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Cuxhaven: Neuer Notarzteinsatzhubschrauber

23.07.2010

Cuxhaven (NDS) ::  Mit einer BO 105 CBS "Super Five" hat die Firma CHT Air Medical Service gestern am Standort Krankenhaus Cuxhaven den Dienstbetrieb eines neuen Notarzteinsatzhubschraubers, kurz NEH, aufgenommen. Darüber berichten die "Cuxhaven Nachrichten" am heutigen 23.07.2010. Das Foto zeigt die BO 105 auf einer Wiese während der Einweisung einer Notärztin. Erkennbar sind auf silberner Grundlackierung gelbe und blaue Beklebungen mit roter Schrift ("Notruf 112", "Notarzt"). Im Seitenfenster steht "operated by CHT". Die BO 105 ist mit einem WSPS (Cable Cutters) und dem dazu passenden Kufenlandegestell ausgestattet. Die Kennung lautet D-HUBE, wie rth.info anderweitig in Erfahrung bringen konnte. Dem Bericht zufolge handelt es sich um eine Maschine von action concept, die vormals für die Filmaufnahmen zur Serie "Cobra 11" Verwendung fand. Ob ein Leasing- oder Mietverfahren vorliegt, blieb unklar.

Wie bei den nicht DIN-genormten NEH üblich, dient der Hubschrauber nicht dem Transport von Notfallpatienten sondern ist als reiner Notarzt-Zubringer konzipiert.

Das Einsatzgebiet des NEH habe der Geschäftsführer grob eingegrenzt mit Verweis auf die Landkreise Cuxhaven, Wesermarsch, Stade, Pinneberg und den kreisfreien Städten Cuxhaven und Bremerhaven, sowie der (zu Hamburg zählenden) Insel Neuwerk. Damit ergeben sich sogar länderübergreifende Einsatzmöglichkeiten in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, im Land Bremen und auf Hamburger Hoheitsgebiet.

Die Alarmierung erfolge über die Leitstelle Cuhaven. Die Einsatzbereitschaft sei von morgens 07:00h bis Sonnenuntergang sichergestellt. Als Pilot fliege Gerald Burgdorff, der in diesem Beruf sehr erfahren sei, und einen Rettungsassistenten pro Schicht stelle die Berufsfeuerwehr der Stadt Cuxhaven. Für diese Aufgabe seien eigens Weiterbildungen angesetzt worden.

Die Kosten des Hubschraubers, die berechnet werden, seien mit denen der "Notarztwagenpauschale" gleichzusetzen. Die Krankenkassen als maßgeblicher Kostenträger der Luftrettung, so heißt es weiter, hätten aber bislang die Kostenübernahme verweigert. Wenig überraschend, hat doch das NEH-Konzept aus Mecklenburg-Vorpommern (NEH Bad Doberan) mit dem Exemplar Cuxhaven nach sehr langer Zeit einen Nachahmer gefunden. Weitere NEH-Standorte gibt es nicht (mehr). Die Konsensgruppe Luftrettung im Ausschuss "Rettungswesen" hatte schon 2003 in ihrem Abschlussbericht mit offenkundiger Ablehnung folgendes konstatiert:

"Der Einsatz eines sogenannten Notarzteinsatzhubschraubers ist fachlicherseits sowohl aus einsatztaktischen wie aus ökonomischen Gesichtspunkten abzulehnen. [...] Jedoch ist der Notarzteinsatzhubschrauber aufgrund seiner räumlichen Abmaße nicht in der Lage, die DIN-Ausstattung eines NEF mitzuführen. Er stellt aus diesem Grund kein Äquivalent zum NEF dar."

Was seinerzeit richtiggehend herablassend klang, wird nun möglicherweise neu zu bewerten sein, da CHT mit einem größeren Baumuster fliegt als die HeliFlight in Bad Doberan, und offenbar so auch die DIN-Ausstattung an Bord hat.

Dennoch wird sich schnell die Frage stellen, wie der NEH zumindest annähernd kostendeckend betrieben werden kann, solange die eigentlichen Kostenträger die Übernahme der Einsatzkosten verweigern. Sowohl der Helikopter als auch die hochqualifizierte Crew sind teuer im Unterhalt. Ob Patienten dann tatsächlich die Kosten in Rechnung gestellt bekommen, wie in Österreich zum Teil der Fall, und diese dann ggfs. klaglos begleichen werden, darf bezweifelt werden.

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Quelle(n):
Cuxhaven Nachrichten vom 23.07.2010

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Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

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Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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