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Doppeltes Pech: Ulmer Luftretter gleich 2-mal von Defekt betroffen

17.08.2017

Ulm/Ballendorf/Stuttgart (BWÜ) ::  Der am Bundeswehrkrankenhaus (BwK) Ulm stationierte Rettungshubschauber “Christoph 22“ war in dieser Woche gleich zweimal von einem Defekt betroffen, der zur Gestellung eines Ersatzhubschraubers führte. Am Dienstag (15.08.2017) traf es die Einsatzmaschine vom Typ BK 117 mit dem Kenner D-HLIR (Baujahr 1992). Sie war am Dienstagnachmittag um kurz vor 15 Uhr in Ballendorf im Alb-Donau-Kreis bereits gelandet, als die Instrumente einen technischen Defekt anzeigten“, erklärte am Mittwoch Maxi Hartung, Sprecherin der ADAC Luftrettung. Die Maschine wurde vor Ort gegroundet, das RTH-Team forderte bei der ADAC Luftfahrt Technik (ALT) in Bonn-Hangelar eine Ersatzmaschine an. Der Patient wurde unterdessen Notarzt-begleitet mit einem Rettungswagen in die Klinik gebracht. Per Tieflader ging es dann für die D-HLIR nach Bonn-Hangelar, wo die Maschine demnächst sowieso zur Routine-Wartung erwartet worden wäre, wie Frau Hartung ergänzend mitteilte. Als Ersatzmaschine wurde aus Hangelar am frühen Mittwochmorgen (16.08.2017) die BK 117 mit dem Kenner D-HDPS (Baujahr 1986) zugeführt, mit der gegen 10 Uhr der Tagdienst aufgenommen wurde.

Auch die Ersatzmaschine vom Typ BK 117 mit dem Kenner D-HDPS hatte plötzlich und unerwartet einen Defekt (hier ist sie im August 2016 in Bremen als “RTH Jade-Weser“ zu sehen)

Auch die Ersatzmaschine vom Typ BK 117 mit dem Kenner D-HDPS hatte plötzlich und unerwartet einen Defekt (hier ist sie im August 2016 in Bremen als “RTH Jade-Weser“ zu sehen)

Foto: Magnus Reinke

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Und hier ist die D-HDPS im Mai 2012 als Ersatzmaschine des ITH “Christoph Murnau“ im Einsatz

Und hier ist die D-HDPS im Mai 2012 als Ersatzmaschine des ITH “Christoph Murnau“ im Einsatz

Foto: Jörn Fries

Am Nachmittag dann die nächste “Hiobsbotschaft“, wie es die “Schwäbische Zeitung“ ausdrückte (siehe Weblink im Kontextbereich dieser News): Denn auch die D-HDPS fiel aus: „Um 14 Uhr war der Hubschrauber bei Schlierbach in der Nähe von Kirchheim unter Teck planmäßig gelandet“, berichtet ADAC-Luftrettungs-Sprecherin Hartung: „Der Notarzt entschied sich [aus notfallmedizinischen Gründen], den Patienten mit einem [Rettungs]wagen [bodengebunden] ins [rund 35 Kilometer entfernte] Stuttgarter Katharinenhospital zu bringen.“ Um den Hubschrauberarzt dort wieder an Bord zu nehmen, flog der Hubschrauber von Schlierbach nach Stuttgart. „Als die Maschine um 15 Uhr vom Katharinenhospital zurück in Richtung Ulm starten sollte, zeigten die Instrumente einen Druckverlust an“, so Hartung weiter. Ursächlich dafür war ein Leck in der Ölleitung, das von den sofort verständigten Wartungsmonteuren behoben werden konnte. Die D-HDPS stand noch bis ca. 21 Uhr auf dem Dachlandeplatz des Katharinenhospitals in der Stuttgarter Innenstadt und konnte anschließend – nach Freigabe durch die ALT-Techniker – nach Ulm zurückfliegen. Heute früh um 7 Uhr nahm sie dann wieder ihren Dienst als RTH “Christoph 22“ auf.

Die einsatzbereit als zweite Ersatzmaschine vorgehaltene D-HBKK war schon des Öfteren in Ulm im Einsatz (hier Mitte Juli 2012 als “Christoph 22“ beklebt)

Die einsatzbereit als zweite Ersatzmaschine vorgehaltene D-HBKK war schon des Öfteren in Ulm im Einsatz (hier Mitte Juli 2012 als “Christoph 22“ beklebt)

Foto: Jörn Fries

Die luftrettungsdienstliche Versorgung in Ulm und um Ulm herum wurde am gestrigen Nachmittag von den RTH aus Augsburg (“Christoph 40“, Betreiber: ADAC Luftrettung), Dinkelsbühl-Sinbronn (“Christoph 65“, ADAC Luftrettung), Friedrichshafen (“Christoph 45“, DRF Luftrettung) und Kempten (“Christoph 17“, Bundespolizei) sowie dem Intensivtransporthubschrauber (ITH) “Christoph 51“ der DRF Luftrettung aus Stuttgart/Pattonville sichergestellt. Und für den Fall, dass die D-HDPS nicht mehr einsatzklar geworden wäre, stand in Bonn-Hangelar eine weitere BK 117 mit dem Kenner D-HBKK (Baujahr 1984) bereit. Da dies glücklicherweise nicht der Fall war, musste die ebenfalls lange Zeit in Ulm fliegende Maschine auch nicht mehr als Ersatzhubschrauber eingesetzt werden.

Murnau war der erste Standort der ADAC Luftrettung, der die H145 einsetzte (hier die Standortmaschine D-HEMS im August 2017 an ihrer Homebase)

Murnau war der erste Standort der ADAC Luftrettung, der die H145 einsetzte (hier die Standortmaschine D-HEMS im August 2017 an ihrer Homebase)

Foto: Jörn Fries

Ulm ist der bundesweit letzte Standort der ADAC Luftrettung, an der planmäßig eine BK 117 eingesetzt wird. Spätestens im Jahr 2018 wird sie auch dort durch eine hochmoderne H145 ersetzt werden. In Baden-Württemberg setzt die DRF Luftrettung diesen voll nachtflugtauglichen Rettungshelikopter seit 1. Juli 2017 als “Christoph 11“ an der DRK-Station in Villingen-Schwenningen ein. An den DRF-Luftrettungsstationen Freiburg, Karlsruhe/Baden-Airpark (im Wechsel mit EC 135) und Stuttgart hingegen wird zurzeit noch mit der BK 117 geflogen. Allerdings werden auch diese sukzessive durch EC145/H145 ersetzt. Der ADAC hat seine BK 117 allesamt nach Neuseeland verkauft, über das weitere Schicksal der BK 117 der DRF Luftrettung ist nichts bekannt.

Als Erstes traf es die BK 117 mit dem Kenner D-HLIR (hier als Neuzugang 2008 am BwK Ulm zu sehen)

Als Erstes traf es die BK 117 mit dem Kenner D-HLIR (hier als Neuzugang 2008 am BwK Ulm zu sehen)

Foto: Michael Schaufler

Autor

Wir danken für Unterstützung:
Marion-Maxi Hartung von der ADAC Luftrettung für die zeitnahe und sachgerechte Beantwortung unserer Anfrage

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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