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Westpfalz: Land sieht keinen Bedarf für eigenen RTH

09.11.2016

Kaiserslautern / Mainz (RPF) ::  Die Umsetzung der seit dem Jahr 2011 wiederholt erhobenen Forderung der Bürgerinitiative “Christoph Kaiser“, am Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern einen Rettungshubschrauber (RTH) zu stationieren (rth.info berichtete mehrfach), rückt in weite Ferne. Dies geht aus einem aktuellen Schreiben des Innenministeriums Rheinland-Pfalz vor, das der Redaktion von rth.info vorliegt.

Eine probeweise Stationierung sei der Bürgerinitiative (BI) “Christoph Kaiser“ nur für den Fall in Aussicht gestellt worden, dass ein entsprechender Bedarf nachgewiesen werden könne, heißt es in dem Schreiben vom 18. Oktober 2016. Seitens des Innenministeriums sei seit dem Jahr 2014 mehrfach darauf hingewiesen worden, dass kein konkreter Bedarf zur Stationierung eines Hubschraubers belegbar angemeldet wurde. Dem widersprach die BI: Es seien längst Zahlen geliefert worden, die den Bedarf belegen könnten. Allerdings konnten die von ihr vorgelegten Zahlen von den mit der Materie betrauten Fachleuten nicht nachvollzogen werden, heißt es in dem erwähnten Schreiben.

Im Januar 2016 hatte das Studio Kaiserslautern des Südwestrundfunks (SWR) auf seiner Website berichtet, dass außerdem laut Innenministerium die Kosten für den vor Ort gewünschten RTH-Standort zu hoch und die medizinische Versorgung in der Westpfalz bereits heute ausgesprochen gut seien (siehe externen Link im Kontextbereich dieser News). Als vorrangig sei die vertragliche Regelung des bodengebundenen Notarztdienstes anzusehen; hierüber würden Gespräche zwischen den betroffenen Kommunen, den Kostenträgern und dem Westpfalz-Klinikum geführt, hieß es seinerzeit.

Auf der Sitzung des Innenausschusses am 28. September 2016 habe der örtliche Ärztliche Leiter Rettungsdienst Angaben eines Ministeriumvertreters bestätigt, nach denen “im Rettungsdienstbereich Kaiserslautern weniger als 500 Einsätze pro Jahr mit der Beteiligung eines Rettungshubschraubers durchgeführt werden. Dies sind weniger als 1,3 Einsätze pro Tag.“ Zudem habe der RTH nur eine ergänzende Funktion zum bodengebundenen Rettungsdienst. RTH und Intensivtransporthubschrauber (ITH) könnten – im Gegensatz zu den bodengebundenen Rettungsmitteln – nicht bei jedem Wetter fliegen und auch nicht jeden Notfallort direkt ansteuern. Auch seien sie in der Nacht nur eingeschränkt einsetzbar. Die Prüfung durch das Innenministerium habe außerdem ergeben, dass “in dem in Rede stehenden Versorgungsgebiet – dies umfasst die Leitstellenbereiche Bad Kreuznach, Rheinhessen, Kaiserslautern, Ludwigshafen und Landau – 105 Rettungswagen, 43 Notarzteinsatzfahrzeuge und 141 Krankentransportwagen, insgesamt also fast 300 bodengebundene Rettungsmittel eingesetzt werden. Das dazu notwendige Personal umfasst rund 1.200 ausgebildete Personen. Der Anteil der luftgestützten Einsätze an der Gesamtzahl der Notfalleinsätze, die von Notarzteinsatzfahrzeugen, Rettungswagen und Rettungshubschraubern erbracht werden, beträgt rund zwei Prozent.“

Der auf den Bedarf abgestimmte bodengebundene Rettungsdienst in dem erwähnten Versorgungsgebiet werde bereits heute durch mehrere geeignete Luftrettungsmittel ergänzt (siehe hierzu auch die Karte).

“Der Bereich Kaiserslautern kann somit innerhalb von 30 Minuten von sechs Hubschraubern bedient werden.“ (auf der Karte fehlt noch der ITH “Air Rescue Nürburgring“)

“Der Bereich Kaiserslautern kann somit innerhalb von 30 Minuten von sechs Hubschraubern bedient werden.“ (auf der Karte fehlt noch der ITH “Air Rescue Nürburgring“)

Foto: Werner Wolfsfellner MedizinVerlag München

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“Der Bereich Kaiserslautern kann somit innerhalb von 30 Minuten von sechs Hubschraubern bedient werden. Eine Analyse der Flugminuten zu drei Referenzkoordinaten innerhalb des Leitstellenbereichs Kaiserslautern hat gezeigt, dass die Rettungshubschrauber von den Luftrettungsstationen Mainz, Ludwigshafen und Saarbrücken diese sogar innerhalb von 10 bzw. 13 Minuten Flugzeit erreichen. Außerdem gibt es zwei Notarzteinsatzfahrzeuge in Kaiserslautern.“

Das Schreiben, das vom Innenstaatssekretär Günter Kern unterschrieben ist und an den Präsidenten des Landtags von Rheinland-Pfalz Hendrik Hering gerichtet ist, endet folgerichtig: “Im Ergebnis kann festgestellt werden: Im Rettungsdienstbereich Kaiserslautern besteht eine gute rettungsdienstliche Versorgung. Vor diesem Hintergrund wird zum jetzigen Zeitpunkt kein Bedarf für die Stationierung eines Luftrettungsmittels in Kaiserlautern gesehen.“

Wie die BI auf diese ernüchternde Sachlage reagiert, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.

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Schreiben “Pläne für die Stationierung eines Rettungshubschraubers am Standort Kaiserslautern“ des Ministeriums des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz (Vorlage 17/261) vom 18.10.2016

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Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

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