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Niederlande und Belgien: Zusätzlich temporäre ITH für Covid-19-Patienten

11.11.2020

Volkel (NL) ::  Nach dem ersten Ausbruch der Covid-19-Pandemie Anfang dieses Jahres schienen die harten Beschränkungen der europäischen Regierungen zur Eindämmung von Infektionen im Frühsommer erfolgreich zu sein, als die Krankheitsraten auf einem niedrigeren und kontrollierbaren Niveau lagen. Für die Niederlande bedeutete dies, dass der zusätzlich vorgehaltene ITH zum Transport von Covid-19-Patienten seinen Betrieb gegen Mai dieses Jahres einstellen konnte.

“Lifeliner 5“ verlässt mit einem Patienten das Krankenhaus in Utrecht

“Lifeliner 5“ verlässt mit einem Patienten das Krankenhaus in Utrecht

Foto: Peter ten Berg

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Bis September wurden erste Anzeichen dafür festgestellt, dass eine neue Zunahme der Covid-19-Fälle begonnen hatte. Die zunehmende Geschwindigkeit von Neuinfektionen in den folgenden Wochen führte zur zweiten Covid-19-Welle und hatte Ende Oktober wieder besorgniserregende Werte erreicht. Dies führte zu einer sofortigen Wiedereinführung des niederländischen ITH. Bei dem Hubschrauber handelt es sich um eine Airbus H145 des Betreibers ANWB-Medical Air Assistance. Die Maschine wird normalerweise als Reserve für den „Medic 01“ im Standby-Modus vorgehalten, der die nördlichen Watteninseln medizinisch versorgt. Doktor Geert-Jan van Geffen, Anästhesist, Unfallarzt und medizinischer Hubschrauberkoordinator des Radboud University Medical Center (umc), erklärt, dass die H-145 mit seiner größeren Kabine und dem medizinischen Rüstsatz einschließlich Spritzenpumpen ideal für den Transport von Covid-19-Patienten sei.

Aus dem Frühjahr: “Lifeliner 6“ unterstützte zusätzlich in der Spitzenzeit der ersten Welle der Pandemie

Aus dem Frühjahr: “Lifeliner 6“ unterstützte zusätzlich in der Spitzenzeit der ersten Welle der Pandemie

Foto: Peter ten Berg

Arzt/Ärztin und Krankenschwester / Krankenpfleger begleiten die Transporte, die auch über größere Entfernungen möglich sind, um schwer betroffene Regionen zu entlasten. Amanda Tijben, Flugbetriebsleiterin und Pilotin der ANWB-MAA, erläutert, dass der Hubschrauber (Kennung „PH-HOW“) wie im Frühjahr als „Lifeliner 5“ einsatzbereit und vorübergehend zusammen mit dem „Lifeliner 3“auf der Volkel Air Force Base stationiert sei.

“Lifeliner 5“ ist auf dem Luftwaffenstützpunkt Volkel untergekommen. Im Hintergrund sind zwei Chinook-Hubschrauber der Luftwaffe erkennbar

“Lifeliner 5“ ist auf dem Luftwaffenstützpunkt Volkel untergekommen. Im Hintergrund sind zwei Chinook-Hubschrauber der Luftwaffe erkennbar

Foto: Peter ten Berg

Im Frühjahr wurde in Spitzenzeiten auch die andere H145 als „Lifeliner 6“ eingesetzt. Derzeit hat „Lifeliner 5“ erneut mehrere Covid-19-Transferflüge durchgeführt, einschließlich eines Transfers nach Deutschland. Die Anzahl der Flüge scheint jedoch zumindest bis jetzt geringer zu sein als zu Beginn dieses Jahres. Derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass „Lifeliner 6“ kurzfristig benötigt wird. Der „Lifeliner 5“ steht tagsüber zur Verfügung und wird vom niederländischen Koordinierungszentrum für die Patientenverteilung beauftragt. Dieses Zentrum mit Sitz in Rotterdam überwacht die gesamte Kapazität der Intensivstation in den Niederlanden und hat die Befugnis, Patienten aus voll besetzten Krankenhäusern zu transferieren, um sie offen zu halten für neue Patienten. Die ANWB-MAA stellt den Hubschrauber und Piloten für „Lifeliner 5“. Dr. van Geffen ergänzt, dass der Radboud Umc in Nijmegen für die Gestellung der medizinischen Besatzung sowie die medizinische Bestückung dieses Hubschraubers verantwortlich ist. Nach einem Transferflug werden Hubschrauber und Ausrüstung in ca. 45 Minuten vollständig desinfiziert, um für einen weiteren Transferflug bereit zu sein. Wenn die Belegung der Intensivstationen mit Covid-19-Patienten wieder auf ein niedrigeres und überschaubares Maß zurückgegangen ist, wird der „Lifeliner 5“ seinen Betrieb einstellen, jedoch bei Bedarf erneut kurzfristig reaktiviert.

Unschwer erkennbar ein Bild aus dem Frühjahr. “Lifeliner 5“ wartete auf seinen nächsten Einsatz

Unschwer erkennbar ein Bild aus dem Frühjahr. “Lifeliner 5“ wartete auf seinen nächsten Einsatz

Foto: Peter ten Berg

Belgien stellt temporär ebenfalls zusätzlichen ITH bereit

Insgesamt sind die Niederlande und vor allem Belgien deutlich härter von der Pandemie betroffen als Deutschland. Im belgischen Bra-Sur-Lienne konnte am 1. November laut “grenzecho.net“ ein zweiter Hubschrauber den Betrieb aufnehmen, um die reguläre Luftrettung von den langen Desinfektionszeiten zu entlasten. Er sei zunächst befristet bis zum 26.11. im Betrieb. Die dazu genutzte Maschine komme aus der französischen Luftrettung, hieß es unter Bezugnahme auf die Zeitung “La Meuse“. Auf deren Internetseite ist ein Bericht (siehe Weblink) einsehbar, dessen Foto eine EC 135 (Beklebung. “Samu 1“) in Liège zeigt. Dort heißt es, der Hubschrauber werde ausschließlich für Covid-19-Patienten vorgehalten.

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siehe Weblinks; eigene Recherche

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