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„Flugretter helfen“ Kalender Edition 2019

12.11.2018

Bozen (I) ::  „Wer mit uns fliegen muss, dem geht es sehr schlecht und der hat meist ein sehr schwerwiegendes Problem“, erklärt Erich Näckler. Er ist Flugretter bei Pelikan 1, einem von drei Rettungshubschraubern, die in Südtirol stationiert sind. Von Bozen aus startet der erfahrene Retter mit dem Hubschrauber der Landesflugrettung Südtirol zu seinen oft lebensrettenden Einsätzen. Schon seit mehr als 25 Jahren.

Den erfahrenen Besatzungen um Pilot, Bordtechniker, Flugretter und Notarzt geht es dabei in erster Linie um die optimale notfallemedizinische Versorgung ihrer Patienten und die sichere Rückkehr von all ihren Einsätzen. Gerade in der zerklüfteten Bergwelt ist das für die Besatzungen aller drei Hubschrauber – der Pelikane 1 und 2 aus Bozen und Brixen von der Landesflugrettung Südtirol - und dem Hubschrauber Aiut Alpin Dolomites aus dem Grödnertal eine besondere Herausforderung. Drei Abstürze hat es in der Vergangenheit gegeben: „Zwei mal durch Kabel und einmal durch einen Triebwerksausfall damals noch mit der Dauphin“, erinnert sich Erich Näckler im Gespräch während einer Übung mit der Bergwacht des Alpenverein Südtirol (AVS). Bei diesem letzten Absturz war Erich Näckler selbst an Bord und wurde neben anderen Besatzungsmitgliedern schwer verletzt. „Ich hatte Wirbel kaputt, die Knie und Beine und Rippenserienfrakturen“, erzählt der Mann man mit nachdenklicher Stimme. Dennoch steht er heute wieder mit seinem Team am Berg, um zu trainieren, wie man Menschen aus lebensgefährlichen Situationen retten kann. Pilot Agostino Li Calci fliegt unterdessen mit der H 145, einem Hubschrauber der neuesten Generation, in wendigen Manövern hoch auf die Berge irgendwo im Vinschgau und bringt die Bergretter des AVS an die fiktive Einsatzstelle. Sein Bordtechniker, Sigi Seeper, steht währenddessen mit einer Seelenruhe in der offenen Schiebetüre auf der Kufe und bedient in Schwindel erregender Höhe die Rettungswinde, als hätte er nie etwas anderes getan. Beim nächsten Durchgang müssen auch Erich Näckler und Notarzt Francesco Bonsante mit nach oben und den Einsatz trainieren.

Bis dahin erzählt mir der sympathische Flugretter, der wie all seine Kollegen mit Leib und Seele bei der Sache ist, was die Crew von Pelikan 1 und die Kollegen von Pelikan 2, sowie dem dritten Südtiroler Rettungshubschrauber, Aiut Alpin Dolomites, neben ihren Einsätzen noch leisten: Denn ein Konkurrenzdenken gibt es hier nicht. Es geht den Flugrettungscrews einzig und allein darum, Menschen in Not zu helfen. „Wenn Du hoch auf die einzeln gelegenen Berghöfe fliegst, dann ist die Armut da oft zum Greifen nahe. Das kannst Du Dir nicht vorstellen, was da teilweise für ganz arme Verhältnisse herrschen“. Der erfahrene Retter wird nachdenklich, hält kurz inne und erzählt dann weiter: „Wenn dann noch der einzige Sohn bei der Heuernte ums Leben kommt, oder der Vater an einem Tumor stirbt, dann ist es um die Existenz dieser Familien ganz schlecht bestellt. Dieses menschliche Leid, was wir hier immer wieder sehen, kann sich einfach niemand vorstellen“. Erich Näckler blickt an den Berg zu seinen Kameraden mit dem Hubschrauber. Es ist still bis auf das Rotorengeräusch. Das Gesagte muss erst einmal sacken. Dann erzählt er weiter: „Deshalb machen wir in jedem Jahr einen Kalender mit Fotos der drei Südtiroler Hubschrauber. Der Erlös aus dem Kalenderverkauf ist dann für die bedürftigen Familien bestimmt, zu denen wir geflogen sind. Damit man wenigstens finanziell noch eine Stütze geben kann und den Hinterbliebenen damit nicht selten das Überleben sichert“. Ehrenamtlich machen sie das, neben ihren Diensten. Wenn sie eigentlich frei haben.

Mein Kollege und ich, die zum ersten Mal bei einem Rettungstraining in Südtirol zu Gast sein dürfen, sind zutiefst beeindruckt.

Während Agostino Li Calci unermüdlich ins Tal und wieder auf den Berg fliegt, Erich Näckler sich auf seinen Flug vorbereitet und im Hintergrund der Hubschrauber der Aiut Alpin Dolomites anfliegt, überfährt uns nach den Erklärungen von Erich beide eine Gänsehaut. Es beeindruckt uns sehr, dass die Retter hier auch neben ihrem Beruf so engagiert sind, den in Not geratenen Familien zu helfen und dass sie alle mit so viel Herzblut bei der Sache sind.

Erst während des Trainings in Südtitol und den wertvollen Gesprächen dort entsteht der Entschluss, diese herzliche Geste der Flugretter und den tollen Kalender den Lesern nicht vorzuenthalten und sie alle aufzurufen, die Aktion der Flugretter mit einem Kauf des Kalenders für 12 Euro plus Versand, oder einer freiwilligen Spende zu unterstützen.

Am Tag nach dem Training treffen wir die Pelikanbesatzung am Zentralkrankenhaus in Bozen erneut und werden wieder sehr herzlich empfangen. Wir sehen den Kalender 2018 und lesen die Zeilen eines Dankschreibens einer verwitweten Frau eines Berghofes nach dem Unfalltod ihres Ehemannes an die Landesflugrettung Südtirol: „Als wir dann noch eine finanzielle Unterstützung Eures Kalenderverkaufes bekamen, waren wir so sehr überrascht. Das hat uns unser Heim gesichert“. Diesem Abschluss gibt es nichts mehr hinzu zu fügen.

In Zusammenarbeit mit Flugretter Erich Näckler von der Landesflugrettung Südtirol können die Kalender in Deutschland bestellt werden unter: Matthias.Boehl@web.de

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Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

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Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

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