann
Bei der damals geplanten Ersatzbeschaffung sollte es sich um das Hubschraubermuster BK 117 handeln, die sogar in der Lage ist einen Transportinkubator und eine Druckkammer zu transportieren. Die Pläne fielen jedoch der Deutschen Wiedervereinigung zum Opfer, da in den neuen Bundesländern ein Luftrettungsnetz etabliert werden musste und daher größerer Bedarf bestand.
Am 12. September 1997 konnte auch die zweite große Veränderung in Betrieb genommen werden, Christoph 2 zog auf das Hangardeck der BG-Unfallklinik.
Der alte Hangar war den gestiegenen Ansprüchen nicht mehr entgegengekommen, daher entschloss man sich unter Federführung des Trägervereins der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik einen Dachlandeplatz einzurichten. Hierfür wurde das Hauptgebäude der BG-Unfallklinik um zwei Stockwerke aufgestockt, wobei man den Dachlandeplatz und den Hangar als "Sahnehäubchen" betrachten kann. Die architektonische Gestaltung des Hangars verleiht dem ganzen Gebäude einen besonderen Flair, welcher nicht mehr aus der Skyline von Frankfurt wegzudenken ist. In der Dämmerung ist der Hangar des Christoph 2 schon aus weiter Entfernung zu entdecken.
Der Dachlandeplatz ist mit einer Tankanlage ausgestattet. Diese wird durch eine Pumpe gespeist, da sich der Spritvorrat in einem Tank im Keller des Klinikgebäudes befindet. Der Pilot fordert beim Tankvorgang eine gewisse Menge an Sprit an, die dann durch die Pumpe nach oben gefördert wird. Die Spritmenge, die nicht benötigt wird, wird wieder in den Tank abgelassen.
Wacht über den Dächern der weltkleinsten Metropole
Foto: Björn Heumann
Die Besatzung des Christoph 2 setzt sich wie folgt zusammen:
- Der Pilot kommt vom Bundesgrenzschutz (Grenzschutzfliegerstaffel Mitte in Fuldatal), welcher auch die flugtechnische Wartung des Hubschraubers übernimmt.
- Die Rettungsassistenten werden von der Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main gestellt. Diese versehen auch ihren Dienst auf der Leitstelle als Disponenten und können auf eine beträchtliche Erfahrung in diesem Bereich sowie als Rettungsassistenten zurückblicken.
- Die Notärzte stellt die BG-Unfallklinik, diese werden aus der Anästhesiologie und Chirurgie rekrutiert und versehen auch des Öfteren ihren Dienst auf dem an der Unfallklinik stationierten NEF.
Christoph 2 wird über die Leitfunkstelle Frankfurt (Kanal 486 G/U) alarmiert und koordiniert. Das Einsatzgebiet des Rettungshubschraubers erstreckt sich über 50 bis 70 Kilometer rund um den Stützpunkt in Frankfurt. Vor allem die angrenzenden Landkreise rund um Frankfurt nehmen die Dienste des Rettungshubschraubers gerne in Anspruch, dazu gehören zum Beispiel der Main-Taunus-Kreis, der Hochtaunuskreis, der Landkreis Main-Kinzig und Offenbach, aber auch Einsätze in den bayerischen Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg sind keine Seltenheit.
Während seinen über 30.000 Einsätzen hat der Frankfurter Rettungshubschrauber Christoph 2 bewiesen, dass er den anfallenden Aufgaben gerecht wird.
365 Tage im Jahr leisten die Luftretter in Frankfurt großartige Arbeit und auch morgen starten sie wieder zu einem Einsatz... über den Dächern von Mainhattan.