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24h-Betrieb für Luftrettung im Schwarzwald?

24.11.2006

Furtwangen/ Villingen-Schwenningen (BWÜ) ::  Ein tödlich verlaufener Herzinfarkt ist Auslöser für eine Debatte um die notärztliche Versorgung in der Region Schwarzwald-Baar. Der Tod eines Infarktpatienten (49) in einem Fitnessstudio in Furtwangen Anfang November zog eine Anfrage der SPD im Bildungs- und Sozialausschuss des Kreistags Schwarzwald-Baar nach sich. Das berichtet der "Südkurier" in der Ausgabe vom 22.11.2006. Geprüft werde im Zuge der Anfragen und Kritik auch eine Nachtfluggenehmigung für den Rettungshubschrauber. SPD-Kreisrätin Beate Schmidt-Kempe hatte Aufklärung über die Möglichkeiten für nächtliche Luftrettung sowie die Vertretungs-Regelungen für die Region gefordert.

Im vorliegenden Fall war der Notruf bei der Leitstelle Villingen um 20:05h eingegangen – so weit seien sich alle Beteiligten einig. Die Darstellungen der Eintreffzeit des Notarztes variieren jedoch zwischen 18 Minuten (laut Leitstelle) und einer halben Stunde (Zeugen). Ersthelfer des örtlichen Roten Kreuzes seien etwa eine Viertelstunde nach dem Notruf vor Ort gewesen. Die Einsatzstelle habe sich in der Nähe des vor einigen Jahren geschlossenen Krankenhauses Furtwangen befunden. Da der bis heute dort stationierte Notarzt bereits mit einem anderen Patienten auf dem Weg in das Klinikum Villingen gewesen sei (Wegstrecke ca. 25km), habe man auf den Notarzt aus der Nachbarstadt St. Georgen zurückgreifen müssen.

Kreisverwaltung sowie die DRK-Rettungsleitstelle ("Leitstelle Villingen") hätten die Vorwürfe, die Rettung sei zu spät gekommen, als unzutreffend zurückgewiesen. Landrat Karl Heim erklärte, dass er den konkreten Fall "sauber aufgeklärt" haben wolle. Er brachte in der Ausschusssitzung sein Bedauern über die Situation zum Ausdruck. Grundsätzlich müsse "in 95 Prozent aller Fälle die maximal zulässige Anfahrtszeit von 15 Minuten" gewährleistet sein, gibt der Südkurier den Landrat wieder.

Hintergrund

  • In Furtwangen sind ein Rettungswagen und ein Notarzt rund um die Uhr einsatzbereit.
  • Bei Nichtverfügbarkeit des Rettungswagens und / oder Notarztes kann zu bestimmten Zeiten auf ehrenamtliche Ersthelfer des Rotkreuz-Ortverbandes Furtwangen zurückgegriffen werden, welche die Erstversorgung übernehmen.
  • Nächstliegende Krankenhäuser sind seit der Schließung des Furtwanger Krankenhauses die Kliniken Villingen, Schwenningen und Neustadt/ Schwarzwald.
  • Luftrettung in der Region
    • Örtlich zuständig ist aus Sicht der Luftrettung der Schwenninger Rettungshubschrauber "Christoph 11";
    • alternativ kann bei Bedarf "Christoph 54" aus Freiburg im Breisgau ebenfalls anfliegen. Beide Rettungshubschrauber sind nachts außer Dienst.
    • Nachts wird nötigenfalls auch auf die Rettungshubschrauber der Schweizerischen REGA zurückgegriffen werden, die jedoch aus Basel oder Zürich eine beträchtliche Anflugzeit haben.
  • Nächtliche Luftrettung wird in Deutschland nur vereinzelt im Bereich der primären Notfallrettung praktiziert. In fast allen Fällen stehen Rettungshubschrauber nachts nicht zur Verfügung, oder fliegen ausschließlich bereits bekannte und erkundete, ausgeleuchtete Landeplätze an. In solchen Fällen erfolgt dann meist die parallele Alarmierung eines bodengebundenen Notarztes.
    Nächtliche Intensivtransporte per Hubschrauber von Klinik zu Klinik sind hingegen seit vielen Jahren gängige Praxis.
  • Nachtsichtgeräte werden in Deutschland vor dem Hintergrund des schwierigen gesetzlichen Kontextes nicht für Zwecke der Luftrettung eingesetzt. In der Schweiz ist dies hingegen möglich und wird auch von der REGA genutzt.
  • In Schwenningen setzt die DRF das vergleichsweise kleine Baumuster BO 105 CBS ein. In den kommenden Monaten wird eine Umstellung auf die deutlich modernere EC 135 erwartet. Beide genannten Hubschraubertypen sind jedoch in der deutschen Nachtluftrettung (fast) nicht mehr vertreten. Die in Freiburg vorgehaltene BK 117 hingegen ist zahlreich in den 24h-Betrieb eingebunden.

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Quelle(n):
Südkurier

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