[Aprilscherz] Kalkberg: Neue Option für Hubschrauberstandort?
01.04.2016
Aprilscherz 2016
Unser Aprilscherz 2016 war eine Satire auf die eigentlich sehr bedauerlichen Planungsfehler am Kölner Kalkberg. Diese gereichen den betroffenen Besatzungen der Rettungshubschrauber, die dort bald hätten stationiert werden sollen, zum Nachteil, denn sie müssen weiter mit Interimslösungen auskommen. Eine Tieferlegung der Station unter die Erdoberfläche gehört nicht zu den aktuell geplanten Optionen. Kommen Sie gut durch den April und bleiben Sie uns gewogen.
Köln (NRW) :: Die Probleme beim Bau der neuen Rettungshubschrauberstation am Kölner Kalkberg und der daraus resultierende Baustopp sind beispiellos in der Geschichte der deutschen Luftrettung. Wie bereits berichtet, sackt das Gelände langsam in sich zusammen, wodurch Risse entstehen. Die Stadt Köln lässt nun einen unkonventionellen Lösungsweg prüfen, bei dem obere Schichten des Kalkbergs ausgehoben werden sollen, um Teile der neuen Station unterhalb der Erdoberfläche zu legen. Dazu sagte Sabine Palm vom Kölner Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit dem WDR:
“Wir lassen aktuell weitere Bodengutachten erstellen, um alle möglichen Optionen am Kalkberg auszuschöpfen. Sollte ein Abtragen der oberen Schichten das Setzen des Bodens beenden, wollen wir die Station durch Tieferlegung an dem geplanten Standort halten, in den wir bereits mehrere Millionen Euro investiert haben.“
Das Architektenbüro sei beauftragt worden, die Pläne der Station auf eine Lösung mit sogenanntem Trogbauwerk auszuweiten. Die Sozialräume sowie der Landeplatz selbst sollen auf geringerer Höhe neu errichtet werden. Trogbauwerke bestehen aus seitlichen Stützwänden und einer geschlossenen Sohle. Es müsste sich in diesem Fall, aufgrund der Belastung des Kalkbergs mit chemischen Schadstoffen, wasserdicht ausgebildet sein. Zur Verankerung in dem schwierigen Untergrund sollen Rammpfähle aus Stahlbeton genutzt werden, nachdem eine Nachverdichtung erfolgt ist. Sobald die neuen Pläne geprüft sind, soll das Planfeststellungsverfahren für die Luftverkehrsanlage darauf angepasst werden.
Ähnlich wie die bereits existierende Rampe an der Zufahrt zur Station soll der Boden am neuen Landeplatz nachverdichtet und somit tiefergelegt werden
Foto: Tim und Ralph Nußbaum
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Vorteile durch Tieferlegung?
Dem WDR-Bericht zufolge gebe es neben dem Verbleib der Baumaterialien an Ort und Stelle auch flugbetriebliche Faktoren, die für den Bau einer RTH-Station “im Souterrain“ sprächen. An erster Stelle steht ein verbesserter Lärmschutz für die Anwohner. So werden die An- bzw. Auslaufphase bei Start bzw. Landung mit geringerer Lärmentwicklung nach außen erfolgen können. Außerdem kann nachts eine starke Landeplatzbefeuerung eingesetzt werden, ohne dass es zu einer Belästigung der Anwohner kommt. Ein weiterer Punkt ist die Unabhängigkeit von äußeren Witterungseinflüssen. Das gefahrlose Anlassen auch bei starkem Sturm wird somit möglich, bis die Rotorblätter hohe Geschwindigkeiten erreicht haben, bei denen sie gegen Schwingungen durch Windböen kaum noch anfällig sind.
Die Anwohner protestieren dennoch, wie der “Kölner Stadtanzeiger“ berichtet (siehe Weblink).
Die Baustelle auf dem Kalkberg, hier ein Archivfoto
Foto: Tim und Ralph Nußbaum
Rücksicht auf nahe Bahnbauwerke nötig
Wie der WDR bereits am 16. März berichtete, wird die “Causa Kalkberg“ aktuell im Kölner Stadtrat diskutiert. Weiterhin gibt es Politiker, die eine Verlegung fordern. Sie verweisen auch auf Wechselwirkungen mit dem Bahnbetrieb: Die notwendigen Aushub- und Rammarbeiten könnten unterirdische Zugangsstollen und Betriebsanlagen der nahegelegenen S-Bahn-Linie 6 beschädigen. Da in Köln bereits mehrfach bauliche Schwierigkeiten mit Bahnlinien auftraten, könnte dieser Aspekt die Pläne noch durchkreuzen: Köln hatte schlechte Erfahrungen mit der U-Bahn-Linie 5 beim Kölner Dom gemacht, wo Schwingungen auftreten und den Dom schädigen. Auch der Einsturz des Stadtarchivs beim U-Bahn-Bau im Jahr 2009 führte zu großer Vorsicht bei der Stadt als Bauträger.
Vorbild andere Standorte?
Vergleichbare Standorte wie am Kalkberg gibt es in Deutschland nicht, zumal an dem Doppelstandort Helikopter verschiedener Betreiber fliegen sollen. In Hannover gibt es jedoch einen unterirdischen Hangar: An der Medizinischen Hochschule (MHH) wird der “Christoph 4“ bereits seit Jahren mit einer Aufzuganlage in einen unter dem Landeplatz gelegenen Hangar verbracht. Einen Landeplatz, der von Erdwällen umgeben ist, gibt es in Wolfenbüttel beim “Christoph 30“. Auch dort ist der Lärmschutz ausschlaggebend gewesen; die Erde wurde aber aufgeschüttet, nicht abgetragen.
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