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Nachruf: Mit Dr. jur. Peter Hennes ist ein ganz großer Quer-Denker von uns gegangen

08.08.2020

Mainz (RPF) ::  Am Montag (03.08.2020) ist Dr. jur. Peter Hennes im Alter von 83 Jahren verstorben. Die Trauerfeier mit anschließender Beerdigung wird im engsten Familien- und Freundeskreis stattfinden. Dies geht aus einer Traueranzeige der Familie hervor, die am heutigen Samstag (08.08.2020) in der “Allgemeinen Zeitung“ (Mainz) erschienen ist.

Dr. jur. Peter Hennes beim 11. DRK-Rettungskongress in Hannover im März 2009 (neben ihm Kerstin Uterwedde vom DRK-Landesverband Sachsen-Anhalt)

Dr. jur. Peter Hennes beim 11. DRK-Rettungskongress in Hannover im März 2009 (neben ihm Kerstin Uterwedde vom DRK-Landesverband Sachsen-Anhalt)

Foto: Jörn Fries

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Mit Dr. jur. Peter Hennes verliert das bundesdeutsche Rettungswesen einen jener Quer-Denker, wie es sie nur wenige gab und gibt. Am 24. März 1937 in der späteren Bundeshauptstadt Bonn geboren, studierte Hennes Rechtswissenschaften an der 1947 wiederbegründeten Universität Mainz und in Heidelberg. 1965 legte er sein Zweites Juristisches Staatsexamen ab, zugleich promovierte er zum Dr. jur. Thema seiner Doktorarbeit war eine vergleichende Studie über das deutsche, französische und europäische Beamtenrecht.

1966 trat Dr. Hennes in den Dienst des Landes Rheinland-Pfalz ein. Als Referatsleiter Rettungsdienst, Sanitäts-und Betreuungsdienst beim damaligen Ministerium des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz und späterer Vorsitzender des Ausschusses Rettungswesen setzte er wichtige Akzente beim Aufbau der Luftrettung in der Bundesrepublik. Im Jahr 1991, zwei Jahre nach der politischen Wende in der Deutschen Demokratischen Republik, wurde er zunächst Mitglied des Beirats des „Handbuchs des Rettungswesens“, das noch heute als Endlos-Sammlung im Mendel-Verlag erscheint. Von 2002 bis 2015, also weit über seine aktive Zeit im Mainzer Innenministerium hinaus, war er Herausgeber dieser wichtigsten Gesetzes- und Erlasstextesammlung des bundesdeutschen Rettungswesens. Viele eigene Beiträge ergänzten dieses Kompendium, auch und gerade nach 1998, als er in den beamtenrechtlichen Ruhestand ging.

Der Autor dieses Beitrags hat Dr. Hennes Mitte der 1990erjahre kennen und schätzen gelernt, als die ersten regelmäßigen rheinland-pfälzischen Rettungsdienstsymposien ins Leben gerufen wurden und mit “Christoph 77“ ein weiterer rheinland-pfälzischer Luftrettungsstützpunkt geschaffen wurde. Beide begegneten sich später immer wieder, sei es bei DRK-Rettungskongressen, den Bundeskongressen Rettungsdienst des Kuratoriums für präklinische Notfallmedizin oder den Fachtagungen der ADAC Luftrettung.

Auch als Pensionär war Hennes weiter sehr umtriebig. Neben seinen Aktivitäten für das “Handbuch des Rettungswesens“ befasste er sich mit der Weiterentwicklung des (Luft-)Rettungswesens und schwamm des Öfteren auch gerne gegen den Strom. Frühzeitig prangerte er beispielsweise die Fehlentwicklungen bei den Vergütungen von Krankenhaus-Leistungen durch so genannte Fallpauschalen / Diagnosis Related Groups (DRG) an. Er forderte eine stärkere Verzahnung von Klinik/Notaufnahme mit dem Notarzt- und Rettungsdienst sowie einen eigenständigen Facharzt für Notfallmedizin – allesamt Forderungen, die bis heute ihren Widerhall finden, aber nicht umgesetzt wurden, weil sie am Widerstand etablierter ständisch organisierter Berufsinteressen scheiterten.

Über seine Nachfolger im Mainzer Innenministerium konnte sich Hennes regelmäßig aufregen. Er sah die Pionierarbeit, die er und andere in den Sozial- und Innenministerien der Länder und auch im Bund, insbesondere nach 1989, geleistet hatte – besonders mit Jürgen Wütscher und Wilhelm Schier aus dem Wiesbadener Sozialministerium verband ihn eine freundschaftliche Kollegialität – wenig gewürdigt, ja sogar gefährdet. Auch an den Krankenkassen (“Kranken Kassen“) als Kostenträgern und Sachverwalter der Gelder der Versichertengemeinschaft ließ er kein gutes Haar.

In den letzten Jahren war es ruhig um Dr. jur. Peter Hennes geworden. 2013 nahm er nochmals als einfacher Teilnehmer an der 13. Fachtagung der ADAC Luftrettung in der Mainzer Rheingoldhalle teil, zu vielen anderen Veranstaltungen wurde er schon damals nicht mehr eingeladen. Er hatte ja nichts mehr zu entscheiden. Manchmal lud er sich dann selbst ein. Aber: Die neu angebrochene Ära der Ja-Sager und ewigen Abnicker war nicht mehr seine Welt.

Was viele nicht wissen: Dr. Hennes widmete sich neben seiner großen Leidenschaft Rettungswesen der Arbeit mit vernachlässigten Kindern. Für ihn war Schule mehr als nur ein Aufbewahrungshort und Ort der reinen Wissensvermittlung, für ihn war sie ein Lernort, an dem aus Kindern und Jugendlichen mündige Staatsbürger wurden – und keine willfährigen Konsumenten.

Für Dr. jur. Peter Hennes waren Schule und das Rettungswesen zwei zentrale Elemente seines Schaffens (Titelbild einer Festschrift aus dem Jahr 1998)

Für Dr. jur. Peter Hennes waren Schule und das Rettungswesen zwei zentrale Elemente seines Schaffens (Titelbild einer Festschrift aus dem Jahr 1998)

Foto: Mendel-Verlag

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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