Direkt zum Inhalt...

rth.info

Faszination Luftrettung

rth.info - Faszination Luftrettungzur Startseite


DRF will Streit um Hubschrauber schlichten

06.05.2004

Filderstadt (BWÜ) ::  Die Deutsche Rettungsflugwacht (DRF) betreibt den Intensiv-Transport-Hubschrauber "Christoph 52". Der soll bald wie berichtet nach Niebüll verlegt werden. Nachdem die betroffenen Kreise rund um den derzeitigen Standort bei Itzehoe Protest eingelegt hatten (wir berichteten...), hat die DRF jetzt einen Schlichtungsversuch in Form einer Stellungnahme unternommen.

rth.info hat in der letzten Zeit mehrmals die verschiedenen Kritiker der Pläne und deren Meinungen zitiert. Selbstverständlich möchten wir Ihnen im Rahmen einer neutralen Berichterstattung auch die Stellungnahme der DRF nicht vorenthalten. Sie finden diese untenstehend - ungekürzt und auch sonst in keiner Weise unsererseits modifiziert.

"Nach Ostern schien die Diskussion um die Zukunft der Luftrettung in Schleswig-Holstein beendet. Vertreter der Landkreise und kreisfreien Städte, der AGNN, der Krankenkassen und der DRF hatten unter Moderation des Sozialministeriums eine einvernehmliche Lösung gefunden. Heute stellt sich die Situation aus Sicht der Landkreise Steinburg, Dithmarschen und Pinneberg anscheinend anders dar.
In einer am 4. Mai 2004 veröffentlichten Resolution üben die Landräte dieser drei Kreise Kritik an der DRF. Diese habe gemeinsam mit den Krankenkassen entschieden, den seit Februar 2003 in Hohenlockstedt stationierten Intensivtransporthubschrauber "Christoph 52" nach Niebüll zu verlegen.
Die DRF weist darauf hin, dass diese Entscheidung einstimmig, ohne Enthaltungen oder Gegenstimmen, durch eine Arbeitsgruppe getroffen wurde, die unter Moderation des Sozialministeriums monatelang über die Zukunft der Luftrettung in Schleswig-Holstein beraten hatte. In dieser Arbeitsgruppe waren Vertreter verschiedener Landkreise, der Arbeitsgemeinschaft norddeutscher Notärzte (AGNN), des Städtetages, der Krankenkassen sowie der DRF. Auch die Landkreise Steinburg, Dithmarschen und Pinneberg waren durch einen gemeinsamen Abgesandten in dieser Arbeitsgruppe vertreten. Dieser Abgesandte der drei Landkreise hat der Verlegung von 'Christoph 52' nach Niebüll ebenfalls zugestimmt.
Die gemeinnützige Luftrettungsorganisation DRF (Deutsche Rettungsflugwacht e.V.) bedauert den Abzug ihres Hubschraubers mit Funkrufnamen 'Christoph 52' aus Hohenlockstedt sehr. Die DRF wurde im Februar 2003 sehr herzlich durch den Kreis Steinburg willkommen geheißen, als sie 'Christoph 52' von Hartenholm nach Itzehoe verlegte. Die DRF hat mit den politischen Entscheidungsträgern und Rettungsdienstorganisationen sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet. Auch die Integrierte Leitstelle Elmshorn (zuständig für den Rettungsdienst in Steinburg, Dithmarschen und Pinneberg) hat 'Christoph 52' seit seiner Stationierung in Hohenlockstedt sehr gut in das regionale Rettungsdienstsystem integriert. 'Christoph 52', der von 1985 bis 2003 in Hartenholm stationiert war, wurde seit seiner Verlegung nach Hohenlockstedt vor 14 Monaten sehr viel häufiger durch die Integrierte Leitstelle Elmshorn alarmiert als in den siebzehn Jahren zuvor.
Die erneute Verlegung von 'Christoph 52' ist jedoch notwendig, um drei Hubschrauber für ganz Schleswig-Holstein zu erhalten. Zum Hintergrund:
Eine Regionalanalyse des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen Schleswig-Holsteins hatte im Juni 2002 eine Neuordnung der Luftrettung in Schleswig-Holstein gefordert. Dazu gehörte die Abschaffung eines der drei vorhandenen Hubschrauber und die Umstationierung der verbleibenden zwei Hubschrauber innerhalb des Landes (geplant waren Schobüll und Weede). Durch diese Maßnahmen sollten zum einen Kosten eingespart werden und zum anderen die Notfallversorgung auf den Inseln und Halligen verbessert werden.
