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Nach Gutachten: Quo vadis, Baden-Württemberger Luftrettung?

23.11.2020

Stuttgart (BWÜ) ::  Das Ende Juli 2020 vorgestellte Gutachten zur Struktur der Luftrettung in Baden-Württemberg hat in den zurückliegenden Monaten die Fachwelt in dem Bundesland im Südwesten viel beschäftigt. Das Innenministerium hatte die Ergebnisse des Gutachtens wie folgt zusammengefasst:

“Zur Schließung von Versorgungslücken soll jeweils ein zusätzlicher Hubschrauber in den Bereichen Osterburken und Lahr stationiert werden. Darüber hinaus sollen drei Standorte um einige Flugminuten verlegt werden: Christoph 54 von Freiburg nach Südosten, Christoph 41 von Leonberg nach Süden sowie Christoph 45 von Friedrichshafen nach Norden. Rund um die Uhr soll neben dem Standort Villingen-Schwenningen (Christoph 11) ein weiterer Hubschrauber am Standort Ludwigsburg (Christoph 51) im nördlichen Baden-Württemberg dienstbereit sein.“

(Quelle: Siehe erster Weblink)

Insbesondere die drei Standortverschiebungen lösten sowohl an den aktuellen Stationierungsorten Diskussionen aus, als auch in den verschiedenen Orten, die für die künftige Dislozierung in Frage kommen. Sollten die oben zusammengefassten Empfehlungen des Gutachtens vollumfänglich umgesetzt werden, bedeutet das den Neubau von fünf Rettungshubschrauber-Stationen mitsamt aller dazugehöriger Infrastruktur. Das würde viele Millionen Euro kosten. Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Finanzlage der Kostenträger schlecht, so dass aktuell eine Verdoppelung der Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen ab 2022 erwartet wird (siehe 2. Weblink). Jedoch berichtet der SWR aktuell auf Basis einer dpa-Meldung, dass die Kostenträger ihre Zustimmung zu der Restrukturierung signalisiert hätten:

“Das Ministerium von Thomas Strobl (CDU) will die Empfehlungen umsetzen. Die Krankenkassen, die das Rettungswesen bezahlen müssen, haben bereits ihre Zustimmung signalisiert.“

Die dpa-Meldung hat der “Schwarzwälder Bote“ in seiner Online-Ausgabe unter der Überschrift “Weiße Flecken bei Lufrettung“ (sic!) publiziert.

Pressespiegel zum Thema

Es darf angenommen werden, dass innerhalb der nächsten Monate und Jahre sukzessive mehr Details zu den künftigen Stationierungsorten bekannt werden, die ja allesamt bau-, umwelt- und luftfahrtrechtlich genehmigt werden müssen. Daher verzichten wir auf eine ausführliche eigene Kommentierung der bisherigen Diskussionsergebnisse aus den Regionen, tragen jedoch einige Pressestimmen zusammen.

Osterburken

“In Walldürn geht es bei diversen Bauprojekten weiter. Die Weichen dafür stellte der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Dienstag in der Nibelungenhalle mit einer Reihe von Arbeitsvergaben. Außerdem ging es um die Struktur- und Bedarfsanalyse der Luftrettung in Baden-Württemberg. [...] Der Verkehrslandeplatz soll Standort eines Rettungshubschraubers werden, so der Wunsch des Gemeinderates.“

fnweb.de, 01.10.2020

Leonberg, Christoph 41

“Derzeit wird geprüft, ob Engstingen-Haid der neue Standort für den Rettungshubschrauber Christoph 41 werden kann. Dieser könnte die medizinische Notfallversorgung auf der Schwäbischen Alb erheblich verbessern. [...] Insbesondere auf der Albhochfläche liegt die Zeit, bis der Rettungsdienst am Unfallort eintrifft und der Patient in der Klinik ist, teils deutlich über dem Landesdurchschnitt. [...] Eine neue südlichere Basis könnte in Engstingen auf der Haid sein. Ob und wann der Hubschrauber allerdings kommt, entscheidet das Innenministerium.“

Südwest Presse, 26.10.2020

“Wie bereits berichtet, bewirbt sich der Landkreis Reutlingen darum, den bislang in Leonberg stationierten Rettungshubschrauber Christoph 41 in die Region zu bekommen. Wie Hohensteins Bürgermeister Jochen Zeller jetzt im Gemeinderat berichtete, haben die drei Zweckverbandsgemeinden Engstingen, Trochtelfingen und Hohenstein dem Landrat Thomas Reumann bei der Standortsuche ihre Unterstützung zugesagt. Der Gewerbepark auf der Haid könne dafür sehr gut infrage kommen, sagte Zeller.“

Reutlinger General-Anzeiger, 22.10.2020

Sinngemäß berichtete auch SWR4 BW aus dem Studio Tübingen am 08.10.2020.

Christoph 41

Christoph 41

Foto: Patrick Permien

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Friedrichshafen, Christoph 45

“Der Rettungshubschrauber soll an seinem bewährten Standort bleiben: Das fordert der Kreistag im Bodenseekreis und hat einstimmig eine gemeinsame Resolution von CDU, Freien Wählern, Grünen, SPD und FDP beschlossen, in dem sich die Fraktionen gegen die Verlegung von „Christoph 45“ in den Kreis Ravensburg aussprechen.“

Südkurier, 21.11.2020

“Der Kreis Sigmaringen drängt auf die schnelle Verlegung des Rettungshubschraubers von Friedrichshafen Richtung Norden. Bavendorf kommt als Standort weiterhin in Frage.“

schwaebische.de, 14.11.2020

Christoph 45

Christoph 45

Foto: DRF Luftrettung, via https://flic.kr/p/N7cg8J – Link zur Lizenz: CC-BY-ND-2.0

Stuttgart/Ludwigsburg, Christoph 51

"Kehrtwende beim Thema Nachtflugverbot: Der Zweckverband Pattonville lehnte im Sommer eine Ausweitung der Betriebserlaubnis für den auf dem Flugplatz Pattonville stationierten Rettungshubschrauber Christoph 51 ab. Die Stadt Remseck schlug jetzt dem Gemeinderat vor, der Abschaffung des Nachtflugverbots für den Helikopter 'im Rahmen des noch zukünftig durchzuführenden Anhörungsverfahrens zuzustimmen und diese auch an die Zweckverbandsversammlung des Zweckverbands Pattonville zu empfehlen'"

Ludwigsburger Kreiszeitung, 01.10.2020

Freiburg im Breisgau, Christoph 54

Medizinisch spielt es für die Uniklinik keine große Rolle, wenn der Hubschrauber verlegt würde [...] Wir begrüßen eher, wenn durch das Gutachten eine engere Verzahnung von bodengestützten und Luftrettungskräften erzielt wird. So zitiert die “Badische Zeitung am 30.07.2020 einen Sprecher der Freiburger Uniklinik.

Christoph 54

Christoph 54

Foto: Matthias Hansen

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Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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