Nach langen Verhandlungen in der oben genannten Arbeitsgruppe haben die politischen Entscheidungsträger, die Krankenkassen und die DRF Mitte April 2004 eine für alle Seiten tragbare Lösung gefunden: Alle drei Hubschrauber können erhalten werden - unter der Voraussetzung, dass 'Christoph 52' nach Niebüll verlegt wird. Dadurch werden die Inseln im Notfall wesentlich schneller erreicht. Außerdem kann 'Christoph 52' grenzüberschreitende Rettungseinsätze in Dänemark fliegen. Dadurch werden – wie unbedingt gefordert - die Kosten der Luftrettung innerhalb Schleswig-Holsteins reduziert.
Die DRF erwartet, dass ca. 20 Prozent aller Einsätze von 'Christoph 52' zukünftig in Dänemark geflogen werden. Diese Einsätze werden mit der dänischen Seite kostendeckend abgerechnet, d. h. diese Einsätze gehen weder zu Lasten der deutschen Krankenkassen noch deren Versicherten. Auch die DRF-Fördermitglieder müssen diese dänischen Rettungseinsätze nicht mitfinanzieren.
Die DRF hatte im Jahr 2002 als einzige Organisation gegen die Inhalte der oben genannten Regionalanalyse und die drohende Abschaffung eines Hubschraubers in Schleswig-Holstein protestiert. Die DRF ist deshalb froh, dass nun eine einvernehmliche Lösung gefunden werden konnte, die mit dem Erhalt des dritten Hubschraubers die Qualität der Notfallversorgung für die gesamte schleswig-holsteinische Bevölkerung langfristig sicherstellt.
Wie in den letzten 29 Jahren wird der Rendsburger Rettungshubschrauber der DRF auch zukünftig zu Notfalleinsätzen in den Landkreisen Dithmarschen und Steinburg kommen, wenn er dazu durch die Integrierte Leitstelle Elmshorn alarmiert wird. Innerhalb des 50-Kilometer-Einsatzradius von 'Christoph 42' wird der Landkreis Dithmarschen zu mindestens 85 Prozent und der Landkreis Steinburg zu mindestens 75 Prozent abgedeckt. Da der DRF-Rettungshubschrauber 'Christoph 42' zukünftig eine 24-Stunden-Einsatzbereitschaft haben wird, ist auch nachts die Luftrettung in dieser Region sichergestellt. Der Landkreis Pinneberg liegt ganz im 50-Kilometer-Einsatzradius des Hamburger Rettungshubschraubers SAR 71 (HH Wansbek).
In der Arbeitsgruppe wurden verschiedene Möglichkeiten einer Neustationierung der drei vorhandenen Hubschrauber (Rendsburg, Itzehoe, Eutin) innerhalb des Landes diskutiert. Durch die Verlegung von 'Christoph 52' nach Niebüll ist zukünftig je ein Hubschrauber im Norden, in der Mitte und im Süd-Osten des Landes stationiert. Die damit verbundene Überlappung der jeweiligen Hubschrauber-Einsatzgebiete stellt zukünftig im ganzen Bundesland eine zeitnahe Luftrettung sicher, auch wenn einer der drei Hubschrauber bereits im Einsatz ist.
Natürlich ist die DRF auch für andere Lösungsmöglichkeiten in der Diskussion um die Zukunft der Luftrettung in Schleswig-Holstein offen, wenn diese einen allgemeinen Konsens finden."

Rechtlicher Hinweis: Die oben in kursiv wiedergegebene Stellungnahme der Deutschen Rettungsflugwacht e.V. (DRF), welche seitens der DRF erstmals am 05.05.2004 in Form einer Pressemitteilung auf ihrer eigenen Homepage publiziert wurde, muss nicht zwangsläufig den Meinungen, Ansichten und / oder Positionen der Teammitglieder von www.rth.info entsprechen. Verantwortlich für die Inhalte der Stellungnahme sind ausschließlich deren Verfasser.

- Anzeige -

Nachrichten zu diesem Thema im Archiv

Autor

Quelle(n):
DRF

Info-Abschnitt überspringen

Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

Alle Fachbegriffe...